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Nach(t)kritik

So, 12.02.2017
18.00 Uhr

Heimspiel

Veranstaltung: Mitsingkonzert: DU SINGST... OPER! mit Johannes X. Schachtner
„Du singst…Oper!“: Spürbare  Lust zum Mitsingen ergriff das begeisterte Publikum beim „Heimspiel“ im fast gefüllten bosco-Saal. Unter der souveränen Leitung des in Gauting aufgewachsenen Dirigenten und Komponisten Johannes X. Schachtner schmetterten Laien mit Profisänger/innen des collegium Bratananium am Sonntagabend zum Finale den berühmten Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco. Wegen des brausenden Beifalls gleich zwei Mal.
 „Mitschmettern... endlich mal wieder in großer Runde im Chor singen... ein Wochenende musikalisch aktiv gestalten“: Diese Wünsche erfüllte dieses erste  Mitsingkonzert „Du singst... Oper!“ ohne Wenn und Aber: 100 Sängerinnen und Sänger hatte Johannes X. Schachtner in nur zwei Tagen bestens einstudiert – und mit seiner Begeisterung angesteckt. 
Tief berührend bot das eindrucksvoll große Chor-Ensemble zum Auftakt den Trauergesang aus der schon  um 1600 komponierten Monteverdi-Oper „Orpheus und Eurydike.“ Lauriane Follonier am Flügel überzeugte mit ihrer Virtuosität: Die Pianistin begleitete den Trauergesang der 100 Chorstimmen  perfekt.  So locker wie noch nie führte der schon Preis gekrönte Komponist und Dirigent Johannes X. Schachtner durch diesen Abend. Das Abschluss-Konzert des Workshops war zugleich eine Zeitreise durch die Operngeschichte.
Auf den Trauergesang des Orpheus, der in die Unterwelt aufbricht, um seine geliebte Eurydike zu entführen, folgt der Chor der türkischen  Janitscharen aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“: Mit den collegium-Bratanaium- Solisten Verena Schmid, Balthasar Schachtner - dem jüngeren Bruder des Dirigenten – und Ariane Dreisbach entfaltet der Chor den wunderbaren Lobgesang. Denn der mächtige Herrscher gibt die im Harem gefangene Constanze frei – für einen Anderen, erzählt Schachtner das Mozartsche Liebesdrama.
Weg von der Oper: Mit dem  von Franz Schubert vertonten Schauspiel „Rosamunde“, folgt ein beflügelndes Hirtenlied: „Hier auf den Fluren, mit rosigen Wangen, des Frühlings umfangen“ zieht auch die Zuhörer vollkommen in den Bann der Romantik. „Ich mache alles selber“ und schließlich hatte er sich auch noch ein eigenes Opernhaus bauen lassen: Wer das war? Richard Wagner. Aus dem Wettsingen der mittelalterlichen Zünfte zu Nürnberg hatte Wagner die bekannte Oper  „Meistersinger“ komponiert. Kraftvoll intonierten 100 Chorstimmen die ganze Wucht des berühmten „Wacht auf!“ mit zwei ein halb minütigem durchgängigem Sopran, ohne Pause.
Mit Tassilo Probst folgt das Highlight dieses „Werkstatt-Konzerts“: Der viel versprechende Soloviolinist, mehrfacher erster Preisträger von „Jugend musiziert“,  interpretiert die weltberühmte romantische „Meditation aus Tahis“ von Jules Massenet auf seinem phantastischem Instrument so durchscheinend, anrührend – als wäre das Werk gerade erfunden worden. Auf die vollendet gebotene  „Meditation“  mit Tassilo Probst, ergänzt vom Summchor, braust hingerissener Applaus durchs bosco.
Im Hier und Jetzt landet der hoch motivierende Dirigent Johannes X. Schachtner mit seinem Profi-Bratananium-Ensemble und den gut geschulten Laiensängern: Als finaler Höhepunkt erfüllt  der legendäre „Gefangenenchor“ aus der Nabucco-Oper des Giuseppe Verdi das ganze bosco. Das berühmte Freiheitslied ist quasi die Nationalhymne des heutigen Italiens: „Es geht um einen Herrscher, der an Selbstüberschätzung gelitten hat“, erzählt Johannes X. Schachtner. Das unterdrückte Volk habe sich gegen den Regenten gestellt.
Als das gewaltige „te saluta“ mit dem aufwühlenden Piano-Bässen und wilden Tremoli  der virtuosen Pianistin  Lauriane Follonier im Piano verklingt, kennt der Jubel keine Grenzen: Bravo und Getrampel im Publikum – und Zugabe-Rufe.
„Von Freiheit kann man nicht genug haben“, findet der Dirigent. Noch einmal begeistert danach der „Gefangenenchor.“ Wir hoffen auf weitere mitreißende Aufführungen „Du singst …Oper“ mit Johannes X. Schachtner auf diesem hohen Niveau. 
 
Christine Cless-Wesle, 12.02.2017


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 12.02.2017 | © Copyright Werner Gruban, Theaterforum Gauting