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Nach(t)kritik

Do, 08.02.2024
20.00 Uhr

Sounds in the hood

Veranstaltung: Jamaram meets Jahcoustix: Live and direct 2024

Am Ende tanzte der ganze Saal Walzer, paarweise, gruppenweise, auch expressive Walzersoli waren zu bewundern. Und das ging natürlich nur, weil der Saal unbestuhlt war bei diesem großartigen, schweißtreibenden, tanzbeinherausfordernden Konzert von Jamaram, die an diesem Abend noch Jahcoustix dabei hatten. Mit „Jamaram meets Jacoustix“ hat sich das bosco endgültig als feiertaugliche Live-Location bewiesen und gleich mal ganz neue Publikumskreise ins Haus geholt. Ein bisschen war es wie in einer der kleineren Münchner Hallen - nein, es war natürlich viel besser, persönlicher, emotionaler. Daheim in der eigenen hood: nur eine Viertelstunde Anreise brauchte die legendäre Band, die seit über zwanzig Jahren durch die Welt tourt und deren Homebase in Wessling und Umgebung zu finden ist. Die Five Lakes sind die heimliche Heimat des Reggae, dieses Reggae, dieser den ganzen Körper mitreissenden Sounds und Rhythmen, wie nur Jamaram sie beherrschen.

Natürlich zählt auch die Rezensentin zu den langjährigen Fans, und natürlich sind Fans eben Fans, aber dafür gibt es schließlich auch Ursachen, und solange die Künstler die Fans nicht enttäuschen, besteht kein Anlass, am kritischen Urteilsvermögen zu zweifeln. Und enttäuscht haben Jamaram definitiv nicht, schon gar nicht in der Kombination mit Sänger und Gitarrist Jahcoustix. Der künstlerische Dialog zwischen ihm und einzelnen Mitgliedern der Jamaram-Family besteht schon länger, zuletzt war man sogar zusammen im Studio und hat ein neues Album aufgenommen, aus dem an diesem Abend der gitarrenlastige, sehr entspannte Titel „Be you“ als erste Kostprobe zu hören war.

Die ruhigeren Nummern waren gut eingebettet in zwei explosivere Sets, die den Boden im bosco erzittern ließen und mit denen es, nicht zuletzt durch die für Jamaram so typischen Bläsersounds mit Sax und Trompete, gehörig was auf die Ohren gab. Natürlich fehlten auch Hits wie „Easy life“ oder „Out my window“ nicht, und wie das mit Hits so ist, ließen diese den Tobefaktor noch einmal ansteigen.

In den mehr als zwei Jahrzehnten ihres Bestehens haben sich Jamaram mittlerweile zu einem Mehr-Generationen-Konzertevent entwickelt. Und so waren auch im bosco neben den neuen, jungen Gästen die Fans der ersten Stunden dabei - wie sich das für ein Familienfest gehört. Gut zwei Stunden feierten alle miteinander ausgelassen und open minded. So stieß auch das bei dieser Band seit längerem präsente soziale Engagement auf offene Ohren (und Geldbörsen). Seit vielen Jahren schon unterstützen die Musiker das afrikanische Hilfsprojekt „Go Ahead!“ Und auch die Botschaft am Ende des Konzerts, angesichts der gegenwärtig so zahlreichen und beunruhigenden Krisenherde weltweit niemals den Glauben an die Menschheit und vor allem an die Menschlichkeit zu verlieren, kam folgerichtig über die Rampe und stieß auf offene Ohren: „We will never give up hope!“

So bleibt zu hoffen, dass das bosco künftig öfter mal die Stühle rausschmeißt und sich in eine Music-Hall verwandelt. Diese Sounds jedenfalls - und auch die passenden Lichtstimmungen dazu - machen Lust auf mehr.

Sabine Zaplin, 09.02.2024


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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Do, 08.02.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.