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Veranstaltungsinfo

Fr, 03.05.2024
20.00 Uhr
Klassik

31,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Busch Trio: Schumann, Beethoven und Schostakowitsch

Benannt nach dem legendären Geiger Adolf Busch, hat sich dieses junge Ensemble zum führenden Klaviertrio seiner Generation entwickelt. 2016 wurde das Ensemble mit dem wichtigsten Musikpreis der Niederlande, dem Kersjesprijs, ausgezeichnet.

Als drei eigenständige Solisten haben Omri Epstein, Mathieu van Bellen und Ori Epstein Preise bei internationalen Solowettbewerben gewonnen und sind Absolventen der führenden Britischen Musikschulen und Musikinstitutionen. Zusammengeführt durch ihre gemeinsame Leidenschaft für Kammermusik und inspiriert durch Mathieus Violine "ex-Adolf Busch" J. B. Guadagnini (Turin, 1783) feiern sie seither Erfolge und ernten Anerkennung für ihre "unbeschreibliche Ausdruckskraft".

Das Trio hat seinen Sitz in Amsterdam, wo es gemeinsam mit der Geigerin Maria Milstein seit 2019 in einer Scheunenkirche aus dem Jahre 1695 ein Kammermusikzentrum für Proben, Meisterkurse, Aufnahmen und Konzerte aufbaut und betreibt, um aufstrebende junge Kammermusiker zu unterstützen.

Die Gewinner der Royal Overseas League Competition 2012 konnten auch weitere Preise internationaler Wettbewerbe in Deutschland, Großbritannien und Italien für sich erspielen. Aus den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern ging das Trio als NORDMETALL-Ensemblepreisträger 2018 hervor.

MATHIEU VAN BELLEN, Violine
ORI EPSTEIN, Violoncello
OMRI EPSTEIN, Klavier

Programm
Robert Schumann: Fantasiestücke op. 88
Ludwig van Beethoven: Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1 „Geistertrio“
Dmitri Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67

Zu diesem Konzert wird der Bayerische Rundfunk einen Mitschnitt machen. Der Sendetermin ist: Montag, 20. Mai 2024, 16.05 Uhr, BR-Klassik.

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Nach(t)kritik
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Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Nach diesem oft grimmig lachenden oder verzweifelt traurigen, mit einem janusköpfig verarbeiteten jüdischen Volkslied endenden Schostakowitsch-Trio hätte es eigentlich keiner Zugabe bedurft, aber mit dem Allegretto aus dem Es-Dur-Trio op. 70/2 von Ludwig van Beethoven gab es einen lebensfroh gelösten Ausklang eines Konzerts, das eines der Extreme war, im Lauten wie Leisen und auch was die Expression anging.

Außerdem korrespondieren diese fünf Minuten wunderbar mit  dem D-Dur-Trio aus op. 70, das im selben Jahr 1808 entstandenen ist. Bei diesem  Geistertrio reizte das Busch Trio die Kontraste schon mächtig aus, was dem Toningenieur des Bayerischen Rundfunks, der das Konzert für die Übertragung am Pfingstmontag (16:05 Uhr) mitschnitt, sicher ein paar Schweißausbrüche bescherte. Denn der Geiger Mathieu van Bellen sowie die Brüder Ori (Cello) und Omri  Epstein (Klavier) strebten alles andere als gediegenen Schönklang an, sondern sind brennende Ausdrucks-Musiker, die viel riskieren. Da darf schon mal der Flügel im Fortissimo klirren und auch der Klang der Streicher einen erheblichen Geräuschanteil bekommen.

Das ist ein mutiges, manchmal ruppiges Spiel, das aber, etwa im Largo assai ed espressivo des op. 70/1 auch so zart und zerbrechlich klingen kann, dass das Publikum mucksmäuschen still war, bevor der Pianist plötzlich wieder einen Akkord in die Tasten stanzte, dass man fast erschrak. So entstand freilich eine Gespanntheit und oft vibrierende Spannung, die großartig war und unter die Haut ging.

Die einleitenden vier Fantasiestücke op. 88 des 32-jährigen Robert Schumann von 1808 waren da vergleichsweise harmonisch gerundete Stücke, auch wenn zweiter Satz (Humoreske) oder das Finale „im Marschtempo“ so ganz anders klangen als das zauberhafte Duett oder die einleitende Romanze. Fast dominierte da der ungemein präsente, überhaupt sehr sanguinische Pianist allzu sehr, während die beiden Streicher (vor allem die Geige) keineswegs herausstachen, sondern ganz kammermusikalisch homogen zurückhaltend blieben.

Nach der Pause dann das hundert Jahre später, mitten im zweiten Weltkrieg komponierte Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67 von Dmitri Schostakowitsch. Es beginnt mit einem wunderbar gläsern  entrückten Solo des Cellos im Flageolett, in das die Geige fast tonlos einstimmt und später auch das Klavier nur ein paar versprengte, von Pausen durchsetzte Töne hinzufügt, bevor in einem schnelleren Tempo sich ganz langsam der Satz entwickelt. Nach der erschütternden Klage des Largo bringt, fein gezupft, erklingt im finalen Allegretto das Zitat eines jüdischen Volkslieds, das – anfangs eher geflüstert – am Ende in einen so wüsten Strudel verwickelt wird (mit einer immer ekstatischer in die Höhe getriebenen Geige), dass man nicht mehr an ein glückliches Ende glaubte. Auch hier wieder gingen die drei jungen Männer an den Rand dessen, was an ihren Instrumenten möglich ist - mit aufregendem Ergebnis!

Nach den leise verdämmernden lang gehaltenden Akkorden de Klaviers, die den geheimnisvollen Beginn des Largo zitieren, und einem allerletzten, ganz verhaltenen Aufblitzen des Lieds, nun wieder im Adagio-Tempo, herrschte  lange beklommene Stille, bevor großer Beifall aufbrandete. Für den bedankten sich Mathieu van Bellen sowie Ori und Omri Epstein mit besagtem Beethoven, der uns wieder in die reale Welt zurückholte.