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Nach(t)kritik

So, 04.03.2018
16.00 Uhr

Auf gehts mit der Kutsch

Veranstaltung: Heinrich Klug, Münchner Philharmoniker & Puppet Players: Mozart auf Reisen

Was mag er alles gesehen haben auf seinen Reisen quer durch Europa, der kleine Wolferl, das Wunderkind, der phantastische Komponist Wolfgang Amadeus Mozart? Vater Leopold schleppte seine beiden Kinder von Konzertsaal zu Konzertsaal, so wie heute begeisterte Eltern ihre Kinder von einem Casting zum nächsten zerren. Eine Kindheit zwischen Wiesen und Feldern, Ballspielen und Großmuttergeschichten war das nicht - man kann es bei Peter Härtling in seinem wunderbaren Roman „Das ausgestellte Kind“ nachlesen. Üben, Vorspielen, Perücke auf, Bückling machen, sich von Kaiserinnen und anderen gepuderten Damen abbusseln lassen, und immer wieder hinein in die Kutsche. Gefederte Karosserien, Stoßdämpfer und weiche Polster standen damals nicht zur Verfügung. Der kleine Wohlfeil wurde hin- und hergeworfen in seiner „Ruckl-Zuckl-Kutsch“, als wäre das Vehikel ein Synonym für sein weiteres Leben.

Und die „Ruckl-Zuckl-Kutsch“ wirft die kleine Pappfigur auch während des Kinderkonzertes mit Heinrich Klug, Maria Reiter, Solisten der Münchner Philharmoniker und zwei sehr begabten jungen Nachwuchsmusikern (Konrad Gmelin an der Geige als Mozart, Helena Lüft am Klavier als Nannerl) hin und her, von einer Station zur nächsten. Wien, Paris, Frankfurt, London und noch viele mehr - die Landkarte am Bühnenrand zieren viele Zielfähnchen. Doch der Kleine war nicht nur ein hochbegabter Musiker, sondern eben auch ein Kind - ein phantasievolles, kreatives, aufmerksames Kind. Kinder sehen anders auf Reisen. Kinder sehen nicht die prachtvollen Bauten mit ihren Spiegelsälen oder die prall gefüllten Brieftaschen der hohen Herren. Kinder sehen den Gaukler, die Tänzerin, das kleine Hündchen mit der Gepuderten an der Leine. Und genau so hat Stefan Fichert von den Gautinger Puppet Players auch die Marionetten und das ganze Spiel rund um diesen „Mozart auf Reisen“ auch gestaltet. Da gab es bei Wasserburg einen Radbruch der Kutsche, man musste die Reise unterbrechen, bis das Rad repariert war. Dem kleinen Wolfgang erscheint diese Panne wie der Tanz einer Artistin mit ihrem Einrad. In Paris sind die Gesichter der Frauen vor lauter Schminke gar nicht zu erkennen, so wie die Fratze der Madame Pompadour unter ihrem Haarturm - wie eine Trapeznummer wirkt dieses Maskenspiel auf das Kind. Und als der kleine Mozart dann auch noch krank wird unterwegs, hat er tatsächlich eine Begegnung mit dem Sensenmann, bei dem sich sämtliche Gliedmaßen selbständig machen und davonfliegen können.

Gemeinsam mit Puppenspieler Konrad Wipp führt Stefan Fichert die von ihm gebauten Marionetten durch die Reiseträume des begabten Kindes, zu Mozart-Musik, aufgeführt von den Philharmonikern Alexander Möck, Albert Osterhammer und Sleawomir Grenda, die von Maria Reiter am Akkordeon und dem früheren Solocellisten der Philharmoniker, Heinrich Klug, harmonisch ergänzt wurden. Wie immer führte Heinrich Klug auch als Erzähler durch den Nachmittag und begleitete den kleine Mozart auf seiner wilden Reise. Donner und Blitz!

Sabine Zaplin, 04.03.2018


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 04.03.2018 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.