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Theaterforum

KULTUR IST NICHT DIE SAHNE AUF DEM KUCHEN, SONDERN DIE HEFE IM TEIG!

Kabarett, Schauspiel, Kammermusik, Jazz, Kindertheater, Literatur, Tanztheater .... Inzwischen über 2.500 Veranstaltungen hat das Theaterforum Gauting in mehr als 30 Jahren zur Aufführung gebracht.


Vorstand Theaterforum Gauting e.V.:
Thomas Hilkert, Vorsitzender
Werner Gruban, Stellvertreter
Katharina Hoheneichner, Kassierin
Willi Rodrian, Vorstand

Programmleitung:
Werner Gruban: Literatur, Philosophie, Vielklang
Katja Friedrich: Klassik, Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater
Hannah Runkist: Ausstellungen
Désirée Raff: Kabarett
Anna Fichert: Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater
Silvia Bauer-Wildt: Heimspiel
Hans-Georg Krause: Sonderprojekte
Ludwig Seuss: Jazz
Sabine Zaplin: Literaturprojekte
Andrea Pfannes: Ansprechpartnerin Schulen
 
Mitarbeit:
Angelika Hilkert: Abendkasse
Katharina Hoheneichner: Dekoration und Abendkasse
Marita Keller: Archiv

Gegründet am 21. September 1993 als gemeinnütziger Verein. Die Satzung formuliert als Zielsetzung u.a. "die Förderung von Kreativität im kulturellen und künstlerischen Bereich." Der Verein strebt dieses Ziel u.a. durch kulturelle Veranstaltungen an.

Seit 1993 fand jährlich im Oktober das "kleinste Theaterfestival der Welt" statt – die Gautinger Theatertage. Das waren 14 Tage Schauspiel, Lesungen, Kabarett, Tanz- und Kindertheater. Ab 1997 dehnte sich das Angebot kontinuierlich zu einem Jahresprogramm aus, das derzeit rund 120 Veranstaltungen aus den Bereichen Schauspiel, Kabarett, Literatur, Kammermusik, Kindertheater, Jazz, Film, Ausstellungen u.a. umfasst. Anfang 2016 hatten wir unsere 1350. Veranstaltung. Spielorte waren zunächst die Schulaulen der Hauptschule, des Gymnasiums, Turnhallen und der TheaterSpielRaum im Keller der Hauptschule. Seit September 2005 steht dem Theaterforum mit dem Bürger- und Kulturhaus bosco feste Spielstätte  zu Verfügung. Der Gemeinderat beauftragte den Verein zusätzlich zum Programmangebot die organisatorische Betreuung und Verwaltung des bosco zu übernehmen.

Seit der Eröffnung des  bosco, Bürger- und Kulturhaus Gauting im Jahr 2005 konnten neue Programmangebote etabliert werden:

SCHAUSPIEL

In der Schauspielreihe konnten  größere Produktionen von namhaften Schauspielhäusern aus der ganzen Bundesrepublik eingeladen werden. Die Theatertage hatten ab der Spielzeit 09/10 für drei Spielzeiten eine Ausweitung nach Starnberg erfahren: das Abonnement bot jeweils vier großstädtische Gastspiel-Vorstellungen im Bürger- und Kulturhaus bosco und in der Schlossberghalle Starnberg. Aus Gründen der schwierigen Akustik in der Schlossberghalle wurde die Zusammenarbeit mit Starnberg wieder beendet.
In Gauting ist herausragendes Schauspiel weiterhin zu sehen und sorgt regelmäßig für ausverkaufte Vorstellungen. Aus der Gästeliste: Deutsche Theater Berlin, Maxim-Gorki-Theater Berlin, Theater an der Ruhr, Staatsschauspiel Dresden, Düsseldorfer Schauspielhaus, St. Pauli-Theater Hamburg, Theater Chemnitz, Schauspiel Frankfurt, Metropoltheater München, Familie Flöz, Theaterlust München,  Gardi Hutter, Theater Erlangen, Theater Konstanz, Theater Wuppertal, Renaissancetheater Berlin, Theater Regensburg, Neue Bühne Senftenberg, Kulunka Theatro/Spanien,...
 

KLASSIKFORUM

In Zusammenarbeit mit dem musikbegeisterten Architekten Rainer A. Köhler haben wir eine hochrangige Kammermusikreihe entwickelt. Bis zu 16 Konzerte im Jahr bieten den klassischen Musikliebhabern ein großes, breites Angebot herausragender Künstler. Aus der Gästeliste: Ensemble Berlin, Quatour Ebène, Solisten der Münchner Philharmoniker, Gewandhaus-Quartett, Julia Fischer, Solisten der Bamberger Symphoniker, Arabella Steinbacher, ARD-Preisträger, Michael Volle, Antoine Tamestit, Nicolas Altstaedt, Gabriele Montero, Renaud und Gautier Capucon, Vogler Quartett, Philharmonia Quartett Berlin, Gabor Boldoczki, Boulanger Trio, Martin Stadtfeld, Isabelle Faust, Sharon Kam, Patricia Kopatchinskaja, Mitsuko Uchida, Juliane Banse, Bernd Glemser, Meta4, Jeremy Denk, Boris Giltburg, Danish String Quartet, Sa Chen, Quatuor Voce, Isabelle Faust, Valentin Radutiu, Mandelring Quartett, Jerusalem Quartett, Artemis Quartett, Armida Quartett, Daniel Müller-Schott, Ingolf Turban, Fauré-Quartett, Quatuor van Kuijk, Les Vents Francais, Herbert Schuch, Quatuor Modigliani, Trio Shaham, Erez, Wallfisch....

JAZZFORUM

In den ersten Jahren entstand in Kooperation mit LoftMusic eine Jazzreihe, die bemerkenswerte europäische Jazzmusiker ins Bürger- und Kulturhaus bosco lädt. Seit 2015 ist der Musiker Ludwig Seuss künstlerischer Leiter der Jazzreihe. Als gemeinsame Präsentation von Klassik und Jazz entstand 2008 das Sommerfestival Piano non Solo.
Aus der Gästeliste: Martin Schmitt, Modern String Quartet, Moscow Art Trio, Heinz Sauer, Michael Wollny, Michael Hornstein, Klaus Kreuzeder, Max.Bab, Johannes Enders, Markus Stockhausen, Lotus Eaters, Elina Duni Quartett, Trio EM, Michael Riessler, Subtone, Radio-String-Quartet, David Gazarov, Extra Virgine, Max Neissendorfer Trio, Benedikt Jahnel-Trio, Guinga, Max-von-Mosch Orchestra, Adam Baldych, Organ Explosion, Vladimir Kostadinovic, Nils Wogram, Viktoria Tolstoy, Jakob Karzon, Axel Zwingenberger, Matthias Bublath Band, Soleil Bantu Sextett, Andi Kissenbecks Club Boogaloo, Rosetta Trio, Pablo Held Trio, Michi Achers Alien Ensemble, Leroy Jones, Hildegard lernt Fliegen, Henning Sieverts, Erika Stucky, Don Menza Quartett, Thilo Kreitmeier ...

HEIMSPIEL

Für die Künstler aus der Region haben wir unter der Leitung von Gabriele Klingenstein die Reihe HEIMSPIEL entwickelt. Quer durch alle Gattungen und Stilarten bietet die Reihe jungen und etablierten Künstlern aus Gauting und der Umgebung ein beliebtes Forum. Aus der Gästeliste: Auros Trio, Gisela Auspurg & Sebastian Pusch, Halina Bertram, Miku Nishimoto-Neubert, Black Patti, Neuausgabe Streichquartett, Trio Animando, Simon Schachtner, Index 4, Heinrich Klug & Maria Reiter, Gitti Pirner & Halima Bertram, Susanne-Karl-Trio, Lena Neudauer & Paul Rivinius, In-Voice, Paola de Piante Vicin & Adrian Oetiker, Duo "La Popp" & Gerhard Späth...

LITERATURFORUM 

Werner Gruban zeichnet für die Lesungen im Bürger- und Kulturhaus bosco verantwortlich. Das breite Spektrum reicht von großen Namen über speziell konzipierte Reihen bis zur Ausschreibung und Verleihung des Gautinger Literaturpreises, der 2015 zum dritten Male verliehen wird. Aus der Gästeliste: Wolf Euba, Jochen Striebeck, Stefan Hunstein, Gert Holzheimer, Harry Rowohlt, Max Mannheimer, Reinhard Kaiser, Stefan Wilkenig, Roger Willemsen, Matthias Friedrich, Sebastian Hofmüller, Judith Huber, Sabine Kastius, Esther Kuhn, Bettina Mittendorfer, Belle Schupp, Peter Weiss, Sabine Zaplin, Claudia Klischat, Werner Schneyder, Thomas Gsella, Alain Claude Sulzer, Carola Wegerle, Oliver Maria Schmitt, Justina Schreiber, Annette Paulmann...

VIELKLANG

Seit 2011 betreut Werner Gruban zusätzlich die Musikreihe VIELKLANG, einem sehr breit gefächerten Musikangebot, das nach allen Richtungen offen ist. Aus der Gästeliste: Glasblasing Quintett, Quadro Nuevo, Hasemanns Töchter, Stray Colours, The Hitchhickers, Zwirbeldirn, Holmes Brothers, Koflgschroa, Ludwig Seuss-Band, Georg Ringsgwandl & Band, Coconami, Double Drums, Peter Horton, Lischkapelle, Levantino, Radio Europa, Chansonedde, Rainer von Vielen, Jeff Wilkinson & the Shutterdogs, Cafe del Mundo, Sedaa, Jason Serious Band, Gurdan Thomas, Martina Eisenreich Quartett, The Capitols, Ecco Di Lorenzo and his Innersoul, Florian Ostertag & Nasim, Das Ding ausm Sumpf, Michael Fitz, Gankino Cirkus...

THEATER FÜR KINDER

Seit 1995 bieten wir zunächst im Festival „Gautinger Kinderfrühling“, mit Künstlern aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Spanien, später mit Familien- und Schulvorstellungen während des ganzen Jahres. 2003 war das Theaterforum Gastgeber mit der Eröffnung des Bayrischen Kindertheaterfestivals „Lampenfieber“ mit einer Produktion des Nationaltheaters Mannheim. Darüber hinaus organisierten wir in Kooperation mit den Schulen von 1998-2013 das Schülertheaterfestival des Landkreises. Das Kindertheater betreut Markus Sternagel. Aus der Gästeliste: Puppet Players, Wilde & Vogel, Fliegendes Theater Berlin, Theater auf der Zitadelle, Vorstadttheater Besel, Theater 1, Peter Rinderknecht, Margrit Gysin, Theatergeist, Theater Couturier Berlin, Theater Marotte, Hör- und Schaubühne Stuttgart, Stefan Wilkening, die kleinste Bühne der Welt, Junges Theater Stuttgart, Theater 3 Hasen oben, Theater Gustavs Schwestern, Handmaids Berlin, Heinrich Klug & Münchner Philharmoniker,  Ballettschule Gilching, Schattentheater Bamberg, Theater QQ, Theater die Exen.....

TEE BEI SABINE

Sabine Zaplin versucht mit „Reden über Gauting“ und TEE BEI SABINE im Gespräch mit lokalen und regionalen Künstlern die Bedingungen des Kultur-Schaffens zu untersuchen. Aus der Gästeliste: Stefan Fichert, Rosemarie Zacher, Sebastian Hofmüller, Ernst Matthias Friedrich, Rainer Köhler, Dr. Manfred Frei, Peter Kirchheim, Gabriele und Ekkehard Knobloch, Elke Gröbler, Gudrun von Rimscha, Barbara und Erich Rieger, Walter Erpf, Max Eck, Gisela Auspurg, Ursula und Roland Heitel, Martin Schleske, Renate Grossmann, Ludwig Seuss, Johannes X. Schachtner, Tanja und Gregor Weber, Ursula Eymold, Florian Prey, Marc Schürhoff, Michel Montecrossa, Friedrich Edelmann & Rebecca Rust, Albert Fussmann, Stefan Britt, Heinrich Klug, Günther Schöll, Matthias Hellwig, Lena Neudauer, Rainer Viertlböck, Fridolin Schley, Julia Fischer, Bettina Fritsche, Eli Tschibengo...

KABARETT

Unter dem Titel „Kleine Szene“ entstand zunächst im TheaterSpielRaum eine monatliche Kleinkunstreihe, die inzwischen in unser allgemeines Programm integriert ist und sich u.a. in drei äußerst erfolgreiche Kabarett-Abo-Reihen mit rund 500 Abonnenten entwickelt hat. Aus der Gästeliste: Dieter Hildebrandt, Matthias Deutschmann, Luise Kinseher, Michael Quast, Gerhard Polt, Faltsch Wagoni, Sigi Zimmerschied, Rolf Miller, Richard Rogler, Andreas Giebel, Tiger Willi, Helmut Schleich, Christian Springer, Alfred Dorfer, Vince Ebert, Jochen Busse, Sebastian Schnoy, Philipp Weber, Erstes Deutsches Zwangsensemble, Georg Ringsgwandl, Christoph Well, Ohne Rolf, Ars Vitalis, die Wellküren, Arnulf Rating, Severin Gröbner, Düsseldorfer Kommödchen, Jochen Malmsheimer, Max Utthoff, Piet Klocke, Cello Mafia, Uwe Steimle, Rainer Kröhnert, Hans Klaffl, Frank Lüdecke, Claus von Wagner, Simone Solga, Stefan Zinner, Wilfried Schmickler, Werner Schneyder, Chin Meyer, Django Asül, Horst Schroth, Ludwig Müller, Werner Koczwara, Well-Brüder aus dem Biermoos, Andreas Thiel, Henning Venske, Kai Sting, Robert Griess, Sarah Hakenberg, Stefan Waghubinger, Tina Teubner, HG. Butzko, Uli Masuth, Horst Evers, Lisa Catena...

AUSSTELLUNGEN

Die Ausstellungen im Bürger- und Kulturhaus bosco haben den Schwerpunkt im Bereich Fotografie. Neben Arbeiten von Künstlern aus der Region konnten auch Werke von überregionaler Bedeutung bezeigt werden. aus der Gästeliste: Klaus Hager (Werbefotografie der 70er Jahre), Erwin Kunz (Starnberger Seeflimmern), Werner Gruban (Best of Bosco), Stefan Fichert (Retrospektive), Rosemarie Zacher & Sibylle Sommer (Musee Sentimental), Senor Burns (Gig-Poster), Christoph Brech (Ninfa), Rainer Viertlböck (Chabolas), Florian Holzherr (Kunst- und Architektur), Herbert Pöhnl und Johannes Haslinger (hinterbayern_inside), Josée Lamarre (Liebenswertes Leben),Christoph Ramm (Ansichtskarten), Johanna Schlüter, Catherina Hess...

FILM IM BOSCO

Seit Gauting kein Kino mehr hatte, betreute Sabine Zaplin eine Filmreihe mit ausgewählten handverlesenen Filmen. Dann wurd das Bürger- und Kulturhaus bosco zum großen Kino. Mit der Eröffnung des neuen Breitwandkinos hat sich die regelmäßige Filmreihe erübrigt.

 

 


2005 erhielt das Theaterforum Gauting den Kulturpreis des Landkreises Starnberg
Laudatio von Dr. Gerd Holzheimer:

Als unsere Familie vor fünf Jahren aus München nach Gauting zog, wurden wir immer wieder gefragt: Gauting? Was wollt's ihr denn da? Untertags stehst im Stau und abends werden die Gehsteige hochgeklappt!
Es dauerte dann ein bißchen, aber nicht sehr lange, bis uns Informationen auffielen, die man heute Flyer nennt, auch Plakate - und das in einer Phase, in der man schon froh ist, wenn man weiß, wo es Semmeln gibt in dem neuen Ort, in dem man nun lebt. Flyer und Plakate stammten von einem gewissen "Theaterforum" - hm: "Theaterforum" haben wir uns nicht einmal gedacht, was wird das schon sein, ein "Theaterforum", haben wir uns, wie gesagt, nicht einmal gedacht.
Nach unserem Wegzug aus München hatten wir damit gerechnet, weiter nach München fahren zu müssen, um an lieb gewordenen und vertraut kulturellen Veranstaltungen teilnehmen zu können. Zu unserem größten Erstaunen konnten wir jedoch in kürzester Zeit feststellen, dass wir sozusagen nur noch ums Eck zu gehen brauchten, um Kultur in gleich hoher Qualität wie in der Landeshauptstadt angeboten zu bekommen - und dazu um weniger als die Hälfte der gewohnten Eintrittspreise.
Nacheinander erlebten wir zum Beispiel hautnah Kabarettisten der ersten Adresse wie Jonas, Zimmerschied, Polt, Hube oder Ringsgwandl, bekamen aus nächster Nähe Schauspieler von der Größe eines Claus Eberth oder Stefan Hunstein, Josef Bierbichler oder Thomas Holtzmann mit. Tolstoi, Arthur Schnitzler oder Dante mit seiner "Göttlichen Komödie" sind in Gauting sozusagen Alltagsbrot, es ist einfach so. Das ist für uns nach wie vor ein fast unfassbares Phänomen - um so mehr, als es sich ja mehr oder weniger mit Hans-Georg Krause um ein Ein-Mann-Unternehmen handelt, was die künstlerische Programmgestaltung betrifft.
Allein die alle zwei Monate erscheinenden Informationen sind ein Genuss - schon rein ästhetisch, aber auch inhaltlich mit klugen Begleit-Texten. Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau wird darin zitiert: "Kultur ist nicht die Sahne auf dem Kuchen, sondern die Hefe im Teig!" Das Theaterforum ist eine solche Hefe, das Theaterforum führt beispielhaft vor, wie Kultur dem Gemeinwohl dient.
In einem Dorf hat die Kultur nicht nur etwas Schmückendes, quasi Beiwerkhaftes, im Dorf hat die Kultur etwas Soziales - so wie in der antiken Polis von Athen, in der jedes Mitglied, ein Polites eben, wie die Griechen sagen, also im Wortsinne ein Mitglied der Polis, des Stadtstaates, sein eigener Politiker ist, so ist auch ein jeder Dorfbewohner sein eigener Politiker. Wer aber nicht mitmacht, ist nach antikem Verständnis ein Idiotes, wortwörtlich ein Privatmensch, im übertragenen Sinne aber nach tatsächlich ein Idiot, der sich selbst um das Beste bringt, was er hat, nämlich sein soziales und sein kulturelles Leben, in dem sich sein Menschsein erst zu voller Blüte entfalten kann.
Das Theaterforum ist (...) so eine Art von Dionysos-Theater Athens in unserem Landkreis, in dem sich alles vereinigt, was ein soziales Wesen wie der Mensch braucht: Spirituelles, Politisches, Gesellschaftliches, Ästhetisch-Künstlerisches.
Ich gebe zu, allein schon der Weg dorthin, zum Theaterforum Gauting, hatte von unserem neuen Wohnort in der Pippinstraße etwas außerordentlich Charmantes: der Weg führte ein Stück weit durch den Kreuzlinger Forst - an jedem solcher Abende kamen Natur und Kultur zusammen, die sonst doch voneinander sich zu scheiden scheinen, wie Goethe sagt. Freilich ging dieser Charme auf Kosten von Menschen, die jahrelang und das oft nächtens mit dem Umräumen, Aufstellen von Stühlen beschäftigt waren - ein Albtraum im Grunde.
Mit dem neuen Kultursaaal in Gauting scheint sich dieses Dauer- wenn nicht Lebensproblem zu verringern, doch auch für die Zuschauertribüne im BOSCO benötigt das Theaterforum für den Abbau 3 Stunden mit 6 Personen und für den Aufbau drei Stunden mit acht Personen; für den Bühnenumbau/ Tribünenaufbau usw. helfen zahlreiche Jugendliche, das Plakatekleben bei Wind und Regen, Nacht und Nebel besorgen ebenfalls jugendliche Geister, im Büro arbeitet Frau Klingenstein, sie übernimmt regelmäßig den Programmheft-Versand (ca. 1200 Direktadressen) und kümmert sich um Inserate für die Finanzierung der Druckkosten des Programmheftes; Herr Hilkert betreut und aktualisiert die Internetseite und ist für die Buchhaltung sowie die ganze Homebanking-Abwicklung (Abbuchungen/ Zahlungen) verantwortlich. Da kommt schon etwas zusammen; an der Kasse sitzt bei ca. 60 Veranstaltungen Frau Hilkert und macht anschließend die Abendabrechnung; Herr Nebe kümmert sich um Getränkeeinkauf, Abwicklung und Organisation der Veranstaltung - allein die zwei sorgen schon, noch ehe es überhaupt losgeht, für gute Stimmung: freudig wird man von Frau Hilkert begrüßt, mit größter Freundlichkeit, fast Leidenschaftlichkeit füllt Herr Nebe die Gläser. Auf einer der Veranstaltungen, die ich selber im Theaterforum hatte, war mit ihm ein im Text vorkommendes Stichwort ausgemacht, das etwa eine Minute vor der Pause kam: schon zu Beginn der Pause stand bereits ein Bierglas mit traumhafter Krone für mich bereit - es ist unglaublich. Und den Weg zum Veranstaltungsort weisen auf Plakaten zielsicher überall die von Rosemarie Zacher sonst etwas orientierungslos in der Gegend herumstehenden Männergestalten. Und Hans Georg Krause, spiritus rector einer so bescheiden daherkommenden Institution mit dem Namen Theaterforum: ihn sieht man so gut wie überhaupt nicht. Ich kenne wirklich niemanden im Kulturbetrieb, der so außergewöhnlich viel und so dermaßen wenig aus sich selber macht.
Sind wir uns ehrlich: In neunundneundzig wenn nicht von hundert Fällen wäre so einer ein Gschaftlhuber, wenn nicht ein eitler Fatzke, ein ewiger Adabei, einer, um den man nicht herumkommt - für Hans Georg Krause muss man, wenns dumm kommt auch noch die Begrüßung der Gäste übernehmen, weil er vor lauter Bescheidenheit und Zurückgezogenheit es selber nicht so gerne machen will. Offengestanden: ich versteh gar nicht, dass es so jemanden geben kann, auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, den wir haben - aber einen zumindest gibt es: Hans Georg Krause.
Zur Eröffnung des neuen Kultursaales Gauting gab es, als Frau Birgitte Servatius, die Bürgermeisterin der Gemeinde, ihn würdigte, lang anhaltende standig ovations - ich habe mich unglaublich gefreut darüber - aber hier nun, um das Theaterforum auch inhaltlich zu würdigen, eine Auswahl aus annähernd hundert Veranstaltungen im Jahr zu treffen und wenigstens kurz hier anzusprechen, ist volllkommen unmöglich.
Also treffe ich eine winzige, aber vielleicht repräsentative Auswahl, um anzudeuten, welches Spektrum das Theaterforum ausleuchtet, die alle Grundelemente des Menschlichen betreffen:

Das Absurde
Das Göttliche
Das Alltägliche

1. Das Absurde:
Eine "Begegnung" genannte Episode in dem Programm "Lauter gute Menschen" von Wolf Euba und der Musikgruppe Höngdobel verläuft zum Beispiel so: "Da ging einmal ein Mensch ins Büro und traf unterwegs einen anderen Menschen, der soeben ein französisches Weißbrot gekauft hatte und sich auf dem Heimweg befand. Das ist eigentlich alles." (Zitatende) Das ist wirklich alles, und für manchen hört sich da alles auf. Angekündigt wird die Veranstaltung als Abend "zwischen Wahnsinn und Jammertal, zwischen Hörspiel, Theater und Lesung." Den Autor, Daniil Charms mit Namen, 1905 in Petersburg geboren, hat praktisch niemand vorher gekannt, nicht einmal Wolf Euba selbst. Die Gruppe "Höngdobel" hat ihn darauf gebracht - deren Musik ist auch schön absurd.
Über seinen Schriftsteller-Kollegen Puschkin schreibt Charms unter anderem solche Geschichten: "Puschkin warf gern mit Steinen. Sowie er irgendwo Steine sah, legte er damit los. Manchmal geriet er derart in Fahrt, daß er dastand, rot angelaufen, die Arme schwenkte und mit Steinen warf, einfach schlimm!"
Was vor der Pause sich als das Absurde und das Abgründige noch ganz lustig anhört, entpuppt sich gegen Ende der Vorstellung zu freilich als die reine bittere Wirklichkeit, die viel absurder ist als das absurde Theater - Daniil Charms stirbt vor Hunger und Entkräftung. Sein letzter Tagebucheintrag am 22. November 1937 lautet so: "Meine Hand greift unwillkürlich zu Feder und - " (Gedankenstrich, Ende) Das Nichts geht im Tod auf und ist gar nicht lustig.

2. Das Göttliche
Da ist es gut, wenn man weiß, was es mit dem Göttlichen auf sich hat. Der Schauspieler Achim Höppner liest Auszüge aus Dantes "Göttlicher Komödie". Ein Mann, Dante Aligheri aus Florenz, hat eine Wanderung durch die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies unternommen, die drei Reiche, die den Menschen nach dem Tod erwarten. Einige Jahre später berichtet er über eine Reise, die man seit dem 16. Jahrhundert die Göttliche Komödie nennt. Da heißt es dann auch im Kreuzlinger Forst hinab in den lichtlosen Trichter der Hölle und und dann wieder hinauf in den Garten Eden und empor durch alle neun Himmel zum Anblick Gottes.
Dantes Wanderer ist auf halbem Weg in der Mitte seines Lebens angekommen, allerdings hat er seinen Sinn daran verloren. Er ist verstrickt in die Welt - doch hat er Glück, Beatrice will seine Führerin sein: und nun tritt etwas ein, was wir uns alle so sehnlichst wünschen: Göttliche Weisheit trifft sich mit der Liebe.
"Dante zu folgen heißt", so befindet es der Literaturwissenschaftler Olaf Lagercrantz, "nicht in erster Linie Antworten auf Fragen zu erhalten. Es heißt vielmehr, in einer gewaltigen Universalität des Gefühls eingeschrieben zu werden, wo es in jedem Augenblick darum geht, das Bewußtsein zu stärken, und wo man zugleich in jedem Augenblick seine Unzulänglichkeit einsieht und sich nach dem Tag sehnt, da man mehr versteht und lebendiger und stärker fühlen kann." Solche Augenblick beschert uns das Theaterforum in einem im Grunde kleinen Dorf. Ich glaube, ich habe mit dem Vergleich zum Dionysos-Theater nicht zu hoch gegriffen.

3. Alltägliches
Es ist sehr erhebend, wenn man von zu Hause loszieht - und der eigene eheliche Haussegen hängt etwas schief, obgleich man eigentlich nur glücklich sein dürfte, wenn man in einer solchen Gegend leben darf, die auch noch von einem Theaterforum kulturell erhoben wird, aber natürlich lehrt gerade auch das Theater, zu welchen Tiefen der Menschen fähig ist - ich will jetzt da nicht weiter ausholen, aber vom großen Glück eines momentan, im Gang zum Theaterforum etwas unglücklichen, weil mit sich selbst zerworfenen Paares berichten, das dann im Theaterforum etwas erlebt, was Friedrich Schiller zur Aufgabe des Theaters erhoben hat: dass man als anderer herauskommt als derjenige, der hineingegangen ist.
Wie es der Zufall will, lesen an einem solchen fast schon verunglückten Abend Thomas Holtzmann und Gustl Halenke passenderweise aus dem Briefwechsel zwischen den Eheleuten Tolstoj.
Das sind dann die großen Augenblicke, die wirklich großen, ganz großen Theaterabende, wie sie eben nur das Theater vermitteln kann, weil im Gegensatz zu Film und Fernsehen nur Schauspieler auf der Bühne Authentizität, Nähe, Wirklichkeit vermitteln können: es sind Menschen, und wir können sie nicht nur sehen, hören, wir können sie beinahe spüren, riechen, fühlen.
Böse späht Thomas Holtzmann zu seiner Frau hinüber, die ja nicht nur als Sophia Tolstoj seine Bühnenpartnerin ist, sondern auch seine Ehefrau im wirklichen Leben, aber ganz offenkundig ist sie eben alles: Gustl Halenke, die bei Gustav Gründgens als Schauspielerin begann, Frau Holtzmann und Sophia Tolstoj. Und die zwei können das aber auch verdammt gut!
Da bekommt unverzüglich der eigene, fast schon mickrig kleinbürgerliche eheliche Diskurs eine ganz andere Wucht, der sich auf ganz anderem Niveau fortsetzen kann: auf einmal bekommt auch der eigene Streit tolstoisches Format, man befindet sich offensichtlich in Augenhöhe mit Tolstojs Gut Jasnaja Poljana. Solcher Schlagabtausch erhebt sich deutlich über das Schema: Das hab ich ja gar nicht gesagt, was du meinst, dass ich gesagt habe, weil ich nämlich was ganz was anderes gemeint habe als was du sagst und so weiter. Bei Tolstojs wird anders gerungen.
Der große Holtzmann: noch ehe er überhaupt irgendetwas sagt, klingt seine Stimme schon, als knarrten die Sohlen alter lederner Schuhe über die Bretter des Bühnenbodens - auch diesen Augenblick großen, allergrößten Theaters spüren wir im Theaterforum, und im Theaterforum spüren wir ihn hautnah, weil wir so nah dransitzen. Wir sehen, wie Holtzmann, der große Holtzmann mit einem Finger, mit einem einzigen Finger zittern kann, während die anderen ruhen - als wäre das anatomisch überhaupt möglich. Auch wie sich seine Hand, die sich um eine Armlehne wickeln möchte, nicht in diese beruhigende Symbiose hineinfinden kann, sondern nun, in all ihren Gliedern zitternd, über dem Holz des Stuhls ruhelos flattert: sie findet keinen Halt, der ganze Mann findet keinen Halt - Tolstoj...
"Sie ist ein Mühlstein an meinem Hals. Ich muss lernen, mit dem Mühlstein am Halse nicht zu ersticken", sagt er, Tolstoj.
Als Frau Sophia Tolstoj den Roman "Krieg und Frieden" ihres Mannes als Reinschrift abschreiben durfte, stellt sie fest: "Wenn ich anfange zu schreiben, werde ich mitgerissen in eine Welt der Poesie, und manchmal kommt es mir sogar vor, als sei nicht Dein Roman so gut, sondern ich so klug," sagt sie, Sophia Tolstoj.

"Das Drängen des Geistes und die Macht des Fleisches, das sind die zwei Extreme in mir", sagt er, Leo Tolstoj.
"Die Leidenschaft der körperlichen Liebe steht der wahren, der geistigen Liebe im Wege", sagt sie, Sophia Tolstoj.
Auf dem Rückweg stapft unser Besucher-Paar durch den Kreuzlinger Forst, als wäre der Kreuzlinger Forst Tolstojs Gut Jasnaja Poljana und man könnte seine Konflikte auf ganz anderer, eben viel höherer, eben poetischer Ebene austragen. Die soziale Komponente, welche die Kultur in einer Gesellschaft, mittträgt, reicht solchermaßen bis in die allerprivatesten Bereiche, die auf diese Weise neu reflektiert und diskutiert werden können. Das Theaterforum bringt in die tägliche Prosa unserer von uns selbst so ernannten Wirklichkeit die Poesie des Herzens
Der neue Kultursaal in Gauting: Bosco oder Don Bosco, wie auch immer, ist schon längst auf dem Wege, seinem Namenspatron alle Ehre zu erweisen: Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.
Ich freue mich sehr darüber, dass das Theaterforum Gauting diesen Preis bekommt, gratuliere von Herzen, freue mich auf künftige Veranstaltungen und wünsche allen Beteiligten Glück, Freude und Erfolg bei ihrer Arbeit - im Sinne Don Boscos, ich wiederhole mich: Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.
Gerd Holzheimer