Nach(t)kritik
Das Nahe so fremd
Veranstaltung: Hans Karuga: ReflexionenNach den beeindruckenden Ausstellungen von Alea Horts, die Bilder aus Afghanistan präsentierte und Erwin Geiss mit Bildern von in der ganzen Welt ausgestorbenen Tieren rückt die Ausstellung „Reflexionen“ von Hans Karuga, die im bosco eröffnet wurde, mit seinem Thema ganz nah an uns heran. Das Objekt, das im Zentrum der „Reflexionen“ des Fotografen steht, ist die Würm.
Allerdings ist es weniger die Würm, die wir kennen, vielleicht als in Gauting Lebende täglich sehen, sondern es ist ein sehr genauer, sehr naher Blick auf diesen ungestümen Fluss. Ein mikroskopischer Blick, der uns Alltägliches, vermeintlich Bekanntes von einer neuen uns faszinierenden Seite zeigt.
Der aus Wessling stammende Künstler, dessen erste große Ausstellung „Reflexionen“ ist, hat Industriedesign studiert. Er erzählt, dass er vor zwanzig Jahren, der Zeit, als neben der analogen Fotografie die digitale an Bedeutung gewann, seine Faszination für dieses Medium entdeckt hat. Insbesondere das im Studium gelehrte Fach „Produktpräsentation“ hat den frühen Grundstein für seine Arbeit gelegt, da es hierbei im Wesentlichen auf das Licht und die richtige Beleuchtung ankommt. Karuga begleitet das Thema lebenslang, er gestaltet heute auch Lampen.
Für seine Fotoarbeiten über das Thema „Licht auf bewegter Oberfläche“ hat sich der Künstler den Abschnitt der Würm zwischen Gauting und Leutstetten herausgesucht, dort, wo die Würm am ursprünglichsten ist.
Er hat seine Arbeiten in drei Gruppen unterteilt: Farbemulsion, Ast im Lauf der Zeit und Lichtertanz auf dem Wasser.
Für erstere beispielsweise hat er einen Ort und ein Motiv gewählt – eine sich im Wasser spiegelnde Baumgruppe an einer Böschung – und es vom immer gleichen Platz fotografiert. Als die ersten Aufnahmen entstanden, waren die Bäume noch grün, zwei Wochen später färbte der Herbst sie rotgelb. Weitere zwei Wochen darauf fegte ein Sturm die Bäume kahl. Das Ergebnis sind sehr unterschiedliche Arbeiten, die nicht vermuten lassen, dass es sich um das selbe Motiv handelt, sowohl in ihrer Dynamik, als auch in der Farbgebung.
Ähnlich bei dem Zyklus Ast im Lauf der Zeit. Obwohl Karuga jedes der Bilder vom gleichen Platz zur immer gleichen Tageszeit aufgenommen hat, unterscheiden sie sich fundamental – die Bewegung des Wassers und die Spiegelungen darauf lassen keine zwei gleichen, ja, nicht einmal ähnlichen Bilder zu.
Die Kamera des Fotografen nimmt die Bilder im Makrobereich auf, sie wurde von ihm direkt über der Wasseroberfläche positioniert.
Herausgekommen sind faszinierend schöne Aufnahmen, die zwar auf den ersten Blick nicht auf das Motiv schließen lassen, aber in ihrer Lebendigkeit, in ihrer immer wieder neu sich zusammensetzenden Schönheit, dem vitalen und wilden Fluss, unserer Würm, sehr gerecht werden.
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.