Nach(t)kritik
Das rot pulsierende Herz Gautings
Veranstaltung: 10 Jahre bosco: Fotoausstellung von Werner Gruban & Hans-Georg KrauseDie beiden Herren im Hintergrund – sie hielten sich auch an diesem Abend im Hintergrund. Gefeiert wurden am Donnerstag mit der Ausstellungseröffnung aber nicht nur das zehnjährige Bestehen des bosco und der Abschied auf Zeit von Amelie Krause, sondern vor allem auch Hans-Georg Krause und Werner Gruban, die beiden Herren im Hintergrund: mit einer mehr als beeindruckenden Auswahl von Fotos, die sie bei unzähligen Veranstaltungen oder unzähligen Stunden auf der Baustelle in den letzten zehn Jahren im bosco gemacht haben.
„Wir sind es leid, uns in Turnhallen herumzudrücken“, zitierte eine Lokalzeitung 1997 in einer fetten Überschrift Hans-Georg Krause, den Macher des „Theaterforums“. Eine Idee war geboren: „Gauting braucht einen Kultursaal“, so stand es auch auf dem Banner, unter dem Gerhard Polt für den Kultursaal auftrat. Ein Kulturfonds wurde gegründet. Es folgten Überzeugungsarbeit und Entscheidungsprozesse, 2004 schließlich die erste Umbauphase des „Don-Bosco-Heims“ und im Oktober 2005 die Eröffnung des „bosco“. Im Jahr 2009 wurde der von Rainer A. Köhler gestiftete Steinway durch den Bühneneingang gerollt, 2010 war aus dem schnöden Treppenhaus ein weiträumiges Foyer mit der eleganten „bar rosso“ geworden und 2013 bekam das bosco auch noch eine Piazza vor dem Eingang. 2014 wurden als „vorläufiger Endpunkt“ neue Stühle angeschafft, „aber man weiß nie, was den bosco-Machern noch so einfällt“, sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung. Das bosco sei jedenfalls „eine Erfolgs-Story“.
Mehr als tausend Worte jedoch belegen die Bilder diese „Erfolgs-Story“. Da ist zum einen die Fotodokumentation zum Umbau: Man sieht, wie die triste Nachkriegshalle entkernt wird und sich nach und nach in die Eventlocation verwandelt, die zugleich das rot pulsierende Herz Gautings ist. Natürlich sieht man nicht nur die Provisorien, die diese Verwandlung mit sich brachte, man sieht auch den „Staub“, der, so Amelie Krause, in all den Jahren den Veranstaltungsbetrieb begleitete.
Aber dann sind da zum anderen die Menschen, die das bosco zu dem machen, was es ist. Es sind vor allem die Künstler, die hier aufgetreten sind: in Theaterproduktionen von „König Lear“ über „Tod in Venedig“ bis „Dreigroschenoper“, in Konzerten von Klassik bis Jazz, in Tanz-Performances, in Kabarett-Abenden, in Lesungen, Vorträgen und Talk-Runden. Zu sehen sind greifbar lebendige Bilder von großen Berühmtheiten, die im bosco ebenso nah am Publikum sind wie die Gautinger „Hausgeister“, zu denen die Geigerin Julia Fischer gehört, aber natürlich auch der Schriftsteller Gerd Holzheimer, der Saxofonist Max von Mosch und der Pianist Ludwig Seuss. Dann sind da die Schauspieler: Bettina Mittendorfer, Stefan Hunstein, aber auch Stefan Wilkening und Margrit Gysin, die mit wunderbaren Theaterproduktionen Gautinger Kinder verzauberten. Und dann sind da auch noch die vielen Gäste, die zum „Tee bei Sabine“ im bosco waren.
Aus der Fülle von Bildern haben die beiden Fotografen ihre jeweils besten zu jeder Sparte ausgewählt und thematisch zusammengestellt. Die – relativ – kleine Auswahl zeigt dennoch die große Vielfalt von Veranstaltungen und die große Kunst, die hier in Gauting Abend für Abend, Jahr für Jahr, stattfindet. „Das bosco ist für mich zum zweiten Wohnzimmer geworden“, hat eine Besucherin am Eröffnungsabend an die Pinnwand geschrieben. Und mit dieser Meinung ist sie wohl sicher nicht die einzige ...
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.