Nach(t)kritik
Ganz großes Kino
Veranstaltung: Micha Acher's Alien Ensemble: Wo Kunst beginntEs gibt Jungs, die reden nicht gern. Die wollen nur spielen. Gut neunzig Minuten Musik pur, ohne überflüssige Worte, spielte Micha Acher´s Alien Ensemble am Mittwochabend im bosco. „Alien Transistor“, heißt das Programm, und man fühlt sich tatsächlich immer wieder an die Zeiten erinnert, als nichts ablenkte vom Klang des schlichten Radioapparates, der ein Zentrum der Aufmerksamkeit war. Im Gegensatz zum Transistorradio gab es hier aber rein gar nichts Elektronisches, und gerade der vollkommen akustische Auftritt unterstrich noch den Charakter der Erinnerungen an Radio-Days.
Aber dies sind Außerirdische, Aliens, sie mögen von Vergangenem erzählen, aber sie öffnen zugleich das Tor in ganz andere, nie gesehen Welten, in Fernes, vielleicht Zukünftiges. Und so ist ihre Musik von Traditionellem ebenso geprägt wie von Innovativem. Mal klingt es nach New Orleans, mal nach Björk, dann wieder glaubt man einen Choral von Johann Sebastian Bach zu erkennen und einen Augenblick später wandelt sich alles zu Ennio Morricone. Beherrschend ist immer wieder eine betörende Melodik, doch nach einer gewissen Zeit löst sich diese auf, zerfällt in Kaleidoskopenfragmente und setzt sich ganz neu wieder zusammen.
Es dauert mehr als eine Stunde, bis das erste - und beinahe letzte - Wort fällt und Micha Acher noch zwei weitere Stücke ankündigt. Bis dahin gibt es tatsächlich keine Unterbrechung, wie durchkomponiert fügt sich ein Stück nach kurzer Überleitung direkt an das nächste an. Durchgängig sind die fortlaufenden Wiederholungen der Melodiemotive, die mal im Vibraphon beginnen, mal in den Bläserstimmen. Nicht selten steigern sich diese Motivwiederholungen zu kaskadengleichen Fanfaren, die an Treppen erinnern, an Auffahrtswege oder große Panoramen. Einmal setzt sich die Trompete oben an die Spitze wie ein toranfliegender Falke, ein andermal übernimmt das Schlagzeug und verzaubert den Melodiebogen in einen Derwischtanz.
Es ist gerade diese immer wieder überraschende Mischung aus Transparenz und Verdichtung, was die Musik von Alien so unverwechselbar, so besonders macht. Gerade, wenn man sich im Stuhl zurücklehne und schon fast mitpfeifen möchte, geschieht etwas Unerwartetes, so dass man gespannt wie ein Flitzebogen auf der Stuhlkante herumrutscht.
Alien, das sind Micha Acher (Trompete, Harmonium), Matthias Götz (Trombone), Stefan Schreiber (Saxophon), Oliver Roth (Querflöte), Karl-Ivar Refseth (Vibraphon), Benni Schäfer (Bass) und Andi Haberl (Schlagzeug). Alien sind Großstadtstraßen und das Meer bei Nacht, sind die Nebelstreifen unter den Lichtern einer Bar und die tief hängenden Wolken über einer Dünenlandschaft, sind Liebesschwüre, geflüsterte Geheimnisse, überkippende Triumphrufe - sind: ganz großes Kino.
Aber dies sind Außerirdische, Aliens, sie mögen von Vergangenem erzählen, aber sie öffnen zugleich das Tor in ganz andere, nie gesehen Welten, in Fernes, vielleicht Zukünftiges. Und so ist ihre Musik von Traditionellem ebenso geprägt wie von Innovativem. Mal klingt es nach New Orleans, mal nach Björk, dann wieder glaubt man einen Choral von Johann Sebastian Bach zu erkennen und einen Augenblick später wandelt sich alles zu Ennio Morricone. Beherrschend ist immer wieder eine betörende Melodik, doch nach einer gewissen Zeit löst sich diese auf, zerfällt in Kaleidoskopenfragmente und setzt sich ganz neu wieder zusammen.
Es dauert mehr als eine Stunde, bis das erste - und beinahe letzte - Wort fällt und Micha Acher noch zwei weitere Stücke ankündigt. Bis dahin gibt es tatsächlich keine Unterbrechung, wie durchkomponiert fügt sich ein Stück nach kurzer Überleitung direkt an das nächste an. Durchgängig sind die fortlaufenden Wiederholungen der Melodiemotive, die mal im Vibraphon beginnen, mal in den Bläserstimmen. Nicht selten steigern sich diese Motivwiederholungen zu kaskadengleichen Fanfaren, die an Treppen erinnern, an Auffahrtswege oder große Panoramen. Einmal setzt sich die Trompete oben an die Spitze wie ein toranfliegender Falke, ein andermal übernimmt das Schlagzeug und verzaubert den Melodiebogen in einen Derwischtanz.
Es ist gerade diese immer wieder überraschende Mischung aus Transparenz und Verdichtung, was die Musik von Alien so unverwechselbar, so besonders macht. Gerade, wenn man sich im Stuhl zurücklehne und schon fast mitpfeifen möchte, geschieht etwas Unerwartetes, so dass man gespannt wie ein Flitzebogen auf der Stuhlkante herumrutscht.
Alien, das sind Micha Acher (Trompete, Harmonium), Matthias Götz (Trombone), Stefan Schreiber (Saxophon), Oliver Roth (Querflöte), Karl-Ivar Refseth (Vibraphon), Benni Schäfer (Bass) und Andi Haberl (Schlagzeug). Alien sind Großstadtstraßen und das Meer bei Nacht, sind die Nebelstreifen unter den Lichtern einer Bar und die tief hängenden Wolken über einer Dünenlandschaft, sind Liebesschwüre, geflüsterte Geheimnisse, überkippende Triumphrufe - sind: ganz großes Kino.
Sabine Zaplin, 28.04.2016
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.