Nach(t)kritik
Geh´n ma Supermarkt bauen im Park
Veranstaltung: Severin Gröbner: Vom kleinen Mann der wissen wollte wer ihm auf den Kopf g’schissen hatEs gibt sehr viele Kreaturen, die ein Urheberrecht auf jene Verrichtung erheben können, die andere auf ihrem Kopf vorfinden: Politiker beispielsweise, Terroristen, Polizisten, aber auch Konsumtempelinhaber. Und Bauarbeiter. Ein Bauarbeiter und seine Hilti standen am Anfang der Geschichte, die Severin Groebner am Freitagabend erzählte, spielte, sang, feierte und die den an ein berühmtes Bilderbuch erinnernden Titel trug: „Vom kleinen Mann, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf geschissen hatte“.
Irgendwer musste auch diesem Bauarbeiter auf den Kopf geschissen haben, denn er sorgt mit seiner Arbeit dafür, dass das Café in dem wunderschönen Park, der für Severin Groebner immer zum persönlichen Ruhepol wurde, einer Abrissbirne zum Opfer fällt und dadurch die Voraussetzung für ein luxuriöses Einkaufsparadies geschaffen ist. Im Irish Pub beratschlagen Severin und seine Kumpel, was zu tun ist und beschließen zunächst, dass einer von ihnen das leitende Architekturbüro aufsuchen und die Planer des Einkaufszentrums zur Rede stellen soll. Im Architekturbüro erfährt Severin zufällig den Namen des Zuständigen von der Bauaufsicht, von diesem führen die Recherchen ihn über einen Abstecher zum Institut für Raumplanung und Stadtentwicklung weiter bis in die Geheimkammern einer großen Anwaltskanzlei und mitten hinein in seine eigene Vergangenheit. Denn die Zeiten, in denen dieser „kleine Mann, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf geschissen hat“, noch mit ein paar Gleichgesinnten in einem versifften Keller als Band revolutionäre Songs zu wilden Gitarrenriffs geprobt hat, sind längst nicht so lange her, wie sie scheinen, und die Weltverbesserer von damals sind die Weltbeherrscher von heute. „Die Freiheit des Marktes wird ausgeweitet und die Freiheit des Individuums ausgeweidet“, erklärt der Fieseste von ihnen.
Severin Groebner ist der Dramatiker unter den Kabarettisten. Sein Programm hat keine Nummern, sondern Szenen; keine Songs, sondern Bühnenmusik; keine Figuren, sondern Charaktere. Ein komplettes Theaterstück entsteht da an diesem Abend, eines, das sich spiralenartig nach oben steigert und immer spitzer, bitterer, böser wird. Groebner schlüpft dabei in sämtliche Rollen, mimt den Bauarbeiter ebenso wie den Architekten und gleich die gesamte Guinness-Runde im Irish Pub gleichzeitig. Der rote Faden ist sein eigenes Ziel, den Verantwortlichen für das lästige Bauprojekt in seinem Park zu finden. Der kleine Mann will einfach wissen, wer ihm da auf den Kopf geschissen hat. Diese wilde Odyssee gewinnt immer mehr an Spannung, je tiefer Groebner in die vernetzten Machenschaften von Vetternwirtschaft und Korruption hineingerät und endet so überraschend, dass man nun am liebsten noch einmal alles von vorne sehen möchte.
„Man muss lästig bleiben und nachbohren“, heißt es an einer Stelle im Programm. Das tut Severin Groebner mit seiner Geschichte. Und ohne dass er die Namen gegenwärtiger Politiker und die dazugehörigen Schlagzeilen nennen muss, macht er hochpolitisches Kabarett. Dass er dabei als Österreicher einen besonderen Blick auf das Geschehen zwischen Alpen und Meer hat, schärft die Beobachtungen und ihre Präsentation einmal mehr, zumal er den typisch Wienerischen schwarzen Humor und die melancholisch böse Ironie konterkariert mit einem für Österreicher eher untypischen Redetempo. Hier hat ein Künstler seinen eigenen Ton gefunden und unterscheidet sich wohltuend von dem, was bei vielen seiner Kollegen so allzu oft gesehen, allzu oft gehört wirkt.
Irgendwer musste auch diesem Bauarbeiter auf den Kopf geschissen haben, denn er sorgt mit seiner Arbeit dafür, dass das Café in dem wunderschönen Park, der für Severin Groebner immer zum persönlichen Ruhepol wurde, einer Abrissbirne zum Opfer fällt und dadurch die Voraussetzung für ein luxuriöses Einkaufsparadies geschaffen ist. Im Irish Pub beratschlagen Severin und seine Kumpel, was zu tun ist und beschließen zunächst, dass einer von ihnen das leitende Architekturbüro aufsuchen und die Planer des Einkaufszentrums zur Rede stellen soll. Im Architekturbüro erfährt Severin zufällig den Namen des Zuständigen von der Bauaufsicht, von diesem führen die Recherchen ihn über einen Abstecher zum Institut für Raumplanung und Stadtentwicklung weiter bis in die Geheimkammern einer großen Anwaltskanzlei und mitten hinein in seine eigene Vergangenheit. Denn die Zeiten, in denen dieser „kleine Mann, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf geschissen hat“, noch mit ein paar Gleichgesinnten in einem versifften Keller als Band revolutionäre Songs zu wilden Gitarrenriffs geprobt hat, sind längst nicht so lange her, wie sie scheinen, und die Weltverbesserer von damals sind die Weltbeherrscher von heute. „Die Freiheit des Marktes wird ausgeweitet und die Freiheit des Individuums ausgeweidet“, erklärt der Fieseste von ihnen.
Severin Groebner ist der Dramatiker unter den Kabarettisten. Sein Programm hat keine Nummern, sondern Szenen; keine Songs, sondern Bühnenmusik; keine Figuren, sondern Charaktere. Ein komplettes Theaterstück entsteht da an diesem Abend, eines, das sich spiralenartig nach oben steigert und immer spitzer, bitterer, böser wird. Groebner schlüpft dabei in sämtliche Rollen, mimt den Bauarbeiter ebenso wie den Architekten und gleich die gesamte Guinness-Runde im Irish Pub gleichzeitig. Der rote Faden ist sein eigenes Ziel, den Verantwortlichen für das lästige Bauprojekt in seinem Park zu finden. Der kleine Mann will einfach wissen, wer ihm da auf den Kopf geschissen hat. Diese wilde Odyssee gewinnt immer mehr an Spannung, je tiefer Groebner in die vernetzten Machenschaften von Vetternwirtschaft und Korruption hineingerät und endet so überraschend, dass man nun am liebsten noch einmal alles von vorne sehen möchte.
„Man muss lästig bleiben und nachbohren“, heißt es an einer Stelle im Programm. Das tut Severin Groebner mit seiner Geschichte. Und ohne dass er die Namen gegenwärtiger Politiker und die dazugehörigen Schlagzeilen nennen muss, macht er hochpolitisches Kabarett. Dass er dabei als Österreicher einen besonderen Blick auf das Geschehen zwischen Alpen und Meer hat, schärft die Beobachtungen und ihre Präsentation einmal mehr, zumal er den typisch Wienerischen schwarzen Humor und die melancholisch böse Ironie konterkariert mit einem für Österreicher eher untypischen Redetempo. Hier hat ein Künstler seinen eigenen Ton gefunden und unterscheidet sich wohltuend von dem, was bei vielen seiner Kollegen so allzu oft gesehen, allzu oft gehört wirkt.
Sabine Zaplin, 28.11.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.