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Nach(t)kritik

So, 22.04.2018
18.00 Uhr

Glanz und Gloria beim Mitsingkonzert

Veranstaltung: Mitsingkonzert: "DU SINGST...VERY BRITISH"
Aus einem Guss war gleich der Auftakt mit Georg Friedrich  Händels Krönungshymne „Zadok the Priest“. Begleitet von Pianistin Lauriane Follonier begeisterten der Chor des Gautinger „collegium bratananium“, verstärkt von hoch motivierten Sängerinnen, Sängern, sowie erstklassigen jungen Bläsern von der Musikhochschule beim Heimspiel. Dirigent Johannes X. Schachtner hatte die 80 Mitwirkenden in der Mitsing-Werkstatt „very British“ zu Höchstleistungen angespornt. Als das populäre „Land of Hope and Glory“ von Sir Edward Elgar im triumphalen  Fortissimo verklingt, trampelt das mitgerissene Publikum im bosco vor Begeisterung.     
Nach dem Überraschungserfolg des Gautinger Mitsingkonzerts 2017 „Du singst Oper“ präsentierte Johannes X. Schachtner am Sonntag das aktuelle Ergebnis des Workshops „Du singst…very British!“. Trotz sommerlichen  Kaiserwetters war der große bosco-Saal zu zwei Drittel gefüllt. Zu Recht.
Denn Johannes X. Schachtner hatte im nur eintägigen Workshop eine Meisterleistung vollbracht: „Pomp and Circumstances“ aus dem Insel-Königreich auf hohem Niveau.
„God save the King“: Zum Auftakt entfaltet der verstärkte Kammer-Chor des collegium Bratanaium mit Pianistin Lauriane Follonier und dem ausgezeichneten Profi-Bläser-Quartett den barocken Pomp der Krönungs-Hymne „Zadok the Priest“ von Georg Friedrich Händel. Nach dem triumphalen „God save the King“ mündet das wunderbar gesungene  „Amen“ des Chors mit virtuos gespielten Läufen der Pianistin im grandiosen „Allelja!“ aus 80 Kehlen. Stürmischer Applaus im bosco: Kein Wunder. Die effektvolle Hymne des deutsch-britischen Komponisten Georg Friedrich Händel ertönt auch noch heute vor jedem Champions-League-Spiel, verrät der 32 Jahre junge Dirigent Johannes X. Schachtner beim bosco- „Heimspiel.“
Mit „Jerusalem“ von Sir Hubert Parry, eine weitere Nationalhymne des United Kingdom, feiert die anglikanische Kirche ihr grünes Land – und die Christianisierung: Bekräftigender Gesang „Till we have built Jerusalem in England`s green and pleasant land“ schwillt an zu beeindruckendem Fortissimo.  Beifall: Kaum zu glauben, dass Johannes X. Schachtner seinen Werkstatt-Chor in nur einem Tag zu dieser Leistung motiviert hat. Denn die aufgeführten Lieder, von denen die Sänger zuvor zwar die Noten kannten, waren höchst anspruchsvoll.
Zum Beispiel die selten zu hörenden Weisen „From the Bavarian Highlands“: Seine Ehefrau Alice, die einst im Voralpenland bei Garmisch urlaubte, hatte den Romantikkomponisten Sir Edward Elgar Ende des 19. Jahrhunderts zu diesen sechs Volksweisen inspiriert. So landete etwa der „Schnadahüpfler“ aus Oberbayern in Großbritannien:
Nur zu Klavierbegleitung, schwungvoll mit Echo, erhob sich das perfekt gesungene  „Hark! Hark!“ (Horch! Horch!) im Konzertsaal.
Wundervoll intonierten die Frauen- und Männerstimmen das sanft verklingende alpenländische Lied „False love“ (falsche Liebe). Als der letzte oberbayerisch-englische Song im schwungvollen „exultant we send“ (jubelnd senden wir) mit dahin jagendem Piano verklingt, braust wieder Beifall durchs bosco.
Und dann folgt wohl das berühmteste Stück von Sir Edward Elgar. Triumphal intoniert der von Johannes X. Schachtner ausgezeichnet präparierte Chor mit Bläsern und Pianistin die große Hymne „Land of Hope and Glory“ für King, Queen und anglikanische Kirche. Das „Pomp and Circumstances“ (Glanz und Gloria) mit dem tief berührenden jungen Profi-Bläserquintett von der Musikhochschule München  steigert sich vollends im letzten  überwältigenden, grandiosen Fortissimo der genial gebrieften 80 Frauen – und Männerstimmen: Getrampel, Applaus und Bravo-Rufe im Saal.
„Nun glauben Sie, das ist nicht mehr zu toppen“, sagt ein glücklich lächelnder Dirigent. Und dann folgt doch noch ein Bravourstück mit der Hymne „Rule Britannia“ von Thomas A. Arne aus dem 18. Jahrhundert. Dazu schwenkt ein Chorsänger den Union Jack. Ja, hätte es das Gautinger Mitsing-Konzert „very British“ schon früher gegeben, wäre Europa der Brexit erspart geblieben – vielleicht…
Dem Chor mit collegium Bratananium-Sängern wurde jedenfalls bei etwa 30 Grad nichts geschenkt: Das hingerissene Publikum erklatschte sich nochmals  „Jerusalem“ als letzte Zugabe.     
Christine Cless-Wesle, 23.04.2018


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 22.04.2018 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.