Nach(t)kritik
Große Spiellust
Veranstaltung: Konzert der ARD Preisträger: Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klavier, HornEs sei Schuberts beliebtestes Werk, liest man immer wieder vom Forellenquintett. Wie soll es denn auch anders sein, ist es doch das reinste Feuerwerk an eingängigen Melodien, griffigen Motiven und betörenden Klängen. Wenn es dann noch so frisch und charmant interpretiert wird, wie von den ARD-Preisträgern Andrea Obiso (Violine), Katarzyna Budnik-Gałązka (Viola), Bruno Philippe (Violoncello), Vies de Boevé (Kontrabass) und Wataru Hisasue (Klavier), bereitet das Forellenquintett ein großes Vergnügen. Das Trüppchen samt der Hornistin Kateřina Javůrková ist schon eine Weile im Rahmen des ARD-Preisträgerfestivals zusammen unterwegs, was sich im Zusammenspiel deutlich bemerkbar machte. Nicht nur im schön austarierten Klangmix und homogenem Zugriff. Vor allem begeisterte hier das musikalische Miteinander-Kommunizieren der jungen Musiker, die seit ihren Preisen beim ARD-Wettbewerb mittlerweile einige Spielerfahrungen reicher geworden sind. Dadurch auch im positiven Sinne - denn damit auch gewandter und hingebungsvoller – gewiss routinierter.
Im Forellenquintett ist es Schubert erstmals gelungen, von der ersten bis zur letzten Note seinem persönlichen Stil treu zu bleiben. Hier tritt er entschieden zutage, obgleich der Komponist gerade mal 22 Jahre alt war, also ein gutes Stück jünger als die Musiker des Abends. Sie ließen indes keine interpretatorischen Fragen offen und überzeugten mit klaren Vorstellungen und ihrer deutlich exponierten Spiellust, die insbesondere im fulminanten Kopfsatz, im spritzigen Scherzo und überaus reizvoll im musikantisch-schmissigen Allegro-Finale schon ordentlich mitriss. Im Andante wie im Forellen-Andantino ging es vielmehr um Ausdruckspräzision im melodischen Gesang, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen: Andante voller Ernst und Seelentiefe, Andantino in betörender Klangwärme, aber auch mit satter Energie und brillanter Virtuosität.
Angesichts dessen, dass die sechs Musiker erst seit Kurzem miteinander konzertieren, erstaunten der sichere Zugriff und dessen Konsistenz im Ensemble. Das fiel bereits im Intermezzo von Zoltán Kodály auf. Er war 23 und Doktorand, als er dieses zauberhafte Stück schrieb. Es ist ein leichtes, empfindsames Zwischenspiel, das ein Scherzo mit einem ernsten, klangvolleren Trio sein könnte. Das Streichtrio Obiso, Budnik-Gałązka und Philippe beging den Grat zwischen kultivierter Feinsinnigkeit und schmissigem Musikantentum absolut zielsicher, dennoch mit Sinn für die Magie des Teils verschleierten Kabinettstückens.
Magie enthielt durchaus auch das Trio op. 40 von Brahms, dass der 32-Jährige für die einzigartige Besetzung Horn (eigentlich Waldhorn), Violine und Klavier komponiert hatte. Offenbar der kurz zuvor verstorbenen Mutter des Komponisten gewidmet, daher mit ernsten Erinnerungen durchwirkt. Vielleicht auch an seine Kindheit, als er noch selbst das Waldhorn blies. Obiso, Javůrková und Hisasue hatten Klanglich eine schwierige Aufgabe, die drei so unterschiedlichen Instrumente zu einer charaktervollen Klanghomogenität zusammenzuführen, was auch bis ins Detail ein schlüssiges Bild ergab. Besonders tief tauchten die drei Musiker ins Lamento des Adagios mesto ein und berührten mit narrativer Intimität.
Klanglich war wohl nur „Melodía de los sueños“ vom Norweger Håkon Thelin aus dem Jahr 2012 heikler, zumal Kontrabass und Horn hier experimentierfreudige Spieltechniken einzusetzen hatten. Ein spannendes Werk, das im Grunde erst im letzten Teil die darin enthaltene Thematik des spanischen Flamencos offenbarte. Was hingegen durchgehend im Fokus blieb, waren zeitgenössische Spieltechniken, die Flageolets, Mikrotonalität und Klangvarianten erforschten.
Emotional gesehen konnte dem Brahms’schen Horntrio am ehesten noch der seinerzeit hochangesehene und erfolgreiche Belgier Joseph Jongen mit seinem Poème für Violoncello und Klavier die Stirn bieten. Das aufgewühlte Auf-und-Ab mit höchst emotionalen Ausbrüchen, aber auch weiten Rücknahmen, trug deutlich zur Intensität des Spiels und zum Publikumserfolg des kammermusikalischen Abends bei.
Im Forellenquintett ist es Schubert erstmals gelungen, von der ersten bis zur letzten Note seinem persönlichen Stil treu zu bleiben. Hier tritt er entschieden zutage, obgleich der Komponist gerade mal 22 Jahre alt war, also ein gutes Stück jünger als die Musiker des Abends. Sie ließen indes keine interpretatorischen Fragen offen und überzeugten mit klaren Vorstellungen und ihrer deutlich exponierten Spiellust, die insbesondere im fulminanten Kopfsatz, im spritzigen Scherzo und überaus reizvoll im musikantisch-schmissigen Allegro-Finale schon ordentlich mitriss. Im Andante wie im Forellen-Andantino ging es vielmehr um Ausdruckspräzision im melodischen Gesang, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen: Andante voller Ernst und Seelentiefe, Andantino in betörender Klangwärme, aber auch mit satter Energie und brillanter Virtuosität.
Angesichts dessen, dass die sechs Musiker erst seit Kurzem miteinander konzertieren, erstaunten der sichere Zugriff und dessen Konsistenz im Ensemble. Das fiel bereits im Intermezzo von Zoltán Kodály auf. Er war 23 und Doktorand, als er dieses zauberhafte Stück schrieb. Es ist ein leichtes, empfindsames Zwischenspiel, das ein Scherzo mit einem ernsten, klangvolleren Trio sein könnte. Das Streichtrio Obiso, Budnik-Gałązka und Philippe beging den Grat zwischen kultivierter Feinsinnigkeit und schmissigem Musikantentum absolut zielsicher, dennoch mit Sinn für die Magie des Teils verschleierten Kabinettstückens.
Magie enthielt durchaus auch das Trio op. 40 von Brahms, dass der 32-Jährige für die einzigartige Besetzung Horn (eigentlich Waldhorn), Violine und Klavier komponiert hatte. Offenbar der kurz zuvor verstorbenen Mutter des Komponisten gewidmet, daher mit ernsten Erinnerungen durchwirkt. Vielleicht auch an seine Kindheit, als er noch selbst das Waldhorn blies. Obiso, Javůrková und Hisasue hatten Klanglich eine schwierige Aufgabe, die drei so unterschiedlichen Instrumente zu einer charaktervollen Klanghomogenität zusammenzuführen, was auch bis ins Detail ein schlüssiges Bild ergab. Besonders tief tauchten die drei Musiker ins Lamento des Adagios mesto ein und berührten mit narrativer Intimität.
Klanglich war wohl nur „Melodía de los sueños“ vom Norweger Håkon Thelin aus dem Jahr 2012 heikler, zumal Kontrabass und Horn hier experimentierfreudige Spieltechniken einzusetzen hatten. Ein spannendes Werk, das im Grunde erst im letzten Teil die darin enthaltene Thematik des spanischen Flamencos offenbarte. Was hingegen durchgehend im Fokus blieb, waren zeitgenössische Spieltechniken, die Flageolets, Mikrotonalität und Klangvarianten erforschten.
Emotional gesehen konnte dem Brahms’schen Horntrio am ehesten noch der seinerzeit hochangesehene und erfolgreiche Belgier Joseph Jongen mit seinem Poème für Violoncello und Klavier die Stirn bieten. Das aufgewühlte Auf-und-Ab mit höchst emotionalen Ausbrüchen, aber auch weiten Rücknahmen, trug deutlich zur Intensität des Spiels und zum Publikumserfolg des kammermusikalischen Abends bei.
Reinhard Palmer, 17.05.2018
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.