Nach(t)kritik
Herbert Schuch und vier Bläser: Abgerockt wie einst Mozart und Beethoven
Veranstaltung: Herbert Schuch & Bläserquartett: Francaix, Beethoven & MozartDie Botschaft der fünf Musiker war deutlich: Das Konzert sollte nicht nur den Geist fordern, sondern durfte auch Spaß und Laune machen. Einzig ohne Abstriche, was die musikalische Qualität betrifft. Und nicht nur der humorvolle Beginn des Konzerts mit dem Petit Quatuor des Neoklassizisten des 20. Jahrhunderts Jean Françaix, das der Franzose 1935 für vier Saxophone komponiert hatte und das hier in der Übertragung von Sebastian Manz von den vier Bläsern recht spaßig zubereitet war, kam beim Publikum gut an. Als schließlich das komplette Quintett im Zugabe-Medley abrockte, ging das Publikum besser mit als zuvor im anspruchsvollen restlichen Programm. Dazu gehörte das Quartett von Françaix durchaus dazu, ist es doch recht heikel, einen so zerklüfteten, spritzig-leichten, humoristischen Bläsersatz in ein schlüssiges Ensemble-Klangbild zu verwandeln und auch noch spaßige Pointen deutlich ausgeprägt und aussagekräftig zu platzieren. Ramón Ortega Quero (Oboe) aus Andalusien, Sebastian Manz (Klarinette), David Fernández Alonso (Horn) aus Galizien sowie – für den erkrankten Marc Trénel eingesprungen – Hanno Dönneweg (Fagott) interpretierten das dreisätzige Werk überspitzt und mit expressiver Detailpointierung, die dem Publikum hörbar Vergnügen bereitete. Diese Interpretationsweise galt bis auf die zentrale Cantilène, die mit ihrer fast düsteren, plastischen Substanz ein extremes Kontrastmittel darstellte.
Diese ausdrucksstarke Kontrastierung auch im Duktus der Interpretationen erlebten die bosco-Besucher wenige Tage zuvor im Rezital von Herbert Schuch. Und dass er im übrigen Repertoire des Abends zum Bläserquartett dazu stieß, garantierte eine gewisse Konsistenz, zumal Schuch deutlich als Impulsgeber zur Ausprägung des Konzerts beitrug. Nicht zuletzt, weil der pianistische Part der beiden Quintette in Es-Dur durchaus seine konzertant-virtuosen Momente hat, die Schuch mal mit perlendem Leggiero, mal mit tragender Düsternis differenzierte. Ganz überraschend durfte das Publikum den entschiedenen, doch fesselnd narrativ bebilderten Zugriff Schuchs im außerplanmäßigen Adagio h-Moll KV 540 von Mozart noch einmal erleben. Und auch das gehörte zum unkonventionellen Umgang mit dem Thema Konzert. Der spontane Einwurf schuf eine extrem enge Verbindung zum Publikum, das dadurch unmittelbarer am Geschehen teilnahm.
Die beiden Hauptwerke des Abends stehen eng miteinander in Verbindung: Das Gattungserfindende Quintett KV 452 von Mozart und das nach ihm eng ausgerichtete Quintett op. 16 vom gerade erst 26jährigen Beethoven. Die Verwandtschaft der Werke zueinander wurde deutlich fassbar, und dennoch erklang die Musik in den spezifischen Ausprägungen der Komponisten. Mozarts Klangrundungen und sorgfältig ausbalancierte Ensemblesätze waren ebenso deutlich exponiert, wie Beethovens noch etwas ungestümer Geist, der hier für substanzvolle Spannungen sorgte und eine Dramaturgie hervorbrachte, die vor allem einen weiten Bogen voller Wechsel zwischen lyrischen und dramatischen Passage zu ziehen hatte.
Die Spannung trotz bisweilen extremer Schwankungen der emotionalen Kategorien konstant zu halten, fiel dem Ensemble sichtlich leicht. Ja, es war vielmehr etwas Selbstverständliches, was zwangsläufig aus der überaus engagierten und hingebungsvollen Spielart der Interpreten geradezu hervorgehen musste. Das galt auch für die Ensembleeinheit, die es zwischen dem perkussiv mechanisierten Klavier und dem substanzvollen, plastischen Bläserquartett zu formen galt. Durchaus: Die langsamen Sätze profitierten daraus am meisten. Aber gerade auch das feinsinnige Changieren zwischen weit entfernten Polen der Rahmensätze begeisterte hier.
Diese ausdrucksstarke Kontrastierung auch im Duktus der Interpretationen erlebten die bosco-Besucher wenige Tage zuvor im Rezital von Herbert Schuch. Und dass er im übrigen Repertoire des Abends zum Bläserquartett dazu stieß, garantierte eine gewisse Konsistenz, zumal Schuch deutlich als Impulsgeber zur Ausprägung des Konzerts beitrug. Nicht zuletzt, weil der pianistische Part der beiden Quintette in Es-Dur durchaus seine konzertant-virtuosen Momente hat, die Schuch mal mit perlendem Leggiero, mal mit tragender Düsternis differenzierte. Ganz überraschend durfte das Publikum den entschiedenen, doch fesselnd narrativ bebilderten Zugriff Schuchs im außerplanmäßigen Adagio h-Moll KV 540 von Mozart noch einmal erleben. Und auch das gehörte zum unkonventionellen Umgang mit dem Thema Konzert. Der spontane Einwurf schuf eine extrem enge Verbindung zum Publikum, das dadurch unmittelbarer am Geschehen teilnahm.
Die beiden Hauptwerke des Abends stehen eng miteinander in Verbindung: Das Gattungserfindende Quintett KV 452 von Mozart und das nach ihm eng ausgerichtete Quintett op. 16 vom gerade erst 26jährigen Beethoven. Die Verwandtschaft der Werke zueinander wurde deutlich fassbar, und dennoch erklang die Musik in den spezifischen Ausprägungen der Komponisten. Mozarts Klangrundungen und sorgfältig ausbalancierte Ensemblesätze waren ebenso deutlich exponiert, wie Beethovens noch etwas ungestümer Geist, der hier für substanzvolle Spannungen sorgte und eine Dramaturgie hervorbrachte, die vor allem einen weiten Bogen voller Wechsel zwischen lyrischen und dramatischen Passage zu ziehen hatte.
Die Spannung trotz bisweilen extremer Schwankungen der emotionalen Kategorien konstant zu halten, fiel dem Ensemble sichtlich leicht. Ja, es war vielmehr etwas Selbstverständliches, was zwangsläufig aus der überaus engagierten und hingebungsvollen Spielart der Interpreten geradezu hervorgehen musste. Das galt auch für die Ensembleeinheit, die es zwischen dem perkussiv mechanisierten Klavier und dem substanzvollen, plastischen Bläserquartett zu formen galt. Durchaus: Die langsamen Sätze profitierten daraus am meisten. Aber gerade auch das feinsinnige Changieren zwischen weit entfernten Polen der Rahmensätze begeisterte hier.
Reinhard Palmer, 15.07.2016
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.