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Nach(t)kritik

So, 21.02.2016
17.00 Uhr

Illustrator Bernd Wiedemann

Veranstaltung: Tee bei Sabine: Bernd Wiedemann, Illustrator
Gauting - Aus schwerem schwarzem Gusseisen ist die japanische Teekanne von Illustrator Bernd Wiedemann: Zum Gespräch „Tee bei Sabine“ in der voll besetzten Bar rosso hatte der Künstler das Begleit-Utensil  seiner langen „Odyssee“ durch lokale Ateliers mitgebracht. Der Würmtaler zeichnet bereits seit seiner frühen Kindheit mit Leidenschaft. Sein Herzblut gehört der Graphic Novel und dem Cartoon, verriet der studierte Kommunikationsdesigner im Gespräch. Auch wenn der Klinge-Preis aus Sparzwang jetzt nur noch im Zwei-Jahres-Turnus vergeben wird: Im Kulturort Gauting gibt`s immer wieder neue große Entdeckungen. Zum Beispiel Bernd Wiedemann. Schon als Drei-, Vierjähriger „pinselte“ der Würmtaler mit seinem gleichaltrigen Gautinger  Sandkastenfreund Michael Kockelkorn. Ganze Weltraum- und Piratenschlachten hatten die Kinder in ihren Science Fictions gezeichnet – bis Kockelkorn mit seinen Eltern nach Berlin zog.
„Doch da war ich schon infiziert“, gesteht der heute 47Jährige: Am Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasium fand der Zeichner einen Banknachbarn, der seine Leidenschaft teilte: Mit dem heutigen Bildhauer Ulrich Schweiger, Gautinger Klinge-Kultur-Preisträger 2012, skizzierte Bernd Wiedemann treffsichere Lehrer-Karikaturen mit spitzem Bleistift. Veröffentlicht wurden die Cartoons später in der Schülerzeitung.
„Nein“: Die Lehrerkarikaturen hätten sich nie auf seine Zeugnisse ausgewirkt,  versichert Bernd Wiedemann. Im Gegenteil: „Ich hatte gute Noten. Meine Karikaturen waren deshalb kein Problem.“ Der eine oder andere Pädagoge des OvTGymnasiums fühlte sich sogar geschmeichelt – und bat um ein Original. „Bei meinem Kunstlehrer Peter Arnold habe ich viel gelernt“, erinnert sich der Illustrator. Auch Ulrich Schweiger, Kunstschmied Rüdiger Lüst und Fotograf Ingo Hugger seien aus dessen Talentschmiede hervorgegangen. Gut vernetzt sind die Künstler am Ort: „Mein Vater spielte mit Günther Feigl Tennis“, erzählt der Illustrator. Der Typograph, Schriftsetzer und Dozent riet dem talentierten jungen Zeichner zum Studium für Kommunikationsdesign und Illustration.  
Nach seinem Diplom-Abschluss „Neubearbeitung des Erzählform im Comic“ an der Fachhochschule München  blieb Wiedemann im Würmtal. Zum Glück.
Denn so kam die Ausstellung  Entwürfe für die Graphic Novel ins bosco: Es waren Illustrationen aus den schon Kult gewordenen historischen München-Krimis „Inspektor Kajetan“ von Robert Hültner.
Trotz digitalem Zeitalter: Der  Gautinger ist auch ein gefragter Reportage- und Schnellzeichner. Und am Starnberger Obstladen seines Ex-Klassenkameraden Andi Achternbusch – eine Auftragsarbeit – hat sich Bernd Wiedemann einst als Wandmaler verewigt. „Ich habe mich immer für Naturgeschichte interessiert“, bekennt der Illustrator der Buchreihe „Kinderuni.“  Schon seit einem Jahrzehnt  arbeitet der Zeichner und Texter deshalb an einer Science-Fiction-Graphic-Novel zum Thema „Überflutung der Erde.“ Das kostbare schwarze Skizzenbuch – mit Bleistift-Zeichnungen und handschriftlichen Texten  – hatte der Autor zum Tee mitgebracht. 
Vor diesem Hintergrund lag der Brückenschlag zu Mexiko nahe: Mit Tänzerin, Schulpädagogin Miriam Schäfer und dem mexikanischen Häuptling „Alfonso“, entwickelte der Illustrator 2015 das gemeinsame Konzept für die interkulturelle Ausstellung ATLACHINOLLI im Gautinger Rathaus.
Bei einer Pilger-Reise hatte Bernd Wiedemann zuvor seine Eindrücke von mexikanischen Stammes-Zeremonien und Riten mit dem Bleistift festgehalten. „Ich habe gesehen, wie die Indianer mit der Natur kommunizieren“, erzählt der  Künstler ganz fasziniert. Schamane Alfonso habe ihm erklärt. “Wie man mit der Natur kommuniziert, müsst ihr auch im Westen lernen“, denn: „Das braucht ihr zum Überleben.“
 
 
Christine Cless-Wesle, 21.02.2016


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 21.02.2016 | © Werner Gruban