Nach(t)kritik
Klavierduo Halina Bertram und Gitti Pirner: Der Pianistik treu
Veranstaltung: Gitti Pirner & Halina Bertram: KlavierduoHalina Bertram hatte einst nach ihrem Diplom bei Karl-Heinz Kämmerling ihre Studien bei Gitti Pirner vervollständigt. Das war vor 20 Jahren. Nun teilten sich die beiden Pianistinnen einvernehmlich eine Klaviatur, und dies freundschaftlich vergnügt. Und weil sie ja schon so viel und so intensiv miteinander gearbeitet haben, und nicht zum ersten Mal im Duo auftraten, waren Homogenität und reibungslose, harmonische Verständigung hier geradezu eine Selbstverständlichkeit.
Sowohl Pirner als auch Bertram sind für ihren großartigen Anschlag und dessen reichhaltige Differenzierung bekannt. Die Reduktion auf rein pianistische Mittel ist dabei als eine enorme Bereicherung zu verstehen. Feinste Klangnuancen, sorgfältig changierendes Kolorit, feinsinnig aufgespürte Stimmungen und Charaktere: Das kennzeichnet die konsequente anschlagstechnisch erarbeitete Pianistik von Pirner und Bertram. Nur sind zwei herausragende Pianistinnen nicht automatisch ein ebensolches Duo. In dem Fall allerdings doch, verstanden sich beide musikalisch so gut, dass man bisweilen den Eindruck gewann, nur eine Pianistin zu hören. Selbst die spitzfindige Präzision saß hier im Duo exakt und sorgte für höchste Klarheit und Transparenz, beim großartigen Ebenmaß im perlenden Anschlag.
Und dies trotz des entschiedenen Rubato, das bereits in Schuberts Fantasie f-Moll op. 103 für einen spannungsreichen dramaturgischen Verlauf sorgte. Von zarten Glöckchen bis zu dramatischem Donner erstreckte sich hier das Ausdrucksspektrum des mit Schmerz und Verzweiflung durchsetzten Werkes, wenige Monate vor Schuberts Tod entstanden. Das Duo verstand es auch, die immer wieder aufkeimenden versöhnlichen Passagen trotz kantabler Schönheit unterschwellig zu relativieren.
Mozarts Sonate F-Dur KV 497 entstand in Wien in einer glücklichen Zeit. Der Komponist konnte einige Erfolge und ein hohes Ansehen genießen. Bertram und Pirner ließen es sich auch nicht nehmen, den positiven Hintergrund durch das heitere Werk durchsickern zu lassen. In diesem großartigen Werk war es Mozart besonders gelungen, das unentwegte changieren von Licht und Schatten mit unzähligen Nuancen auszustatten, denen das Duo entsprechend einfühlsam, doch deutlich in den Ausprägungen folgte. Der Text an sich enthält schon alle Verdichtungen, Intensivierungen, Substanzballungen etc., die zur Auslegung nötig sind. Es war daher klug, sich interpretatorisch zurückzuhalten und die Musik Mozarts selbst sprechen zu lassen, der nostalgischen Wehmut oder dem ausgelassenen Wirbel mit Bedacht zu folgen. Die Inszenierung des Finales erlaubte dennoch stimmig die große Geste.
Durchaus anders verhielt es sich im Andante mit fünf Variationen G-Dur KV 501, wo es nach einem ausladenden Thema daran ging, es durch verschiedene Stimmungen und Charaktere zu geleiten. Mozart, der selbst hervorragend zu improvisieren verstand, hatte gewiss auch genügend Freiraum vorgesehen, über die strukturelle Programmierung hinauszugehen. Aus dem schlichten Liedthema wurden so emotional fesselnde Perspektivwechsel. Sozusagen eine Vorbereitung des Programmatischen, das in Georges Bizets „Jeux d’enfants“ op. 22 folgen sollte. Halina Bertram und Gitti Pirner konnten nun endlich ihrer lebhaften bildhaften Vorstellung nachgeben und ausdrucksstarke Szenen kreieren. Ob nun mit weitem Wogen in „Die Schaukel“, mit heiter synkopiertem Galopp in „Das Pferdekarussell“ oder mit lyrisch-rezitativischem „Blindekuh“: Stets trafen die beiden Pianistinnen in den 12 Charakterstücken ins Schwarze.
Ovationen und lang anhaltender Applaus – daher ein packend-mitreißender Ungarischer Tanz Nr. 5 von Brahms in der Zugabe.
Sowohl Pirner als auch Bertram sind für ihren großartigen Anschlag und dessen reichhaltige Differenzierung bekannt. Die Reduktion auf rein pianistische Mittel ist dabei als eine enorme Bereicherung zu verstehen. Feinste Klangnuancen, sorgfältig changierendes Kolorit, feinsinnig aufgespürte Stimmungen und Charaktere: Das kennzeichnet die konsequente anschlagstechnisch erarbeitete Pianistik von Pirner und Bertram. Nur sind zwei herausragende Pianistinnen nicht automatisch ein ebensolches Duo. In dem Fall allerdings doch, verstanden sich beide musikalisch so gut, dass man bisweilen den Eindruck gewann, nur eine Pianistin zu hören. Selbst die spitzfindige Präzision saß hier im Duo exakt und sorgte für höchste Klarheit und Transparenz, beim großartigen Ebenmaß im perlenden Anschlag.
Und dies trotz des entschiedenen Rubato, das bereits in Schuberts Fantasie f-Moll op. 103 für einen spannungsreichen dramaturgischen Verlauf sorgte. Von zarten Glöckchen bis zu dramatischem Donner erstreckte sich hier das Ausdrucksspektrum des mit Schmerz und Verzweiflung durchsetzten Werkes, wenige Monate vor Schuberts Tod entstanden. Das Duo verstand es auch, die immer wieder aufkeimenden versöhnlichen Passagen trotz kantabler Schönheit unterschwellig zu relativieren.
Mozarts Sonate F-Dur KV 497 entstand in Wien in einer glücklichen Zeit. Der Komponist konnte einige Erfolge und ein hohes Ansehen genießen. Bertram und Pirner ließen es sich auch nicht nehmen, den positiven Hintergrund durch das heitere Werk durchsickern zu lassen. In diesem großartigen Werk war es Mozart besonders gelungen, das unentwegte changieren von Licht und Schatten mit unzähligen Nuancen auszustatten, denen das Duo entsprechend einfühlsam, doch deutlich in den Ausprägungen folgte. Der Text an sich enthält schon alle Verdichtungen, Intensivierungen, Substanzballungen etc., die zur Auslegung nötig sind. Es war daher klug, sich interpretatorisch zurückzuhalten und die Musik Mozarts selbst sprechen zu lassen, der nostalgischen Wehmut oder dem ausgelassenen Wirbel mit Bedacht zu folgen. Die Inszenierung des Finales erlaubte dennoch stimmig die große Geste.
Durchaus anders verhielt es sich im Andante mit fünf Variationen G-Dur KV 501, wo es nach einem ausladenden Thema daran ging, es durch verschiedene Stimmungen und Charaktere zu geleiten. Mozart, der selbst hervorragend zu improvisieren verstand, hatte gewiss auch genügend Freiraum vorgesehen, über die strukturelle Programmierung hinauszugehen. Aus dem schlichten Liedthema wurden so emotional fesselnde Perspektivwechsel. Sozusagen eine Vorbereitung des Programmatischen, das in Georges Bizets „Jeux d’enfants“ op. 22 folgen sollte. Halina Bertram und Gitti Pirner konnten nun endlich ihrer lebhaften bildhaften Vorstellung nachgeben und ausdrucksstarke Szenen kreieren. Ob nun mit weitem Wogen in „Die Schaukel“, mit heiter synkopiertem Galopp in „Das Pferdekarussell“ oder mit lyrisch-rezitativischem „Blindekuh“: Stets trafen die beiden Pianistinnen in den 12 Charakterstücken ins Schwarze.
Ovationen und lang anhaltender Applaus – daher ein packend-mitreißender Ungarischer Tanz Nr. 5 von Brahms in der Zugabe.
Reinhard Palmer, 04.05.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.