Nach(t)kritik
Kulturraumeroberer
Veranstaltung: Tee bei Sabine: Hannah Runkist & Daniel Leicher, Kulturspektakel-AktivistenDas geht schon mal gut los „zum Tee mit Sabine“: Hannah Runkist und Daniel Leicher vom Team des Gautinger Kulturspektakel bringen statt Lieblingsteetassen ein paar „30-Jahre-KULT“-Becher mit, schließlich geht es ja diesmal um einen der größten kulturellen Dauerbrenner der Würmtal-Gemeinde. Für Runkist (Jahrgang 1989) wie für Leicher (geboren 1991) wurde das 1983 erstmals veranstaltete Gautinger Kulturspektakel zur Initialzündung ihres beruflichen Werdegangs – sie ist derzeit Master-Studentin für Kultur- und Musikmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in München, er studiert Medien- und Kommunikationsmanagement an der „Macromedia“. Beide sind in Gauting aufgewachsen und sind dort über die Katholische Jugend (Leicher) bzw. das Eltern-Kind-Programm (EKP) frühzeitig mit ehrenamtlichem Engagement und sozialem Gedankengut in Berührung gekommen. Daniel, heute Vorsitzender des Kulturpektakel-Vereins, war ab 2006 als Helfer beim KULT dabei gewesen, ab 2009 im Organisationsteam und ab 2011 im Vorstand: „Immer mehr Leute haben gemerkt, hey - das macht ja Spaß, da mitzuarbeiten!“, erklärt Leicher das eigene Engagement als durchaus typische Entwicklung. Er sei zuvor ja „eher vom Sport geprägt gewesen“, bis das Kulturspektakel ihn immer mehr faszinierte und in Beschlag nahm.
Für Hannah Runkist begann die KULT-Sache schon mit zwölf Jahren, 2001: Aus der Helfe-rin wurde bald eine feste Größe im Organisationsteam – denn so etwas lag ihr offenkun-dig: Ab 2010 arbeitete sie als Bookerin für die Band „Stray Colors“, seit 2012 ist sie selbstständige Veranstaltungsdienstleisterin: „Die Dinge, die man gerne haben will, selber organisieren“ umschreibt sie das Motiv. Machen statt Warten, bis Andere es tun. Als Sabine Zaplin fragt, was denn das Beständige und letztlich das Erfolgsrezept beim Kulturspektakel sei, muss Hannah nicht lange überlegen: „Es ist stets in einem gewissen Rahmen geblieben.“ Andere Festivals mit womöglich größeren Ambitionen seien hingegen irgendwann „versandet“. Das „Unprofessionelle“ mache den Charme des KULT aus. Daniel pflichtet bei: Er habe etwa 2006 als Spüler beim Festival angefangen (als es noch nicht die „kultigen“ Plastikbecher gab),später dann bei der „Bon-Bude“, bei Aufbau und Abbau mitgewirkt. „Nur in den Essensbuden war ich glaube ich noch nie im Einsatz.“
Das stets am letzten Schuljahreswochenende stattfindende, dreitägige Gautinger Kultur-spektakel beginnt für den Verein und das Organisationsteam eigentlich schon mit der Jahreshauptversammlung im Dezember des Vorjahres: 30 bis 40 aus dem Team seien „ganzjährig engagiert“, berichtet Daniel. Bis zu 200 Leute dann beim KULT selbst: Kurz vorher verdichtet sich auch der Rhythmus der Sitzungen von „alle vier Wochen“ auf „wöchentlich“. „Über alles wird von allen abgestimmt, wir sind sehr basisdemokratisch“, berichtet Leicher. „Hört sich sehr anstrengend an“, wirft die Tee-Gastgeberin besorgt ein: „Mal mehr, mal weniger“, meint Runkist, es komme durchaus mal vor, dass über eine vergleichsweise geringe Ausgabensumme stundenlang debattiert werde oder wieder mal die alte Grundsatzfrage auftauche, ob man nicht doch Geld für bekanntere Bands zahlen sollte. Grundsätzlich werde beim Verein darauf geachtet, dass Anschaffun-gen nicht einmaligen, sondern nachhaltigen Sinn haben, stellt Hannah klar. Man werde vom Landkreis und der Gemeinde finanziell und logistisch unterstützt (Bauhof, Strom und Wasser, Gymnasium als Schauplatz), bis hin zu Ausfallbürgschaften, falls es mal drei Tage „durchregnet“. Ansonsten refinanziere sich einiges durch Getränke- und Essensumsatz und T-Shirt-Verkauf, es gibt zudem langjährige Firmen-Sponsoren, durch die „Werbemittel wie Plakate“ bezahlt werden können, so Leicher. Insgesamt spreche man „von mehreren Zehntausend Euro“, die beim KULT bewegt werden, sagt Hannah - für einen gemeinnützigen Verein und den Vorstand eine große Verantwortung.
Ende Mai steht dann das Programm fest (und das Programmheft geht in Druck), „aber es ist ja nicht immer alles in Stein gemeißelt“, sagt Hannah. Regelmäßig vertreten sind das Eltern-Kind-Programm oder Vereine wie der örtliche Schachklub – man ist längst gut vernetzt in der Würmtalgemeinde, anerkannt, beliebt. Und die Atmosphäre beim KULT ist entsprechend: „Es ist immer super friedlich bei uns“, freut sich Daniel. Wenn Sabine Zaplin nach Anekdoten fragt im Zusammenhang mit dem doch erheblichen Aufwand, dann sagt Leicher: „Das Festival zieht immer so vorbei, und am Schluss erzählt man sich gegenseitig Geschichten, was wieder alles passiert ist.“ Oder auch mal schiefgegangen ist: „Das ist ja das Schöne am Unprofessionellen“, sagt Hannah. Wenn sie aber mal kurz zehn Leute braucht, um eines der Bühnengerüste aufzubauen, dann „klaubt man die sich halt zusammen“. Teamgeist eben. Inzwischen steht der verein auch noch fürs „Winter-KULT“ und für so originelle Veranstaltungen wie Kino in der brachliegenden Güterbahn-hofhalle – Motto: „Bring your own chair!“ Zu Stuhle komme man übrigens immer dann, sagt Runkist, „wenn ein Impulsgeber da ist und man Leute findet, die mitziehen“. So erobert man Terrain, nur so.
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.