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Nach(t)kritik

So, 27.03.2022
16:00 Uhr

Lichtspiele und Schattentänze

Veranstaltung: T-Werk: Das kleine Licht bin ich

 

Schon die Kleinsten unter den Theaterzuschauern wissen um den Zusammenhang von Licht und Schatten. Ein Licht aus der Taschenlampe kann an der Zimmerdecke wandern, und mit Licht lässt sich aus den gespreizten Fingern ein Schattenkrokodil an die Wand werfen. Bei der Kindertheaterproduktion aus dem Potsdamer T-Werk wird das Licht sogar zur Hauptfigur. „Das kleine Licht bin ich“, heißt das Lichtspiel-Tanztheater mit Laura Heinecke, inszeniert von Jens-Uwe Sprengel. Ein kreisrunder Lichtball, von Heide Schollähn (die auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet) live auf die Leinwände projiziert, wird zum Gegenpart für die Tänzerin Laura Heinecke, die in eine intensive, ausschließlich aus und mit Bewegung entstehende Interaktion mit diesem kleinen Licht tritt.

Anfangs rollt die kreisrunde, noch kleine Lichtscheibe frech über die Leinwand, mal direkt auf die Tänzerin zu, die ausweichen muss, mal umkreist es diese. Irgendwann fängt Laura Heinecke das kleine Licht mit ihrem Shirt ein, lässt es sich über den Körper rollen, bis es ausweicht und ihr über den Rücken kullert. Dann beginnt es zu wachsen, wird zum Ball, später zum Ballon, noch später weitet es sich und verwandelt sich in Wasser.

Nicolas Schulze schafft am Kontrabass und anderen Instrumenten den musikalischen Boden, auf dem die Tänzerin und das Licht sich bewegen, mal aufeinander zu, dann wieder in munterer Jagd voneinander fort, hintereinander her. In der Balance aus Bewegung, Musik und Bild entsteht die Poesie dieses bezaubernden Tanztheaters, das von den kleinen Zuschauerinnen und Zuschauern mit dem größten Vergnügen aufgenommen wird. Anfangs schüttelten sie sich noch aus vor Lachen, dann wurde das, was da vor ihren Augen entstand, begeistert kommentiert. „Es ist auf deinem Popo!“, ruft eines der Kinder, ein anderes beginnt die sich später vermehrenden Lichter zu zählen: „Eins, zwei, fünf, ganz viele.“ - „Es schneit!“, freut sich ein drittes über die tanzenden Lichterflocken. Dass sie am Ende der knapp vierzig Minuten dauernden Vorstellung sich nicht sicher sind, ob diese nicht doch noch weitergeht, ist das allerschönste Kompliment für das Team vom T-Werk. Für das junge Gautinger Theaterpublikum hätte es trotz wunderbarem Eisdielenwetter ruhig noch länger dauern können.

Sabine Zaplin, 27.03.2022


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 27.03.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.