Nach(t)kritik
"Mich inspirieren Menschen"
Veranstaltung: Bettina Fritsche: Tänzerin & ChoreografinGauting – „Tanzt!“, forderte einst die verstorbene Pina Bausch vom Wuppertaler Tanztheater. Bettina Fritsche musste das niemand sagen: Der Tochter eines Orthopäden und einer Balletttänzerin aus Münster wurde die Liebe zum klassischen Ballett nämlich in die Wiege gelegt. Mit 12 Jahren war sie bereits Elevin an der renommierten John-Cranko-Schule in Stuttgart. Beim „Tee bei Sabine“ plauderte die mit dem Schauspieler Matthias Friedrich verheiratete Zweifach-Mutter über ihre Erfahrungen an der Ballettstange – und auf der Bühne.
Zum Gespräch mit Kulturjournalistin Sabine Zaplin hatte Bettina Fritsche ihr eigenes Tee-Geschirr mitgebracht - so wie sie es schon in ihrer Kindheit auf der Nordsee-Ferien-Insel Juist bewundert hatte, denn: „Ich verbinde das mit guten Gefühlen.“
Keine Spur von „ätherischem Wesen“: Ballett-Tänzerin Bettina Fritsche antwortet höchst lebendig – und ehrlich.
Bei ihrer Mama in Münster nahm sie als Sechsjährige ihren ersten Ballettunterricht. Doch damit war Bettina Fritsche bereits mit dem Virus „klassischer Tanz“ infiziert. Die Tochter verbrachte immer mehr Unterrichtsstunden im Ballettsaal. Irgendwann ließ sich das intensive Training nicht mehr mit der Schule vereinbaren.
„Probier`s!“ hatten ihr deshalb damals die Eltern vorgeschlagen – und die Zwölfjährige bestand prompt die Aufnahmeprüfung am Internat der renommierten John- Cranko- Schule in Stuttgart. Sie hatte Heimweh, damals als Kind. Doch die großen Ballettsäle, die am Wochenende völlig frei waren fürs Tanzen, begeistern Bettina Frische noch heute.
Auch bei Aufführungen der großen Stuttgarter Stars durften die Internatsschülerinnen zuschauen – gelegentlich sogar mittanzen:
An „Birgit“ und „Marcia“ schieden sich damals die Geister, erzählt Bettina Fritsche. Prima-Ballerina Birgit Keil war groß, elegant, blond, schön – mit langen Beinen. Ihre Kollegin Marcia Haydée war nicht minder berühmt - als „uneitle“, großartige Charakterdarstellerin. „Sie hat sich in ihre tragischen Rollen so richtig reingeschmissen“, sagt Bettina Fritsche über die wohl größte und faszinierendste Primaballerina unserer Zeit. Für Bettina Fritsche wurde Marcia Haydée zum Vorbild – bis heute.
Blond, langbeinig: Das war in den 1980er-Jahren unter den Klassik-Tänzerinnen angesagt: Obwohl klein und brünett, bekam die Absolventin der Stuttgarter Ballettakademie trotzdem ein Engagement am Stadttheater Ulm. „Von 80 bis 100 Bewerberinnen war ich am Schluss unter sieben bis acht Blonden“, sagt Bettina Fritsche lachend.
In Ulm lernte die Tänzerin auch ihren jetzigen Mann, den Schauspieler Matthias Friedrich, kennen.
Nicht so gern erinnert sich Bettina Fritsche an ihre Zeit im großen Ensemble Düsseldorf: „Da war ich Tänzerin Nummer 73 – und kam wenig auf die Bühne.“ Doch am Münchner Gärtnerplatz-Theater folgte dann der Karrieresprung als Solistin und Choreographin. Noch am Beginn ihres achten Schwangerschaftsmonats tanzte die werdende Mutter dort auf der Bühne – „mehr im Hintergrund“ des corps de balett.
„Mich inspirieren Menschen“: Nach einer Idee von Hans-Georg Krause setzte Bettina Fritsche mit älteren Gautinger Laien den Zyklus „Bewegtes Leben“ am bosco um. Inspiriert war das Gautinger Tanz-Projekt von dem vor 20 Jahren uraufgeführten „Kontakthof“ von Pina Bausch.
Erstaunt hatte die Choreographin, „wie wichtig“ es diesen 36 Laien war, „das einfach zu machen und sich zu engagieren – und wie viel sie dabei von sich preis gegeben haben.“ Doch das gemeinsam mit den Tänzern entwickelte „Bewegte Leben“ war auch für Ballettlehrerin und Choreographin Bettina Fritsche eine Herausforderung: „Das lässt sich nicht auf eine Unterrichtseinheit reduzieren“ – sondern entwickele sich immer weiter.
Mit dem letzten Teil des Zyklus, von der Kritik hoch gelobt, ist das „Bewegte Leben“ deshalb abgeschlossen: „Ich mache jetzt erst einmal einen Punkt. Mein Herz hängt am Theater – dafür brauche ich Luft“, sagt die Klassik-Tänzerin mit dem Faible für tragische, aber auch komische Rollen.
Zum Gespräch mit Kulturjournalistin Sabine Zaplin hatte Bettina Fritsche ihr eigenes Tee-Geschirr mitgebracht - so wie sie es schon in ihrer Kindheit auf der Nordsee-Ferien-Insel Juist bewundert hatte, denn: „Ich verbinde das mit guten Gefühlen.“
Keine Spur von „ätherischem Wesen“: Ballett-Tänzerin Bettina Fritsche antwortet höchst lebendig – und ehrlich.
Bei ihrer Mama in Münster nahm sie als Sechsjährige ihren ersten Ballettunterricht. Doch damit war Bettina Fritsche bereits mit dem Virus „klassischer Tanz“ infiziert. Die Tochter verbrachte immer mehr Unterrichtsstunden im Ballettsaal. Irgendwann ließ sich das intensive Training nicht mehr mit der Schule vereinbaren.
„Probier`s!“ hatten ihr deshalb damals die Eltern vorgeschlagen – und die Zwölfjährige bestand prompt die Aufnahmeprüfung am Internat der renommierten John- Cranko- Schule in Stuttgart. Sie hatte Heimweh, damals als Kind. Doch die großen Ballettsäle, die am Wochenende völlig frei waren fürs Tanzen, begeistern Bettina Frische noch heute.
Auch bei Aufführungen der großen Stuttgarter Stars durften die Internatsschülerinnen zuschauen – gelegentlich sogar mittanzen:
An „Birgit“ und „Marcia“ schieden sich damals die Geister, erzählt Bettina Fritsche. Prima-Ballerina Birgit Keil war groß, elegant, blond, schön – mit langen Beinen. Ihre Kollegin Marcia Haydée war nicht minder berühmt - als „uneitle“, großartige Charakterdarstellerin. „Sie hat sich in ihre tragischen Rollen so richtig reingeschmissen“, sagt Bettina Fritsche über die wohl größte und faszinierendste Primaballerina unserer Zeit. Für Bettina Fritsche wurde Marcia Haydée zum Vorbild – bis heute.
Blond, langbeinig: Das war in den 1980er-Jahren unter den Klassik-Tänzerinnen angesagt: Obwohl klein und brünett, bekam die Absolventin der Stuttgarter Ballettakademie trotzdem ein Engagement am Stadttheater Ulm. „Von 80 bis 100 Bewerberinnen war ich am Schluss unter sieben bis acht Blonden“, sagt Bettina Fritsche lachend.
In Ulm lernte die Tänzerin auch ihren jetzigen Mann, den Schauspieler Matthias Friedrich, kennen.
Nicht so gern erinnert sich Bettina Fritsche an ihre Zeit im großen Ensemble Düsseldorf: „Da war ich Tänzerin Nummer 73 – und kam wenig auf die Bühne.“ Doch am Münchner Gärtnerplatz-Theater folgte dann der Karrieresprung als Solistin und Choreographin. Noch am Beginn ihres achten Schwangerschaftsmonats tanzte die werdende Mutter dort auf der Bühne – „mehr im Hintergrund“ des corps de balett.
„Mich inspirieren Menschen“: Nach einer Idee von Hans-Georg Krause setzte Bettina Fritsche mit älteren Gautinger Laien den Zyklus „Bewegtes Leben“ am bosco um. Inspiriert war das Gautinger Tanz-Projekt von dem vor 20 Jahren uraufgeführten „Kontakthof“ von Pina Bausch.
Erstaunt hatte die Choreographin, „wie wichtig“ es diesen 36 Laien war, „das einfach zu machen und sich zu engagieren – und wie viel sie dabei von sich preis gegeben haben.“ Doch das gemeinsam mit den Tänzern entwickelte „Bewegte Leben“ war auch für Ballettlehrerin und Choreographin Bettina Fritsche eine Herausforderung: „Das lässt sich nicht auf eine Unterrichtseinheit reduzieren“ – sondern entwickele sich immer weiter.
Mit dem letzten Teil des Zyklus, von der Kritik hoch gelobt, ist das „Bewegte Leben“ deshalb abgeschlossen: „Ich mache jetzt erst einmal einen Punkt. Mein Herz hängt am Theater – dafür brauche ich Luft“, sagt die Klassik-Tänzerin mit dem Faible für tragische, aber auch komische Rollen.
Christine Cless-Wesle, 09.10.2016
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.