Nach(t)kritik
Pablo Held Trio: Spiel der Strukturen
Veranstaltung: Pablo Held Trio: GrenzüberschreiterDer zeitgenössische Jazz hat viele Gesichter. Wortwörtlich und im übertragenen Sinne. Einige Varianten waren im bosco schon zu hören. Oft von jungen Musikern, die zugleich Komponisten sind und auf weitgehend durcharrangierte Spielweise setzen. Das Pablo Held Trio steht dazu in einem klaren Gegensatz, da sich die Formation auf das Abenteuer einlässt, auf Festlegung von Themen, Motiven und harmonischen Abläufen gänzlich zu verzichten. Lediglich einer dramaturgisch durchdachten Linie schienen die Musiker zu folgen, die weniger festlegte, als vielmehr Homogenität und Schlüssigkeit innerhalb der Stücke von Set-Länge ermöglichte.
Diese extreme Improvisationsform ist im Grunde ein riskantes Unterfangen, hängt sie doch durchaus von der momentanen Verfassung der Musiker ab. Doch zum Glück war diese bei allen drei Musikern wohl optimal. Zumindest war hier keinerlei Ermüdung in Sachen Erfindungskraft festzustellen. Von Vorteil war dabei, dass Pablo Held (Klavier), Robert Landfermann (Kontrabass) und Jonas Burgwinkel (Drums) bereits seit zehn Jahren im Trio auftreten und daher eine reibungslose nonverbale Kommunikation möglich ist. Andererseits steht den drei Musikern der Kölner Jazzschule ein so großer Schatz an spieltechnischen Möglichkeiten sowie an Kenntnissen und Fähigkeiten in den verschiedenen Stilarten, Gattungen und Genres, dass ein blitzschnelles Hervorholen des gerade Adäquaten nahezu spielerisch abläuft. Und Held, Landfermann und Burgwinkel sparten keinesfalls an Mitteln im bosco. Die Spannweite der angewandten Elemente entstammte allerdings nicht nur der jüngsten Jazzgeschichte, obgleich hier Free- und Cooljazz sowie Bebop bisweilen über weite Strecken unter sich blieben. Aber auch Aspekte Neuer Musik, wie Minimalismus oder Serialismus, sorgten hier für fesselnde Entwicklungen und Wirkungen.
Die dramaturgischen Linien der Sets im bosco liefen stark im Strukturellen ab. Selbst wenn klar konturierte Motive auftauchten, waren sie zugleich auch Pattern, die sich über die rhythmischen und Tempo betreffenden Parameter hinwegsetzten und somit eine eigene strukturelle Ebene anlegten. Die Stimmen bewegten sich eben selbständig, ganz dem musikalischen Charakter eines jeden Spielers entsprechend. Trotzdem war hier die Ensemble-Homogenität eine vorherrschende Charakteristik, zumal sich die Mitspieler immer wieder auf die Ideen der Anderen einließen, sie aufgriffen, um daraus wiederum eigene Ideen zu entwickeln.
Besonders erlebnisorientierte Momente standen in der Regel als extreme Ausprägungen im Raum. Auf der einen Seite fanden sich da die klangsinnlichen Experimente, die sphärische Dimensionen öffneten. Andererseits waren dort die höchst intensiven Verdichtungen, die vor klanglicher Ballung nicht zurückschreckten. Hier rückten die Strukturen engmaschiger zusammen, um daraus große Klangfluten hervorzubringen. So eine Passage ist immer ein Höhepunkt. Und auch hier war es nicht anders. Vor allem zum Finale des Konzerts, das noch einmal im furiosen Spiel einen gewaltigen Akzent setzte und eine nachhaltige Wirkung entwickelte. Begeisterter Applaus folgte denn auch und wurde mit einer im Jazz seltenen Rachmaninow-Komposition beendet.
Diese extreme Improvisationsform ist im Grunde ein riskantes Unterfangen, hängt sie doch durchaus von der momentanen Verfassung der Musiker ab. Doch zum Glück war diese bei allen drei Musikern wohl optimal. Zumindest war hier keinerlei Ermüdung in Sachen Erfindungskraft festzustellen. Von Vorteil war dabei, dass Pablo Held (Klavier), Robert Landfermann (Kontrabass) und Jonas Burgwinkel (Drums) bereits seit zehn Jahren im Trio auftreten und daher eine reibungslose nonverbale Kommunikation möglich ist. Andererseits steht den drei Musikern der Kölner Jazzschule ein so großer Schatz an spieltechnischen Möglichkeiten sowie an Kenntnissen und Fähigkeiten in den verschiedenen Stilarten, Gattungen und Genres, dass ein blitzschnelles Hervorholen des gerade Adäquaten nahezu spielerisch abläuft. Und Held, Landfermann und Burgwinkel sparten keinesfalls an Mitteln im bosco. Die Spannweite der angewandten Elemente entstammte allerdings nicht nur der jüngsten Jazzgeschichte, obgleich hier Free- und Cooljazz sowie Bebop bisweilen über weite Strecken unter sich blieben. Aber auch Aspekte Neuer Musik, wie Minimalismus oder Serialismus, sorgten hier für fesselnde Entwicklungen und Wirkungen.
Die dramaturgischen Linien der Sets im bosco liefen stark im Strukturellen ab. Selbst wenn klar konturierte Motive auftauchten, waren sie zugleich auch Pattern, die sich über die rhythmischen und Tempo betreffenden Parameter hinwegsetzten und somit eine eigene strukturelle Ebene anlegten. Die Stimmen bewegten sich eben selbständig, ganz dem musikalischen Charakter eines jeden Spielers entsprechend. Trotzdem war hier die Ensemble-Homogenität eine vorherrschende Charakteristik, zumal sich die Mitspieler immer wieder auf die Ideen der Anderen einließen, sie aufgriffen, um daraus wiederum eigene Ideen zu entwickeln.
Besonders erlebnisorientierte Momente standen in der Regel als extreme Ausprägungen im Raum. Auf der einen Seite fanden sich da die klangsinnlichen Experimente, die sphärische Dimensionen öffneten. Andererseits waren dort die höchst intensiven Verdichtungen, die vor klanglicher Ballung nicht zurückschreckten. Hier rückten die Strukturen engmaschiger zusammen, um daraus große Klangfluten hervorzubringen. So eine Passage ist immer ein Höhepunkt. Und auch hier war es nicht anders. Vor allem zum Finale des Konzerts, das noch einmal im furiosen Spiel einen gewaltigen Akzent setzte und eine nachhaltige Wirkung entwickelte. Begeisterter Applaus folgte denn auch und wurde mit einer im Jazz seltenen Rachmaninow-Komposition beendet.
Reinhard Palmer, 06.04.2016
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.