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Nach(t)kritik

So, 19.04.2015
17.00 Uhr

Taminos Bilder und Däumlings Krümel

Veranstaltung: Heinrich Klug & Münchner Philharmoniker: Mozart - Ravel
Taminos Bilder und Däumlings Krümel Seit beinahe vierzig Jahren leitet der Gautinger Heinrich Klug, langjähriger 1. Solo-Cellist der Münchner Philharmoniker, die Reihe „Kinderkonzerte“. Inzwischen besuchen längst die Kinder der ersten Zuschauergeneration diese Konzerte, und mancher hat gewiss über Klugs mitreißende Art den Weg in die Klassik, womöglich sogar zu einem Beruf in dieser Sparte gefunden. Längst gibt es viele Nachfolger im Bereich „Klassik für Kinder“, aber Klug zählte zu den Ersten, gewissermaßen zu den Erfindern der Form, klassische Musik Kindern nahezubringen. Immer schon war es ihm ein Anliegen, die „Kinderkonzerte“ auch in seiner Heimatgemeinde Gauting den jüngeren Bewohnern zugänglich zu machen, und so waren fast alle Konzerte der Reihe hier zu hören – zunächst in der Aula des Gymnasiums, auch schon mal in der früheren Realschule, seit Bestehen des bosco aber auch hier. Und seit einigen Jahren zählen sie zum festen Bestandteil des Gautinger Kinderfrühlings.
In diesem Rahmen fand auch das diesjährige Kinderkonzert statt. „Mozart & Ravel“ stand auf dem Programm. Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ stand als Quelle für den ersten Teil des Programms zu Verfügung. Vor einigen Jahren hatte Heinrich Klug schon einmal einen Strang der „Zauberflöte“ zum Inhalt eines Kinderkonzertes gemacht. Damals hat er sich auf die Szenen von Papageno und Papagena konzentriert und aus deren Liebesgeschichte eine für Kinder besonders gut nachvollziehbare Mini-Oper entwickelt. Da war es diesmal schwer, wieder auf dieselbe Oper zurückzugreifen und etwas Neues daraus zu machen, in einer für junge Zuschauer gut verständlichen Form. Klug hat die entscheidenden Arien und Terzette ausgewählt und jeder ein Instrument des Orchesters zugeordnet, das sich auf diese Weise besonders eindrucksvoll vorstellen ließ. Wie immer setzte sich das Kammerorchester auf der Bühne aus Preisträgern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ zusammen, unterstützt von Solisten der Münchner Philharmoniker.
Um die Arien aber auch in ihrem ursprünglichen Charakter als Gesangspartien kenntlich zu machen, waren drei noch sehr junge Sängerinnen und ein noch einmal jüngerer Sänger mit von der Partie, die in die Rollen von Tamino und Pamina, Papageno und Papagena, Monostratos und Sarastro schlüpften und deren Partien ausschnittweise sangen – so frisch und begeistert, dass die anwesenden Kinder im Publikum gleich mit einfielen. Die Handlung der Oper selber, auch für manchen Erwachsenen nicht auf Anhieb verständlich, ging dabei vielleicht ein wenig unter, was dem Spaß an der Musik aber keinen Abbruch tat. Dies ist schließlich das Hauptanliegen der Kinderkonzerte. Und wie immer gab es in der Pause reichlich Gelegenheit, mit den jungen Instrumentalisten ins Gespräch zu kommen und auch einmal das eine oder andere Instrument in die Hand zu nehmen.
Erzählerischer – und damit auch etwas runder – ging es nach der Pause weiter mit „Fünf Kinderstücken“, die der Komponist Maurice Ravel für die Kinder von Freunden in Töne setzte. Diesen hatte er zuvor immer aus einer Märchensammlung vorgelesen und fünf dieser Märchen für seine Komposition ausgewählt. Ravel habe mit Tönen malen können, erzählte Klug den Zuschauerkindern. Und gleich konnten sich diese davon ein hörbares Bild machen. Während die verschiedenen Motive der Märchen in den einzelnen Instrumenten erklangen, erzählte Heinrich Klug kurz die dazugehörigen Geschichten. So entstand ein farbiges musikalisches Märchenbuch, das Kleine wie Große gleichermaßen begeisterte.
Vielleicht wäre es abgerundeter, in sich geschlossener gewesen, hätten sich die Konzertgestalter auf nur einen Komponisten konzentriert und diesen etwas umfangreicher vorgestellt. Den Kindern aber hat es in jedem Fall gefallen. Und wenn nun einige von ihnen künftig Musik mit anderen Ohren hören oder gar selber zu einem der vorgestellten Instrumente greifen, so hat diese Vorstellung doch einen wahren Kinderfrühling erweckt.
Sabine Zaplin, 21.04.2015


Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.
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So, 19.04.2015 | © Werner Gruban