Nach(t)kritik
Vom Fischer und seinem Lütten Sohn
Veranstaltung: Theatergeist: Lütt Matten und die weiße Muschel„Man secht im Dörp, din Reus hätt Fisch!“ Ein Zauberspruch in Platt, ein Spottvers in den Ohren von Lütt Matten: hat der Knirps und Sohn eines Fischers doch ganz allein sein eigenes Fangnetz, seine Reuse im flachen Boddenwasser seiner Heimatinsel aufgebaut, genau dort, wo niemals Fische ins Netz gehen – aber woher soll der Kleine das denn wissen! Zusammen mit seinem Freund wollte er den Großen zeigen, dass er auch ein guter Fischer sein kann, doch der Freund hat schon bald zu zweifeln und wenig später auch zu spotten begonnen. Die kleine Mariken glaubt zwar fest an Lütt Mattens Fischerglück, doch als der Glaube nicht mehr hilft, hilft sie sich kurzerhand selber, hilft dem Glück mit einem heimlich in die Reuse gelegten Fisch ein bisschen nach. Überglücklich präsentiert Lütt Matten seinen Fang, als aber nicht einmal sein Vater zu ihm hält und sich dann nachts der Schwindel aufklärt, fasst der kleine Kerl einen beinahe verhängnisvollen Plan…
„Lütt Matten und die weiße Muschel“, heißt das Figuren- und Menschenspiel von Michael Schwager, inszeniert von Annegret Geist, mit dem das Team „Theatergeist“ am ersten Advent in Gauting gastierte. Zunächst schien es noch so, als würden die oberbayrischen Kinder nicht so ganz warm mit dem Norddeutschen, in das sich auch immer wieder mal etwas Plattdütsch hineinmischte. Doch als die Geschichte um den kleinen Jungen, der so gern die Anerkennung seiner Vaters und der anderen Fischer gehabt hätte, Wind in die Segel bekam und Fahrt aufnahm, waren sie umso begeisterter dabei. Schwager und Geist haben die nach einem Kinderbuch von Benno Pludra entstandene Geschichte mit einer gut ausgewogenen Mischung aus Poesie und Pfiff auf die Bühne gestellt. Eingepackt war das Ganze in eine Rahmengeschichte: der längst erwachsene Lütt Matten wird demnächst Vater und will seine Frau Mariken mit einem gerade erst erworbenen Kinderwagen überraschen. Dabei fällt ihm eine Geschichte ein, die er seinem Kleinen später gern einmal erzählen würde – die alte Sage um die versunkene weiße Muschel, die dereinst den jahrelang erfolglosen Fischern wieder zu gutem Fang verhalf und sie damit vor dem Verhungern rettete. Jene weiße Zaubermuschel versank damals auf den Meeresboden, und als Lütt Matten ein kleiner Junge war, hat ihm die Mutter diese Geschichte immer wieder erzählt – so oft, dass er nach seinem Fischerpech mit der falsch aufgestellen Reuse nachhelfen wollte und sich nachts mit einem Kahn aufmachte, die weiße Muschel zu suchen. Wäre nicht sein Vater, der Kapitän des Fischerbootes, mit dem Hubschrauber aufgebrochen, um seinen vermissten Sohn zu suchen, wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre.
Gerade in den ein wenig unheimlichen Nachtszenen, die so ganz voller Spökenkiekereien sind, entfaltet dieses Kindertheater sein poetisches Potential. Mit sparsamen Mitteln – Schattentheater, Blinklicht und (ein wenig zu laute) Musik – entsteht die Gegenwelt zum „materiellen“ Fischfang, die Einblick in die Innenwelt des phantasievollen Kindes gibt. Am Ende hat Lütt Matten die Anerkennung, um die er so gebuhlt hat – und er hat ein tief empfundenes Erlebnis, das er seinem eigenen Kind weitererzählen wird. Und das berührt auch oberbayerische Kinder, die vielleicht noch nie eine Reuse oder einen Aal gesehen haben.
„Lütt Matten und die weiße Muschel“, heißt das Figuren- und Menschenspiel von Michael Schwager, inszeniert von Annegret Geist, mit dem das Team „Theatergeist“ am ersten Advent in Gauting gastierte. Zunächst schien es noch so, als würden die oberbayrischen Kinder nicht so ganz warm mit dem Norddeutschen, in das sich auch immer wieder mal etwas Plattdütsch hineinmischte. Doch als die Geschichte um den kleinen Jungen, der so gern die Anerkennung seiner Vaters und der anderen Fischer gehabt hätte, Wind in die Segel bekam und Fahrt aufnahm, waren sie umso begeisterter dabei. Schwager und Geist haben die nach einem Kinderbuch von Benno Pludra entstandene Geschichte mit einer gut ausgewogenen Mischung aus Poesie und Pfiff auf die Bühne gestellt. Eingepackt war das Ganze in eine Rahmengeschichte: der längst erwachsene Lütt Matten wird demnächst Vater und will seine Frau Mariken mit einem gerade erst erworbenen Kinderwagen überraschen. Dabei fällt ihm eine Geschichte ein, die er seinem Kleinen später gern einmal erzählen würde – die alte Sage um die versunkene weiße Muschel, die dereinst den jahrelang erfolglosen Fischern wieder zu gutem Fang verhalf und sie damit vor dem Verhungern rettete. Jene weiße Zaubermuschel versank damals auf den Meeresboden, und als Lütt Matten ein kleiner Junge war, hat ihm die Mutter diese Geschichte immer wieder erzählt – so oft, dass er nach seinem Fischerpech mit der falsch aufgestellen Reuse nachhelfen wollte und sich nachts mit einem Kahn aufmachte, die weiße Muschel zu suchen. Wäre nicht sein Vater, der Kapitän des Fischerbootes, mit dem Hubschrauber aufgebrochen, um seinen vermissten Sohn zu suchen, wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre.
Gerade in den ein wenig unheimlichen Nachtszenen, die so ganz voller Spökenkiekereien sind, entfaltet dieses Kindertheater sein poetisches Potential. Mit sparsamen Mitteln – Schattentheater, Blinklicht und (ein wenig zu laute) Musik – entsteht die Gegenwelt zum „materiellen“ Fischfang, die Einblick in die Innenwelt des phantasievollen Kindes gibt. Am Ende hat Lütt Matten die Anerkennung, um die er so gebuhlt hat – und er hat ein tief empfundenes Erlebnis, das er seinem eigenen Kind weitererzählen wird. Und das berührt auch oberbayerische Kinder, die vielleicht noch nie eine Reuse oder einen Aal gesehen haben.
Sabine Zaplin, 29.11.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.