Nach(t)kritik
Von Brasilien ins alte Europa
Veranstaltung: Peter Horton: Der Gitarrenphilosoph„Fernsehen“, sagt Peter Horton, „ist deshalb so klug, weil es sich vom Verstand seiner Zuschauer ernährt.“ Er war live an diesem Abend auf der Bühne des bosco, live und solo. Ohne Kamera, ohne Bildschirm und gut genährt vom klugen Publikum, das ihm an den Lippen hing – und sehr gern Doppeldeutigkeiten wie diese wahrnahm. Ein Künstler, der den allermeisten vor allem über das Fernsehen bekannt ist, über Sendungen wie „Café in Takt“ oder „Hortons Kleine Nachtmusik“, weiß sehr genau, was er tut, wenn er über das Fernsehen redet.
Doch gleich von Beginn an war ein sehr unmittelbarer, sehr entspannter Peter Horton zu erleben, der vor allem eines wollte: zusammen mit seinem Publikum einen schönen Abend erleben. Und das ist ihm wahrlich gelungen. Die beiden Gitarren, die ihn rechts und links einrahmen, sind schon ein Statement: eine E-Gitarre mit einem dunklen, auffälligen Holzkorpus und eine helle akustische Gitarre, beide Instrumente wie handgefertigt für diesen großartigen Gitarristen, beide klingen wie ein vielsaitiger Wiederklang von dessen so bekannter wie außergewöhnlicher Stimme.
Er habe eine gewisse Zeit seiner Gitarrenstudien in Brasilien verbracht, erzählt Peter Horton. Und lässt viel aus dieser Zeit anklingen, immer wieder. Ganz besonders begeisternd waren die brasilianischen Anklänge in „My funny Valentine“, einem Musicalsong aus den späten Dreissigern, der immer wieder im Lauf der vergangenen Jahrzehnte neu interpretiert wurde. Bei Peter Horton erhält der Song durch die brasilianisch inspirierten Gitarrenläufe, die rasanten Tempowechsel in der Begleitstimme und den fast meditativ melancholischen Gesang darüber einen kontinentenüberbrückenden Charakter aus südamerikanischem Temperament und europäischem sophisticated being.
Dass er ein Virtuose auf der Gitarre ist, der akustischen wie der E-Gitarre, beweist Peter Horton an diesem Abend immer wieder. Aber mindestens ebenso wichtig sind ihm die Texte seiner Songs und das Schreiben überhaupt. „Die zweite Saite“, heißt eines seiner Bücher, aus dem er an diesem Abend ein paar Aphorismen zitiert, die er „Schmunzelzynismen“ nennt. Zu diesen zählt der eingangs erwähnte Spruch über die Nahrung des TVs. Aber auch kleine freche Gedichte finden sich in diesem Buch, im Stil eines Joachim Ringelnatz, durchaus auch mal mit nicht ganz so politisch oder sozial korrekten Statements, für die sich der Sängerpoet aber so charmant öffentlich schämt, dass man ihm fast einen kleinen frauenfeindlichen Ausrutscher verzeiht.
Am direktesten, ehrlichsten und berührendsten wird Peter Horton stets dann, wenn er persönliche Tragödien und wunde Punkte offenbart. Beispielsweise die jahrelange Abwesenheit seines Vaters, der den damals Siebenjährigen und dessen Mutter verließ und den erst der erwachsene Mann an dessen Sterbebett wiedertrifft. Zehn Jahre hat es gebraucht, bis Horton diesem zu spät gefundenen Vater ein Lied widmen kann, zehn Jahre der Suche nach den richtigen Worten und Harmonien. „Mein Vater“ ist ein sehr warmherziger, ehrlicher Song geworden. „Personalissimo“, heißt die aktuelle CD, aus der er an diesem Abend viele Songs vorstellt. „Mein Vater“, ist einer von ihnen.
Und so wird dieser Soloabend im bosco im Rahmen der Reihe Vielklang zu einer Personalityshow der besonderen Art: ein berührendes, ehrliches und musikalisch wie textlich manche Überraschung offenbarendes Konzert.
Er habe eine gewisse Zeit seiner Gitarrenstudien in Brasilien verbracht, erzählt Peter Horton. Und lässt viel aus dieser Zeit anklingen, immer wieder. Ganz besonders begeisternd waren die brasilianischen Anklänge in „My funny Valentine“, einem Musicalsong aus den späten Dreissigern, der immer wieder im Lauf der vergangenen Jahrzehnte neu interpretiert wurde. Bei Peter Horton erhält der Song durch die brasilianisch inspirierten Gitarrenläufe, die rasanten Tempowechsel in der Begleitstimme und den fast meditativ melancholischen Gesang darüber einen kontinentenüberbrückenden Charakter aus südamerikanischem Temperament und europäischem sophisticated being.
Dass er ein Virtuose auf der Gitarre ist, der akustischen wie der E-Gitarre, beweist Peter Horton an diesem Abend immer wieder. Aber mindestens ebenso wichtig sind ihm die Texte seiner Songs und das Schreiben überhaupt. „Die zweite Saite“, heißt eines seiner Bücher, aus dem er an diesem Abend ein paar Aphorismen zitiert, die er „Schmunzelzynismen“ nennt. Zu diesen zählt der eingangs erwähnte Spruch über die Nahrung des TVs. Aber auch kleine freche Gedichte finden sich in diesem Buch, im Stil eines Joachim Ringelnatz, durchaus auch mal mit nicht ganz so politisch oder sozial korrekten Statements, für die sich der Sängerpoet aber so charmant öffentlich schämt, dass man ihm fast einen kleinen frauenfeindlichen Ausrutscher verzeiht.
Am direktesten, ehrlichsten und berührendsten wird Peter Horton stets dann, wenn er persönliche Tragödien und wunde Punkte offenbart. Beispielsweise die jahrelange Abwesenheit seines Vaters, der den damals Siebenjährigen und dessen Mutter verließ und den erst der erwachsene Mann an dessen Sterbebett wiedertrifft. Zehn Jahre hat es gebraucht, bis Horton diesem zu spät gefundenen Vater ein Lied widmen kann, zehn Jahre der Suche nach den richtigen Worten und Harmonien. „Mein Vater“ ist ein sehr warmherziger, ehrlicher Song geworden. „Personalissimo“, heißt die aktuelle CD, aus der er an diesem Abend viele Songs vorstellt. „Mein Vater“, ist einer von ihnen.
Und so wird dieser Soloabend im bosco im Rahmen der Reihe Vielklang zu einer Personalityshow der besonderen Art: ein berührendes, ehrliches und musikalisch wie textlich manche Überraschung offenbarendes Konzert.
Sabine Zaplin, 05.03.2015
Direkt nach der Veranstaltung schreiben professionelle Kulturjournalist*innen eine unabhängige Kritik zu jeder Veranstaltung des Theaterforums. Diese Kritik enthält dabei ausschließlich die Meinung der Autor*innen.