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Aus für den Ball im Bosco

Erschienen in:   Starnberger Merkur

Seit fast 20 Jahren ist der Ball im Boso fester Bestandteil des Gautinger Veranstaltungskalenders. Jetzt ist Schluss, auch der Termin am 22. Februar 2025 ist gestrichen. Dem Organisationsteam ist das finanzielle Risiko zu hoch.

Gauting – „Liebe Gautinger Tanzgemeinde, heute haben wir eine schlechte Nachricht für euch“: Diese Anrede verhieß schon nichts Gutes, als das Ball-im-Bosco-Team (bib) sich am vergangenen Wochenende via Facebook an die Öffentlichkeit wandte. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, da es uns über 17 Jahre viel Freude gemacht hat, aber der Ball im Bosco ist Geschichte. Der Termin für 2025 ist gecancelt.“ Das heißt: Die beliebte Veranstaltungsreihe mit hochkarätigem Programm gehört der Vergangenheit an. Auch der Ball, der für den 22. Februar 2025 geplant war, ist gestrichen.

Auf Nachfrage des Starnberger Merkur erläutert Carola Bambas vom bib die Gründe für das Aus. „Bei der Kalkulation ist uns schwindelig geworden“, sagt sie. Man habe das große Ganze zwar nicht zu Ende kalkuliert, aber die Karte hätte an die 70 Euro gekostet – während es vor der Pandemie um die 35 waren. „Alles ist teurer geworden, von der Saalmiete bis zum Abbau der Bühne im großen Saal“, sagt sie. Hinzu komme, dass Interessenten sich seit der Pandemie die Karten erst kurz vor der Veranstaltung besorgen, was eine Planung erschwert. Früher seien die Tickets schon vor Weihnachten weg gewesen. „Da wir das alles ehrenamtlich machen, möchten wir uns diesem Stress nicht aussetzen“, so Bambas. Das – für die Tänzer im Würmtal traurige – Fazit: „Das finanzielle Risiko ist uns zu groß.“

Alles begann mit einer Idee auf dem Bringweg zum Kindergarten im Jahr 2006. Seither organisierten Gerlinde Leib, Andy Pfannes, Sibylle Sommer, Maren Wicht, Katharina Hartlieb und Carola Bamabas über viele Jahre einen Abend, auf den sich Gauting freuen konnte. „Beim ersten Ball wurde gerade das Bosco umgebaut, der Eingang war eine Baustelle, die wir mit vielen Stoffen zu einem eleganten Entree verwandelt haben“, erinnert sich Bambas. An diesen mehr oder weniger improvisierten Anfang hat sie besonders schöne Erinnerungen. Die Firma Kiefl steuerte seinerzeit große Pflanzen bei, um das Ambiente zu verschönern. „Wein und Geist“ lieferte stets Weine und Prosecco.

Das Niveau war immer beachtlich. Es gab hochprofessionelle Showtanzeinlagen – 2010 tanzte etwa ein Paar des TSC Savoy München den Gästen vor, bevor mehr als 200 Gäste auf die Tanzfläche strömten – , Eisi Gulp hatte einen Kurzauftritt, das Lichtdesign war stets sehr ästhetisch. Ein Buffet stand im Vorraum, zwischendurch gab es Eis oder hinterher ein Give-away. Doch die Zeiten ändern sich. „In den ersten Jahren haben wir noch händeringend nach Babysittern für unsere Kinder gesucht, später halfen sie dann beim Service mit oder waren selbst Gäste“, erinnert sich Bambas.

Die letzten Jahre gestalteten sich bereits schwierig. 2020 fand der letzte Ball statt, kurz vor dem Lockdown. „Das war echt haarscharf“, so Bambas. Dann waren die Ballabende leider nicht mehr möglich, aus bekannten Gründen. 2023 waren die Leute noch vorsichtig, 2024 gab es Terminprobleme – und jetzt ist ganz Schluss. „Am Schluss war es eher eine Last als ein Spaß“, so die Gautingerin. Aber ein bisschen Hoffnung hat sie für die Zukunft noch. „Vielleicht findet sich jemand, der es weiter betreiben möchte.“

Die Tanzgemeinde ist traurig über diese Nachricht. „Wie schade! Ihr habt den bib immer toll organisiert. Danke dafür!“, kommentierte Britta Hundesrügge den Post. Die FDP-Gemeinderätin ging immer sehr gerne im Frühjahr ins Bosco, um das Tanzbein zu schwingen. „Das war ein tolles Angebot vor Ort, man musste nicht nach München in den Bayerischen Hof fahren“, sagt sie. Reizvoll fand sie auch, dass es nicht so förmlich zuging wie anderswo. „Das Angebot war niederschwellig. Ich zum Beispiel habe meine Karten immer bei Katharina Hartlieb persönlich abgeholt.“ Ein bisschen schick machen, ein bisschen tanzen, ins Gespräch kommen: „Ich habe da viele schöne Abende erlebt“, so Hundesrügge. Sie regt an, dass sich die Macher des Kult-Festivals des Balls im Bosco annehmen.

27.08.2024, Volker Ufertinger