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„Das Bosco und ich, wir haben uns gefunden“

Erschienen in:   Süddeutsche Zeitung - Starnberg

Barbara Schulte übernimmt die Leitung im Gautinger Kulturhaus. Die Kulturwissenschaftlerin will die Einrichtung trotz finanzieller Kürzungen weiterentwickeln.

Vergangene Woche war es soweit, da hat Barbara Schulte die Leitung des Gautinger Kulturhauses Bosco übernommen. Ihre Vorgängerin Katja Friedrich arbeitet nun an der Ludwig-Maximilians-Universität. Anfang Januar entschied sich der Gautinger Gemeinderat einstimmig für Schulte als Nachfolgerin. Thomas Hilkert, Vorstandsvorsitzender des Theaterforums Gauting, freut sich darüber, Schulte als neue Kulturhaus-Chefin gewonnen zu haben. „Sie bringt langjährige Erfahrung im Nonprofit-Management mit, künstlerische Expertise und frische Impulse – und damit alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Profilierung und Weiterentwicklung des Hauses“, teilt Hilkert mit.

Die gebürtige Schweizerin Schulte ist die ehemalige Co-Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin für das Konzert- und Kulturprogramm der Versicherungskammer Kulturstiftung in München. Zudem arbeitete sie für den Schweizer Architekten Peter Zumthor, das Kulturreferat München und die Pinakothek der Moderne. Sie studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und machte ein Auslandssemester in Bologna. Außerdem ist sie Absolventin der Deutschen Stiftungsakademie in Berlin. Heute lebt sie in München.

„Das Bosco und ich, wir haben zusammengefunden“, sagt Schulte. Auf die Leitungsstelle für das Bosco ist sie über eine Stellenausschreibung gestoßen. Die 42-Jährige habe „genau nach sowas gesucht“, denn durch die gerade einmal 300 Plätze im großen Saal des Kulturhauses entstehe eine Nähe zwischen Publikum und Künstlern. Ferner habe sie die Vielfalt des Programms angesprochen, dieses bietet unter anderem Klassik-, Schauspiel- und Kabarettveranstaltungen. Im Bosco könne man interdisziplinär arbeiten und denken, erläutert Schulte ihre Begeisterung. Das Kulturprogramm im Bosco habe sie nach eigener Aussage bereits lange verfolgt. Sie lobt die besondere Atmosphäre des Kulturhauses. Diese sei professionell und warmherzig zugleich, was laut Schulte eine gute Kulturgastgeberschaft kreiert.

Kernaufgabe als neue Leitung sei das Erstellen des Kulturprogramms. Das geschehe in Kooperation mit dem gesamten Team, so Schulte. Das Bosco-Team umfasst etwa 30 Mitarbeiter. Neben Schulte arbeiten sechs weitere fest angestellte Teilzeitkräfte in dem Gautinger Kulturhaus. Dazu kommen Minijobber und freiberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiter. Eine weitere zentrale Aufgabe für die neue Leitung des Boscos sei die Organisation des Kulturzentrums, darunter fällt auch das Auftreiben und Erhalten von finanziellen Mitteln. Kultur gehe durch harte Zeiten, erklärt Schulte. Im vergangenen Jahr seien die Betriebskosten des Kulturhauses gestiegen und die Zuschüsse gleichzeitig gekürzt worden.

Finanziert wird das Bosco unter anderem von Stiftungen, Mitgliedern des Theaterforums und der Gemeinde Gauting. „Die Gemeinde hält uns die Stange“, sagt Schulte und betont, dass keine Entscheidung der Gemeinde Gauting in Bezug auf das Bosco unangekündigt käme. Es bestehe stets ein enger Dialog zwischen Gemeinde und Kulturhaus. Aktuell berät sich die Gemeinde Gauting noch über den Haushalt, so gibt es derzeit noch keine genaue Auskunft darüber, wie sich die Zuschüsse für dieses Jahr gestalten.

Besonders begeistert sich Schulte für den aktuellen Themenschwerpunkt „Ukraine“, der die Lage im Land und die Lebenssituation geflüchteter Ukrainer betrachtet. Die neue Leiterin weist auf eine Fotoausstellung von Amnesty International und der Fotoagentur Ostkreuz in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Menschenrechtsaktivistin und Fotografin Oleksandra Bienert hin. In dieser Ausstellung bekommen Besucher einen Einblick in den Alltag ukrainischer Menschen.

Zwar seien seit der Corona-Pandemie viele Menschen zurückhaltender beim Kauf von Abonnements, dennoch bestehe stets ein großes Interesse an dem lokalen Kulturort, so Schulte. Dementsprechend freue sich das Bosco über viele ausverkaufte Veranstaltungen. Laut Schulte gebe es „eine Menge Highlights in nächster Zeit“ und einen guten Mix aus Newcomern und großen Namen der Künstlerszene.

Aus ihren vergangenen Projekten begleitet Schulte ein Netzwerk an Menschen und Kooperationen, welches sie nach Gauting mitbringt. Für die programmatische Zukunft des Kulturhauses will Schulte ihren Blick vor allem nach vorne richten. Das bedeute nicht, dass ab sofort nur noch zeitgenössische Projekte im Bosco geplant werden, sondern eher, dass eine hohe Bereitschaft für Änderungen bestehe, erläutert sie. Laut Schulte soll das Bosco nicht in einer Nische feststecken, sondern ein offenes Bürger- und Kulturhaus bleiben. Das gelte auch für die Kommunikation. Demzufolge ist das Bosco seit vergangenem August beispielsweise auch auf Instagram vertreten, um Interessierte über Veranstaltungen zu informieren. Als neue Leitung legt Schulte Wert darauf, dass das Kulturhaus ein lebendiger Begegnungsort ist, an dem sich Besucher willkommen fühlen.

27.01.2025, Amelie Kaiser