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Presse

Das Buch zur Ausstellung

Erschienen in:   Starnberger Merkur

Interviews mit Zeitzeugen, Bilder aus alten Zeiten, ein Streifzug durch Gautings Geschichte: Hans-Georg Krause hat am Samstag im Bosco das Buch „Mausefallen für Dich – Zigarren für die Welt“ präsentiert. Ein Muss für Gautinger.

Hans-Georg Krause, „der Kulturleuchtturmwächter a. D.“ des Gautinger Bosco, präsentierte am Samstagnachmittag im großen Saal des Bosco den druckfrischen Bildband „Mausefallen für Dich – Zigarren für die Welt“. Dabei handelt es sich um die Dokumentation der Gautinger Frühjahrsausstellung mit Original-Objekten aus dem reichen Fundus des Unterbrunner Sammlers Hermann Geiger wie den „Liebesbriefen aus der Papierfabrik“. Das Buch ist für 30 Euro im Buchhandel erhältlich.

Mit packenden Zeitzeugen-Interviews startete die Präsentation zum „Museum auf Zeit“ über die frühe Industrialisierung Gautings: Wer im Film den längst pensionierten Lehrer und Kreisheimatpfleger Gerhard Schober gehört hat, wie er noch Anfang der 1960er-Jahre im Ferienjob drei bis sechs Zentner schwere Papier-Pakete über den Hof der Haerlinschen Papierfabrik rollen musste, weiß, warum er lieber heute lebt. Er sammle, damit die Ortsgeschichte „für unsere Nachkommen erhalten bleibt“, erklärt der Unterbrunner Heimatforscher Hermann Geiger im Film. „Und ich mache das für euch alle“, sagte Krause unter tosendem Applaus im Bosco-Saal.

„Ohne Hermann Geiger und weitere Ehrenamtliche wie Rosi Zacher und Sibylle Sommer von der Schule der Fantasie hätte das Museum auf Zeit mit Original-Friseursalon aus den 1950er-Jahren nicht funktioniert“, dankte Hans-Georg Krause, Gründer des Theaterforums, den Unterstützern. Und die nun erschienene Dokumentation sei nur dank Gemeindesparkassenstiftung, Bezirk Oberbayern, Privat-Förderung von Altbürgermeister Dr. Ekkehard Knobloch und Einzelspenden möglich gewesen.

In dem Buch ist die bebilderte Industrie-Geschichte Gautings chronologisch geordnet. Hans-Georg Krause berichtet vom Urkataster 1806, als es im armen kleinen Bauerndorf Gauting mit seinen mageren Böden „gerade mal 60 Häuser gab“. Aufschwung nahm der Ort mit den Mühlen und der Wasserkraft der Würm, aber auch dem Bau der Eisenbahnlinie 1854. Im Sommer 1877 gründete der aus dem württembergischen Ellwangen stammende Dr. Julius Haerlin die gleichnamige Papierfabrik – mit Nutzung der Würm-Wasserkraft. Mit bis zu 154 Beschäftigten sei die Papierfabrik mit Holzschleif bis zur Schließung 1967 „der größte Arbeitgeber in Gauting“ gewesen, so Krause.

Im heutigen „Öko & Fair“ an der Berengariastraße wurde bereits 1895 eine neue Stauanlage genehmigt für eine Stahlkugel-Fabrik, die spätere Maschinenfabrik Gauting. Vom legendären Schwefelbad (heute Caritas-Mädchenheim) und vom Bahnhofshotel (heute Edeka-Markt) des legendären Koloniegründers und Postwirts Georg Hiltl erzählte Autor Krause. Doch 1906 versiegte die Quelle – und das Bahnhofshotel mit prächtigem Kursaal, der in der Ausstellung zu sehen war, wurde nach dem Ersten Weltkrieg zur Austria-Tabakfabrik mit 300 Arbeiterinnen. In Stockdorf startete 1901 die Esslinger Draht- und Eisenwarenfabrik Wilhelm Baier (heute Automobilzulieferer Webasto) mit Bauteilen für die im Buchtitel genannten „Mäusefallen“.

„Doch wohin mit den Kleinkindern?“, erinnerte Hans-Georg Krause an die 1899 gegründete „Kinderbewahranstalt“ mit Mallerdorfer Schwestern. Mit einer Lesung aus dem Tagebuch einer Dame, die einst mit ihrem Gatten im Schwefelbad Gauting kurte, endete die Lesung. Im Buch hat Schriftsteller Dr. Gerd Holzheimer auch die von Hermann Geiger entdeckten Liebesbriefe eines Gautinger Fabrikarbeiters an ein „Münchner Fräulein“ abgedruckt. Für Gautinger ist „Mausefallen für Dich – Zigarren für die Welt“ ein Muss.

26.11.2024, Christine Cless-Wesle