Presse
Julia Fischer präsentiert Nachwuchs
Ausverkauft war das Bosco, als Geigerin Julia Fischer in ihrem neuen Format „Julia Fischer präsentiert“ jetzt die vier jungen Ausnahme-Musiker des Münchner „Talon Quartetts“ vorstellte. Dabei überzeugte das 2023 gegründete Quartett mit Louis Vandory (Bratsche), Fabian Jüngling (Violine), Isidora Timotijevic (Bratsche) und Valentin Lutter (Cello) im Rahmen der Sonntagsmatinee mit purer Spielfreude auf musikalisch hohem Niveau. Vandory studierte bereits als 15-Jähriger bei Julia Fischer an der Münchner Musikhochschule. „Kammermusik ist tot, sagen alle. Aber in Gauting ist der Saal voll“, freute sich die in Gauting aufgewachsene Musikhochschul-Professorin. Das Konzept ihrer Nachwuchsförderung beschrieb sie wie folgt: „Die jungen Kolleginnen und Kollegen haben die Möglichkeit, bei Konzerten zu lernen, zu wachsen – und dabei hoffentlich das Publikum zu begeistern.“
Das „Talon Quartett“, das im Münchner Salon „Luitpold“ bereits eine Kammermusik-Reihe gegründet hat, bot ansteckende Spiellust und ein klassisches Programm. Innig, makellos und aus einem Guss bot das junge Ensemble mit der exzellenten Violinstimme von Louis Vandory das „Allegro assai“ aus dem Quartettsatz c-Moll von Franz Schubert. Dem rastlosen Anfang folgte eine unbeschwerte Melodie, die abrupt in Moll-Klänge wechselt.
Mit grandioser Virtuosität bot das junge Quartett das reich komponierte Streichquartett von Joseph Haydn mit dem ungewöhnlichen Kopfsatz. In großartigem Zusammenspiel interpretierten die jungen Streicher mit der Bratschistin Isidora Timotijevic das „Largo e cantabile“, das im Pizzicato-Ton verklang. Voller Energie meisterten die hoffnungsvollen Nachwuchsmusiker das mit viel Tempo dahinjagende „Scherzo. Allegro“. Nach dem Finalsatz folgte begeisterter Applaus: Selten war ein Haydn-Quartett so frisch zu erleben wie bei der Aufführung am Sonntag in Gauting.
Nach der Pause bot dieses glänzend harmonierende Ensemble das Streichquartett von Wolfgang Amadeus Mozart in G-Dur virtuos, mit hochmusikalischer Grandezza und makellosem Strich. Nach dem beschwingten Menuett dankten die Gautinger mit anhaltendem Applaus.
Mit dem Streichquartett f-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy transportierten die jungen Musiker tiefen Schmerz: Das Werk schuf der Komponist nach dem unerwarteten Tod seiner geliebten Schwester Fanny. Nach dem aufwühlenden Schlusssatz brandete Beifall auf. Als Zugabe spielte das vielversprechende Quartett nochmals den dritten Satz aus dem Haydn-Quartett quicklebendig. Auf die nächsten Sonntagsmatineen der neuen Reihe „Julia Fischer präsentiert“ in der kommenden Saison dürfen die Gautinger gespannt sein.