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Warmer Regen für das Bosco
Wie viele Kulturhäuser hat auch das Bosco mit den geringer werdenden Zuschüssen zu kämpfen. Deshalb hat das Theaterforum einen Benefizabend in eigener Sache veranstaltet. Die Spenden über 13 000 Euro tun dem Verein richtig gut.
Gauting – Die Zeiten sind nicht einfach für die Kultur. Das Geld ist knapp, die Zuschüsse werden gekürzt oder ganz gestrichen. Wenn eine Institution wie das Bosco weiter auf dem bisherigen Niveau Veranstaltungen anbieten möchte, heißt es kreativ sein. Genau das macht das Theaterforum. Eine Fundraising-Aktion ist in Vorbereitung, der Freundeskreis wird neu strukturiert, und am Samstag gab es einen Benefizabend unter dem Titel „Bosco bianco“. Dabei wurde deutlich, dass die Gautinger das Angebot vor ihrer Haustür sehr wohl zu schätzen wissen. Die angeschriebenen Abonnenten und Fördermitglieder folgten dem Aufruf und spendeten auf die Einladung hin satte 13 000 Euro. „Das hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen“, sagt Bosco-Managerin Barbara Schulte. Die Summe fließt ohne Abstriche in das Frühjahrsprogramm.
180 Gautinger strömten am Samstagabend in den markanten roten Bau im Zentrum, darunter viele bekannte Künstler der Gemeinde wie Autor Gerd Holzheimer, aber auch etliche Gemeinderäte und Bürgermeisterkandidaten. Die Gemeinde war durch Dritten Bürgermeister Markus Deschler vertreten. Dass die Lage für die Kultur und damit auch für das Bosco ernst ist, verhehlten Thomas Hilkert, Vorsitzende des Theaterforums, und Barbara Schulte in ihrer Begrüßung keineswegs. „Wir haben eine großartige Kulturlandschaft in Deutschland“, sagte die Managerin. „Aber die Gießkannen werden immer kleiner und immer weniger.“ Umso dankbarer war sie für den warmen Regen. Im Laufe des Abends wurde die Summe noch größer, es kamen knapp 1000 Euro hinzu.
Dann übernahmen die Künstler, die allesamt ohne Gage auftraten. Zunächst spielten der Buchendorfer Heinrich Klug, von 1963 bis 2000 Solocellist der Münchner Philharmoniker, und Mariclara Ruiz-Neudauer. Man konnte nur staunen, wie der nach wie vor agile 90-Jährige, der das Geheimnis der ewigen Jugend zu kennen scheint, mit der 17-Jährigen kommunizierte und harmonierte. Gemeinsam interpretierten sie Gioacchino Rossinis Duett für Violoncello und Kontrabass aus dem Jahr 1824 großartig. Doch auch als Solisten ließen sich der alte Meister und das junge Talent hören: Klug mit einer Solosonate von Günter Raphael, Mariclara Ruiz-Neudauer mit „Iberique Peninsulaire“ von Francois Rabbath.
Gegen den Strich bürstete Gerd Anthoff das Weihnachtsfest. Der Fernseh-, Theater- und Volksschauspieler trug zunächst Erich Kästners berühmtes Gedicht „Morgen, Kinder, wirds nichts geben“ vor, geschrieben aus der Perspektive einer bettelarmen Unterschicht und triefend von Sarkasmus („Morgen kommt der Weihnachtsmann / Allerdings nur nebenan“). Das nächste Stück, „Das Paket des lieben Gottes“ von Bert Brecht, spielt in einer Spelunke in Chicago von 1908. Einem Gast wird eine Zeitung überreicht, in der er zufällig liest, dass der Kriminalfall, dessentwegen er verfolgt worden war, zu seinen Gunsten geklärt worden ist. Eine wahrhaft weihnachtliche Fügung. Das letzte Wort lautet „Gott.“
Etwas für das Gemüt war das Stück „Halifax und Biwifax“ von Fritz Müller-Partenkirchen, in dem ein Bub behauptet, die viel besseren Schlittschuhe geschenkt bekommen zu haben als ein Angeber aus seinem Freundeskreis, der sich mit seinen neuen – einst berühmten– Halifax-Schlittschuhen prahlt. Natürlich droht er mit seiner Lüge aufzufliegen, als die Weiher zum ersten Mal gefrieren, aber seine Mutter sorgt für ein überraschendes Happy End. Schwarzer Humor sprach hingegen aus dem anonymen Gedicht „Nachkriegsweihnacht“, in der eine Familie aus Versehen ihren Großvater aus Amerika, ja, verspeist. Dieser wollte nach seinem Ableben in Deutschland begraben werden. Die Asche des Verstorbenen war im Paket leider nicht als solche gekennzeichnet. So nahmen die Dinge ihren Lauf.
Für Kurzweil sorgten auch die „Wellküren“ aus der Volksmusiker-Familie Well. Nach dem Tod von Burgi touren noch Moni und Bärbi durch die Lande und schrecken vor derben Scherzen nicht zurück. So sangen sie „Mein Mann will mich verlassen / Gott sei Dank“. Und auf Ministerpräsident Markus Söder waren sie auch nicht gut zu sprechen. „Markus, wir verzehren uns nach Deinem Franken-Leib“, sangen sie ironisch.
Im Anschluss trafen sich die Besucher in der Bar Rosso zu Gesprächen. Für Speis und Trank war gesorgt, dank der Sponsoren Vollcorner, VorOrt, Backhaus Cramer, Konditorei Harter sowie Wein und Geist. Auch die Gärtnerei Kiefl, Fotograf Jacob Klinger und Grafikerin Maja Zorn halfen unentgeltlich mit, um der guten Sache willen. „Im Moment sind wir froh, dass wir mit dem Geld das eine oder andere Loch stopfen können“, so Schulte. Aber: Das Bosco am Leben zu erhalten, bleibt eine Herausforderung.
