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Veranstaltungsinfo

Do, 12.12.2024
20.00 Uhr
Literatur | Musik

26,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Anna Veit & Maruan Sakas: Mond oder Stern - WeihnachtsFragen mit Musik

Von „Fly me to the moon“ über „Stars and the Moon“ bis hin zu den großen Klassikern aus der WeihnachtsKiste wird das betörende Duo an diesem Abend nach den Sternen greifen: garantiert kitschbefreit und gerade deshalb zu Herzen gehend.

Das Jahresende stellt uns mit seinem nahenden Weihnachtsfest auf einmal vor Atmosphären, Temperaturen und Fragen, die uns unterm Jahr niemals begegnen. In klirrend kalten, stechend schwarzen, sternklaren Nächten stehen wir dann da, der fünften Jahreszeit ausgeliefert, und müssen entscheiden. Weihnachten oder nicht, Geschenke oder nicht, Plätzchen oder nicht, Lametta oder nicht, Liebe oder nicht, Dunkel oder Licht, Mond oder Stern?
Poetisch und feinsinnig spüren die Sängerin Anna Veit und der Pianist Maruan Sakas dem nach, wogegen man sich um Weihnachten herum einfach nicht wehren kann. Im Zentrum stehen Stimme, Kontrabass und Klavier und die ewige Suche der Menschen nach dem Himmel auf Erden. Zu hören gibt es Lieder von Gott und der Welt, Geschichten aus dem echten Leben und solche aus einem anderen, wunderlich und weihnachtlich, selbstironisch und sinnlich.

ANNA VEIT, Stimme, Kontrabass
MARUAN SAKAS, Klavier

Nach(t)kritik
Wo bleibt der Trost der ganzen Welt?
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Weihnachtsmann oder Christkind? Lametta oder Glaskugeln? Ein traditionelles Weihnachtsfest? Und sind wir überhaupt schon bereit für Besinnung, für Glitzern, für das Leuchten in den Augen? Einen großen Fragenkatalog rund um das Weihnachtsfest stellen Schauspielerin und Sängerin Anna Veit und mit ihr Pianist Maruan Sakas an diesem Abend zusammen und wissen gemeinsam so manches Lied zu singen auf das wohl gefühlsstärkste und zugleich so vieles aufwühlende Fest im Jahreskreis. Einmal bis zum Mond und wieder zurück verläuft der Bogen, den die beiden schlagen, von der Bitte um „Fly me to the moon“ über jene „Stars fell on Alabama“ bis zur „Best of all possible worlds“. Mal dominiert der Jazz, mal behauptet sich das Chanson, dazwischen klingt Traditionelles an wie „Es wird scho glei dumpa“ - an dem man, wie Anna Veit erklärt, als im Alpenland geborener oder zumindest lebender Mensch in der Weihnachtszeit nun einmal nicht vorbei kommt.

Dazwischen stehen die Fragen. Und tatsächlich ist gerade an Weihnachten vieles frag-würdig, im wahrsten Sinne der (Nach-)Frage würdig. An welches Weihnachtsfest erinnern wir uns besonders gern? Und welches war das schlimmste Weihnachtsfest, das wir erlebt haben? Was oder wer gehören zum Weihnachtsfest dazu? Und wer oder was auf gar keinen Fall? Wie gut verschnürte Geschenke unterm Weihnachtsbaum türmen sich diese Fragen auf und sind weit mehr als nur ein Übergang von einem Song zum nächsten. So entwickelt sich der Abend mehr und mehr zu einer musikalisch philosophischen inneren Einkehr. Und während Maruan Sakas, trotz Mittelfußknochenbruch und dicker Schiene einen fliegenden Teppich der Töne zum Mond und zu den Sternen schickt und Anna Veit darauf Platz nimmt, um mit ihrem vielschichtigen Gesang diesem Flug die Energie zu schenken und gleichzeitig mit traumgleicher Eleganz alle mitnimmt auf diese Reise, rückt die bevorstehende Zeit des Wunders für alle in greifbare Nähe.

Fragen dürfen ihrem Wesen nach Fragen bleiben und damit unbeantwortet. Das haben sie mit den Wünschen gemeinsam, die häufig unerfüllt bleiben (und vielleicht genau darum so wichtig sind, weil sie stattdessen bisher unbekannte Energien freisetzen). Welche Wünsche sind unsere größten? Welche mündeten in Enttäuschungen und welche verwandelten sich in Überraschungen? „Wo bleibt der Trost der ganzen Welt?“ lautet die Zeile im wohl berührendsten Weihnachtslied, das Anna Veit beinahe wie aus dem Nichts heraus anstimmt und das so gut korrespondiert mit dem wohl häufigsten Wunsch, nämlich jenem nach Frieden: „Oh Heiland, reiss die Himmel auf“.

Und es wäre kein vorweihnachtlicher Abend gewesen, wenn nicht das Publikum auch hätte seine Wünsche äußern dürfen, auf an der Bar in der Pause bereitliegenden Zetteln. Ein großer Stapel an Wünschen kam da zusammen, vor allem eben jener nach Frieden, nach einer deutlich besseren Förderung des bosco, aber auch nach anderen Dingen wie beispielsweise einem Backofen, oder dass die Sechziger aufsteigen mögen. Wünsche sind nun mal verschieden.

Und so bleiben am Ende, wie so oft (und man ist betroffen), der Vorhang zu und viele Fragen offen - beispielsweise jene, warum auf dem Tisch vor Anna Veit so viele Gläser unterschiedlicher Größe stehen und warum sie nicht alle austrinkt. Aber eines ist gewiss: es wird auch dieses Jahr wieder Weihnachten sein.

Eine letzte Bemerkung sei mir an dieser Stelle erlaubt, und zwar in eigener Sache: dieses war meine letzte Nachtkritik. Die gegenwärtige Wirtschaftslage ist, wie überall im Land, so auch in Gauting - vorsichtig gesagt - für Kultur und damit einhergehend für Kulturberichterstattung eher ungesund. Mir persönlich zerreisst es das Herz, habe ich doch, von Beginn der „Nachtkritik“-Seite an die Vorstellungen im bosco oft tatsächlich noch nachts (wie heute wieder) und häufig angefüllt vom soeben Gesehenen, Erlebten kommentiert, kritisiert und am heimischen Bildschirm in Worte gefasst. Fortan  werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, dies allein tun müssen. Ich verabschiede mich als Nachtkritikerin, und weil dies die Zeit der Wünsche ist, wünsche ich Ihnen wie auch mir, dass wieder einmal andere Zeiten kommen mögen, in denen das, was uns so viel bedeutet, auch wieder etwas wert sein mag: der kritische Austausch über Kultur, die so viel mehr ist als ein Sahnehäubchen. Sein oder nicht sein? Das ist hier die letzte Frage.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Do, 12.12.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.