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Veranstaltungsinfo

Do, 10.01.2019
20.00 Uhr
Literatur

15,00 / 8,00

Regulär / Schüler

Bibiana Beglau & Salewski: "Andere Stadt" von Pier Paolo Pasolini

Musikalischer Pasolini-Abend mit Bibiana Beglau und Salewski begleitend zur Ausstellung "Vor dem Auftritt" von Cordula Treml, für die die Schauspielern Bibiana Beglau auch fotografiert wurde. Bibiana Beglau liest Kurztexte und Gedichte des italienischen Autors Pier Paolo Pasolini, die sich mit der Großstadt auseinandersetzen. Auf diese Gedanken reagiert die Musik des Münchner DJs und Drummers Salewski.
Stadt-Szenen, Begegnungen, Geräusche: Pasolini beobachte sie in Texten und Gedichten und ist doch auch selbst ein Teil seiner Geschichten. Salewski gibt, wie die Stadt selber, mit seiner Musik und musikalischen Kollagen den Rhythmus vor; wie die Stadt, die ihre Bewohner in ihre Geräusche einbettet. Es ist ein  KlangSpracheBild und der Versuch, sich dem Treiben der Stadt, sprachlich wie musikalisch, gemeinsam auszusetzten. Nicht das nüchterne Bild einer Draufsicht, nicht der Abstand zu den Situationen ist der Antrieb, sondern der Strom der Zeit, welche durch die Stadt fließt, soll als Eindruck wiedergegeben werden.

BIBIANA BEGLAU
Seit dem Beginn ihrer Karriere arbeitet Bibiana Beglau mit Regisseuren, die das Theater und den Film der Gegenwart prägen. So spielte sie wiederholt unter der Leitung von Christoph Schlingensief, Dimiter Gotscheff, Einar Schleef, Frank Castorf, Luk Perceval and Martin Kušej bevor sie nationale Berühmtheit und internationale Anerkennung mit ihrer Hauptrolle in Volker Schlöndorffs Spielfilm 'Die Stille nach dem Schuss’ erlangte. Bibiana Beglau wurde mehrfach ausgezeichnet und als Schauspielerin für ihre herausragenden Leistungen gewürdigt darunter mit dem Silbernen Bären der Berlinale als beste Darstellerin, dem Ulrich-Wildgruber-Preis sowie dem Adolf-Grimme-Preis. Neben ihren Theater Engagements an allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen spielt Bibiana Beglau in vielen großen Film- und Fernsehproduktionen wie '1000 Arten, Regen zu beschreiben', 'Der neunte Tag’, 'Über Barbarossaplatz', 'Unter dem Eis’ oder 'Was Du nicht siehst'. Ihre Intensität beim Spielen sowie ihre souveräne Darstellung widersprüchlichster Gefühle werden sowohl von Regisseuren geschätzt, als auch vom Feuilleton vielfach anerkannt. Ihr Spiel zeugt im hohen Maß von schauspielerischer Intelligenz sowie einer eigenartigen und herausragenden Körperlichkeit mit der sie die Rollen zum Leben erweckt. Sie ist Ensemblemitglied des Residenztheaters in München, und ist weiterhin am Thalia Theater in Hamburg zu sehen. Bibiana Beglau ist 2015 für ihre besondere schauspielerische Leistung mit dem Deutschen Theaterpreis Der Faust ausgezeichnet worden. Bibiana Beglau ist Mitglied der Akademie der Künste als auch der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Nach(t)kritik
Nach dem Auftritt
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Die Stadt ist grell und laut. Sie ist halbschattig, voll verwirrender Klänge und Gestalten. Sie ist anders, immer wieder. „Andere Stadt“ heißt das Programm mit kurzen Geschichten und Gedichten von Pier Paolo Pasolini, das Bibiana Beglau zusammen mit dem Münchner DJ und Drummer Salewski gestaltet aus Anlass der Ausstellungseröffnung „Vor dem Auftritt“ mit Fotografien von Cordula Treml.

„So habe ich Rom noch nie gesehen,“ beginnt die Lesung, die sich einflicht in einen Klangteppich aus Sprachfetzen, Geräuschen und abgerissenen Harmonien. Sprachgestaltend zeichnet die Schauspielerin, die bosco-Besuchern von Vorstellungen im Residenztheater im Gedächtnis ist, die von Pasolini beschriebene Szene einer Beerdigung nach. Fragend, sich vorsichtig an die Gesichter heranwagend, die Mimik im Klang der Stimme nachzeichnend, folgt die Beglau den Bildern Pasolinis. Ihr wiederum folgt Salewski mit seinen Klangbildern, nimmt die Fragen, die Annäherungen auf und tritt in den Dialog. So entsteht ein Rom als Bühne. Die Stadt wird ein Theaterraum, und Pasolinis Arbeit in und an dieser Stadt wird fortgeführt als Blick zurück aus der Gegenwart.

Fast schützend über das Manuskript gekrümmt, ganz eins mit dem Text, entwickelt Bibiana Beglau Pasolinis Miniaturen aus ihrer eigenen Mitte heraus. Dabei entfaltet sie ihre stimmlichen Gestaltungsmittel wie eine Malerin, zeichnet mal mit leichter Hand, mal mit kräftiger Führung die Bilder dieser anderen Stadt, lässt sie vibrieren, scharf und immer schärfer werden und im selben Moment wieder zum Hintergrund werden. Immer deutlicher wird in der hörbaren Sprache die Perspektive des in Bildern Denkenden, Kommunizierenden, die „blendenden winterlichen Halbschatten“ sind die Visionen des Filmemachers wie die des Poeten. Als „über dem stummen Universum“ eine Stille über Bühne und Saal sich bis nahezu zur Unerträglichkeit ausbreitet, wirkt umso erschreckender der im Irgendwann einsetzende Ausbruch des „Ich habe genug!“ Was für ein Auftritt! Was für eine aus dem Augenblick sich selbst schaffende Perfektion!

Schlüssig und sehr einleuchtend nimmt diese Performance Bezug auf die Fotoausstellung, die vor dem Auftritt von Beglau und Salewski eröffnet wird: „Vor dem Auftritt“ zeigt großformatige Portraits und Serien kleinerer Bilder von jenen Momenten, in denen Schauspieler sich auf die bevorstehende Aufführung vorbereiten: meist in der Maske, oft in der Garderobe, immer mit dem Bevorstehenden, der zu leistenden Arbeit in Gesicht und Blick. Die Fotografin Cordula Treml begleitete Schauspieler wie Sophie von Kessel, Juliane Köhler oder Michael Maertens. Häufig portraitiert ist in dieser Ausstellung Bibiana Beglau, die zu Tremls Arbeiten sagt: „Die Bilder sind die intimen Momente einer Vorahnung von der Stimmung, die eintritt, wenn der Vorhang aufgeht.“

Ein Vorhang öffnet sich nicht vor dem Leseabend, und es fällt auch keiner am Ende. Doch die Stimmung der anderen Stadt, die sich zwischen dem ersten und dem letzten Wort offenbart, wirkt noch lange nach dem Auftritt nach.

Die Ausstellung „Vor dem Auftritt“ ist noch bis zum 1. März im bosco zu den üblichen Öffnungszeiten und während der Abendveranstaltungen zu sehen.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Do, 10.01.2019 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.