Biboul Darouiche ist die Globalisierung in Person. Nicht nur, weil ihn der Lebensweg aus Kamerun über Syrien nach Dänemark, Frankreich und schließlich Deutschland führte. Es geht hier in erster Linie um die musikalische Globalisierung, die der Perkussionist und Sänger auf seinen weltweiten Tourneen zu verinnerlichen verstand. Sie ist nicht neu. Aber selten so schlüssig wie mit der Formation Soleil Bantu, die im bosco in der internationalen Originalbesetzung auftrat – bestehend zum Großteil aus Mitgliedern von Doldingers Passport. So neben Darouiche auch Michael Hornek (Tasteninstrumente, Perkussion und Gesang), Christian Lettner (Schlagzeug) und Martin Scales (Gitarre). Igor Kljujic aus Sarajevo ist ein universeller Bassist, der vor allem zwischen Jazz und Funk pendelt. Über den Perkussionisten Miko Watanabe weiß selbst Google nicht viel. Die Einschränkung seiner Aufgabe aufs Bearbeiten von Baumstämmen schien auf den ersten Blick eine nachrangige Rolle. Doch der Schein trügt bekanntlich. Diese ausgehöhlten Baumstamm-Klangkörper sind de facto für die Musik von Soleil Bantu entscheidend. „Wir Bantu sind Baummenschen, und diese Trommeln sind unser Symbol“, erklärte schließlich Darouiche. Vielleicht war es nötig, es hervorzuheben, denn die Krin ist kein besonders hervortretendes Instrument. Und dennoch: Hierin schlug das afrikanische Herz. Diese mehr gespürten als gehörten, klingende Rhythmen, die Watanabe ohne Unterlass und mit präziser Beharrlichkeit in monotoner Eindringlichkeit donnerte, gaben der Musik die spezifische, magische Klangfarbe, aber auch die Komponente, die dafür sorgte, dass der Körper beim Zuhören nicht still halten wollte. Dieser Grundbaustein ist denn auch in allen Stücken der Formation die durchlaufende Basis. Wie generell diese Musik zum großen Teil von der Rhythmusgruppe getragen wird. Und es waren nicht nur die Trommler, also Darouiche, Lettner und Watanabe, die dafür verantwortlich zeichneten. Auch Kljujics Aufgabe bestand in dem Kontext in erster Linie aus Grooves, die dem Motor sonore Substanz verliehen.Es ist keine rein afrikanische Musik, die Soleil Bantu hervorbringt. Jazz, Rock, Pop, Funk: Alle Musikgattungen, die dem Afrobeat einst entsprungen sind, kehren bei Soleil Bantu vielmehr heim. Manchmal fühlte man sich etwas an Santana erinnert, wenn die Kombination dem karibischen Sound näher kam. Doch vor allem Scales und Hornek verstanden es, die eigene Note zu prägen. Gerne immer wieder mit einer härteren Gangart, Hornek öfters mal der beschwingten Heiterkeit mit schrägen Disharmonien entgegenwirkend, Scales indes mit kernigen Gitarrenrock-Soli in lichte Höhen abgehoben. Es steckt ein gewisser Widerspruch darin. Denn Darouiches Kompositionen folgen dem afrikanischen Duktus des rhapsodischen Erzählens. Es geht um durchaus tiefsinnige Geschichten, die allerdings ihren Charme aus einer gewissen Naivität schöpfen. Mit Gleichnissen und Metaphern aus dem banalen Alltag schöpft Darouiche seine Weisheiten. Sie sind ehrlich und in ihrer Einfachheit berührend. Und man bedauert sehr, die Bantu-Texte nicht zu verstehen und auf die Erklärungen des Sängers angewiesen zu sein. Aber selbst wenn man die Sprache nicht verstand, ließ die beschwingte Klangmalerei mit dem zum Teil perkussiv eingesetzten Sprachduktus viel von den Inhalten erahnen. Und all das erklang harmonisch miteinander verschmolzen und in Einklang mit dem afrikanischen Trommelpuls gebracht. Dieser starken Einheit hat die Musik zu verdanken, dass jegliches Entgegenwirken sie nicht aus der Form bringen kann. Ganz im Gegenteil: Dann wird die Balance gerade besonders elektrisiert. Man kann sich wunderbar davontragen lassen.