No Milk, no Sugar, ganz einfach schwarz: die Musik von Black Patti erzählt Geschichten aus der Landschaft zwischen Texas und Tennessee, und wenn man beim Zuhören die Augen schließt, glaubt man sich in einer Blueskneipe der Zwanziger Jahre, wo kein einziger eine so weiße Hautfarbe hatte wie die beiden Musiker, die heute diese Songs spielen. Songs wie „Morning Train“ oder „That´s all“, Bluesharpklänge und glänzende, im Rampenlicht funkelnde Resonatorgitarren. Darüber die Stimmen von Peter Crow C. und dem aus Gauting stammenden Ferdinand „Jelly Roll“ Kraemer, die beide mit ihren Hosenträgern und Hemdsärmeln aussehen wie die Kerls aus der Jack-Daniels-Werbung (und auch so klingen, wie man sich deren Stimmen vorstellt). Bluesig, dreckig und sehr, sehr cool.
Es war ein Heimspiel der besonderen Art: längst sind Black Patti in Gauting keine Unbekannten mehr, haben schon im bosco gespielt und ein weiteres legendäres Konzert in den leerstehenden Räumen der ehemaligen Bahnhofsgaststätte gegeben. So hat sich eine inzwischen ganz gut angewachsene Fangemeinde hier gebildet, die heute Abend den bosco-Saal ausfüllte und sich immer mehr in die Musik des Duos hineinfallen ließ. Vor allem im zweiten Teil des Programms stimmte die Chemie zwischen Bühne und Saal, spielte man einander die Bälle zu und wollte sich am Ende gar nicht gehen lassen.
Im Herbst wird ein neues Black Patti-Album erscheinen, und die Gautinger bekamen schon einen sehr guten Vorgeschmack davon. Mehr als die Hälfte der Songs an diesem Abend waren brandneu, alle aus eigener Feder, ein Großteil davon geschrieben von Ferdi Kraemer, der noch lange keine Dreissig ist und doch in dieser Vintagemusik daheim wie ein Alter. Da war im ersten Teil ein traumhaft schöner Walzer zu hören, den er als good boy seiner Mutter gewidmet hat. Um „Mama“ ging es auch in einem Song von ihm, der nach der Pause zu hören war und der den Titel trägt „Ask your Mama“ - eine rasche, sehr rhythmische Nummer. Altbekannt ist inzwischen der „Jelly-Roll-Swing“, bei dem Mr Jelly Roll seine gute alte Mandoline sogar hinter dem Kopf zu spielen vermag. Ein Teufelskerl, der über die Saiten fliegt wie eine Mississippi-Stromschnelle.
Für die bluesige Erdung sorgt Old Boy Peter Crow C., dem es nach eigenen Worten „gar nicht depressiv genug sein“ kann, denn: „schnell kann jeder“. Nummern wie „Please Baby“ oder „I`m going home“ sind von seiner rauen Melancholie geprägt. Die verträgt sich nicht nur ausgezeichnet mit der Abenteuerlust und Power seines jungen Kollegen, sondern auch mit dem Rhythmus des guten alten Spirituals. Mit Titeln wie „I heard the Angels sing“ gönnen sich Black Patti sogar das Bad in der Menge und verlassen unplugged die Bühne, um den Saal von unten aufzumischen.
Wie eine facettenreich erzählte Südstaatenstory erobert sich das Konzert von und mit Black Patti einen Platz in den Herzen der Zuhörer, wo es sich fest verankert und Lust macht auf immer mehr Erzählungen aus the good old South. Halleluja!