Kann man einen Samstagabend schöner verbringen als zu Gast bei guten Freunden? „Good News“: Black Patti haben zum Tanz zwischen Himmel und Hölle geladen, zur Beerdigung Satans persönlich, und alle, die dabei waren, haben den Blues noch immer im Blut. Es war eine Stimmung wie in einer schummrigen Bar irgendwo in New Orleans (so stellt es sich die Schreiberin dieser Zeilen dort zumindest vor), auf der Bühne waberte zwischen dem an Gaslampen erinnernden Licht ein wenig Rauch, und die drei Musiker wirkten wie „auf einer alten Schwarz-Weiß-Fotografie“, wie Peter Crow C. alias Peter Krause es gleich zu Beginn formulierte. Mr Jelly Roll alias Ferdinand Kraemer - der in Gauting aufgewachsen ist und hier seine ersten musikalischen Schritte unternahm - stimmte liebevoll die antike Mandola, der aus news Orleans stammende Bassist Ryan Donohue grinste vergnügt dazu. Ein Szenario zum Wohlfühlen - und die dann eingeschenkte Musik ließ diesen Effekt nur noch größer werden.
Aufgetischt wurden an diesem Abend sehr viele neue Songs aus dem aktuellen Album „Satan´s Funeral“, auf dem Black Patti eine Reihe von Gospels und Spirituals in der ihnen eigenen Lesart interpretiert. „God don´t like it“ beispielsweise wirkt wie eine am Mitmachen interessierte Antwort Gottes auf den Lausbubenstreich, an dem die drei Musiker sich vergnügen. „Be ready when he comes“ dagegen klingt wie die Einladung zu einem berauschenden Straßenfest. Dieses neue Album besitzt eine unglaubliche Raffinesse und schlägt höchst virtuos den Bogen vom wilden Fest zur spirituellen Messe - ganz so, als hätte ein bluessüchtiger Prediger einfach mal vom Samstagabend in der Bar bis zum Sonntagvormittag in der Kirche durchgemacht. Vollkommenm klar, dass es in dem Fall gilt, Satan persönlich zu beerdigen - aber bitte in der New-Orleans-Variante eines Begräbnisses.
Erwähnt werden soll hier noch das großartige Cover dieses neuen Albums: es hat kein Geringerer gestaltet als Robert Crumb, ein international gefeierter Künstler und Illustrator, der an dem Projekt „Satan´s Funeral“ so viel Spaß hatte, dass er nicht lange überlegen musste und Mr Jelly Roll und Peter Crow C. in der ihn eigenen Art um einen an die Wand gelehnten Sarg gezeichnet hat.
Erwähnt werden muss an dieser Stelle aber nun doch, dass es sich bei dem Konzert am Samstagabend im bosco nicht (nur) um die Präsentation des neuen Albums gehandelt hat. Wie gesagt: wir waren zu Gast bei guten Freunden. Und die Freunde haben exzellent aufgetischt: neben viel Neuem gab es auch viel von dem, was zu einem Black-Patti-Konzert einfach dazu gehört. Traumhaft schöne, durchaus auf angenehme Weise sentimentale Stücke wie „I heard the Angels sing“ oder das hinreissende „A little bit Friday“. Manchmal hielt es die drei an diesem Abend nicht mehr auf der Bühne und sie machten sich auf den Weg zum Publikum, als wäre der Saal eine Straße und sie immer noch unterwegs, zwischen Staub und Lärm, zwischen den Gerüchen der Garküchen und immer auf der Suche nach gewogenen Zuhörern und Zuhörerinnen, die trotzdem oder ganz neu Fans sind und die Herzen längst geöffnet haben. Das kann auch gar nicht anders sein, wenn man sie da stehen sieht wie eine Dreierskulptur, Ryan greift nach Ferdis Gitarre und dieser nach der vom Peter - eine aneinandergeschweißte, durch den Blues für immer zusammengehörende Musik-Installation. Klar, dass man sie am Samstagabend so leicht nicht davon kommen ließ: ein paar Zugaben mussten schon sein. Schließlich sieht man sich nicht so oft, wer weiß? Vielleicht erst, wenn Satan beim nächsten Mal beerdigt wird.