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Veranstaltungsinfo

Mi, 28.09.2022
20.00 Uhr
Klassik

29,00 / 15,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Boulanger Trio: "Teach me! - The Students of Nadia Boulanger"

Mit der Gründung des Boulanger Trios im Jahr 2006 erfüllten sich die Pianistin Karla Haltenwanger, die Geigerin Birgit Erz und die Cellistin Ilona Kindt den Traum, ihr Leben der Kammermusik zu widmen.

Auch 14 Jahre später empfinden es die drei Musikerinnen noch immer als Privileg, sich tagtäglich mit dem reichen, vielseitigen Repertoire ihrer Gattung beschäftigen zu können. Das Trio, welches in Hamburg und Berlin beheimatet ist und nach wie vor in seiner Ursprungsbesetzung spielt, hat sich in kürzester Zeit einen ausgezeichneten Ruf in der Kammermusikszene erspielt. Als “unwiderstehlich” bezeichnete Die Welt das Ensemble, und der Komponist Wolfgang Rihm schrieb in einem Brief: “So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum.”

Das Trio begeistert durch sein leidenschaftliches Spiel und seine intelligenten Interpretationen Publikum und Presse gleichermaßen. Durch seine unvoreingenommene Sicht auf die Werke findet es stets seine ganz eigene Tonsprache für jeden Komponisten, mit dem es sich befasst. Hier besticht der in jedem Augenblick spürbare Wille der drei Künstlerinnen zum Ausdruck und die Intensität, mit der sie jedem musikalischen Detail nachspüren. Der ausgeprägte Klangsinn und das blinde Verstehen der drei Musikerinnen, die auch privat gerne Zeit miteinander verbringen, lassen die Konzerte des Trios zu unvergesslichen Momenten werden.

Vorangegangene Spielzeiten führten das Trio in das Festspielhaus Baden-Baden, die Berliner Philharmonie, den Palais des Beaux-Arts Brüssel, die Wigmore Hall London, die Elbphilharmonie, das Konzerthaus Wien und den Musikverein Wien. Das Ensemble ist regelmäßig bei Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Kissinger Sommer, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker und dem Enescu Festival Bukarest zu Gast. Als Solistentrio konzertierten die Musikerinnen mit den Berliner Sinfonikern, den Brandenburger Sinfonikern, den Niederrheinischen Sinfonikern, dem Sinfonieorchester Cluj und dem Berner Sinfonieorchester unter Leitung von Dirigenten wie Antoni Wit und Lera Auerbach. Zu ihren Kammermusikpartnern zählen Sebastian Manz, Shirley Brill, Andrè Schuen und Nils Mönkemeyer. In Zusammenarbeit mit den Schauspielern Johann von Bülow und Ulrich Noethen hat das Ensemble in den letzten Jahren verschiedene begeistert aufgenommene Programme mit Literatur und Musik zur Aufführung gebracht.

Das Trio benennt sich nach den Schwestern Nadia und Lili Boulanger, die durch ihre außergewöhnlichen Persönlichkeiten und ihren kompromisslosen Einsatz für die Musik den Musikerinnen bis heute eine große Inspirationsquelle sind.

KARLA HALTENWANGER Klavier
BIRGIT ERZ Violine
ILONA KINDT Violoncello

Programm
Francaix, Klaviertrio (1986)
Copland, Vitebsk, Study on a Jewish Theme (1928)
Bernstein, „Maria“ from Westside Story
***
Jones, Main Title aus „The colour purple“
Glass, Head on (1967)
Piazzolla, Las Cuatro Estaciones Porteñas

 

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Nach(t)kritik
Leichtsinn mit Tiefgang
Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Ach, endlich mal kein Mozart, Beethoven, Schubert oder Brahms bei einem Abend mit Klaviertrio, so schön diese Werke auch sind, und am Ende sogar noch eine feine, kleine und überaus charmante Zugabe einer Frau! Denn gewidmet war der Abend den Schülern der Namensgeberin des Boulanger Trios, also Nadia Boulanger und last but not least ihrer ersten Schülerin, der sechs Jahre jüngeren Schwester Lili. D’un matin de printemps heißt das Stück von 1918, hier in Trio-Bearbeitung, und es klang – mit Verlaub – so ganz anders als all die Stücke der männlichen Kollegen, wirklich berückend zärtlich und doch voller Selbstbewusstsein.

Dabei war auch sonst die Bandbreite denkbar groß; sie reichte vom schrägen Klaviertrio voller Lausbuben-Humor des 74-jährigen Jean Françaix über kantige, machmal fast verbissene Studien angesichts eines jüdischen Themas in Vitebsk von Aaron Copland bis zu den Vier Jahreszeiten Astor Piazzollas. Bei denen fragt man sich anders als bei Antonio Vivaldis berühmtem Vorgänger schon, was da so frühlingshaft, sommer- oder herbstlich sei soll. Andererseits hat Verano Porteño einen so heißen, schwülen und manchmal schleppenden Sehnsuchtston, dass man sich gut dazu eine argentinische Sommerhitze und –trägheit vorstellen kann. Bei Otoño Porteño kratzt erstmal die Geige am Steg, dann wird es durchaus herb herbstlich mit einem schönen Cello-Solo, bevor die Lebensgeister erneut erwachen und doch die beiden Streicher abwechselnd den Trauerflor anlegen oder die Flucht nach vorne einschlagen, immer wieder mit der für Piazzolla so typisch knackigen, in den Tango bzw. die Milonga verliebten Energie. Invierno Porteño beginnt mit einem kühlen Klaviersolo, bevor zu dritt in Klängen wie Rhythmen ein mild melancholischer Frost einsetzt und das Ganze in schöner Eleganz und sehr verhalten endet.

Dagegen blieb das Hauptthema aus dem Film  Die Farbe Lila von Quincy Jones zuvor fast ein wenig lilablassblau, die Überraschung angesichts der wohltuenden Kürze von Head on aus der Feder des erst 30-jährigen Philip Glass war dagegen umso größer.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends waren sicher die vier Themen aus Leonard Bernsteins West Side Story. Beginnend mit einem Prolog, bei dem man ganz deutlich die Tänzer der Jets und der Sharks in der berühmten Verfilmung von Robert Wise und Jerome Robbins aus dem Jahr 1961 imaginierte, über Tonys immer wieder herrlich schwärmerischen Maria-Song und das berückend schöne, traumverlorene Somewhere bis zum zündenden Mambo: was für eine immer wieder berauschende Musik, die gerade in der Bearbeitung für Geige, Cello und Klavier ihre ganz besonders intim-intensive Wirkung entfaltet.

Eigentlich hätte man gerne eine Bearbeitung der ganzen West Side Story gehört, so fein theatralisch musizierten Karla Kaltenbacher am Flügel, die Geigerin Birgit Erz und Ilona Kindt am Cello diese Musik, die in jedem Takt Bühnenluft atmet, aber auch bei den anderen Komponisten bewiesen diese Drei Damen ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Musizierlust, die geradezu ansteckend war und so manche Fußspitze wippen ließ. Denn tänzerischen Charme besaß das Gros der Werke dieses Abends, der unter der launigen Oberfläche so viel Tiefsinn verbarg.

 

 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Mi, 28.09.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.