Nach diesem oft grimmig lachenden oder verzweifelt traurigen, mit einem janusköpfig verarbeiteten jüdischen Volkslied endenden Schostakowitsch-Trio hätte es eigentlich keiner Zugabe bedurft, aber mit dem Allegretto aus dem Es-Dur-Trio op. 70/2 von Ludwig van Beethoven gab es einen lebensfroh gelösten Ausklang eines Konzerts, das eines der Extreme war, im Lauten wie Leisen und auch was die Expression anging.
Außerdem korrespondieren diese fünf Minuten wunderbar mit dem D-Dur-Trio aus op. 70, das im selben Jahr 1808 entstandenen ist. Bei diesem Geistertrio reizte das Busch Trio die Kontraste schon mächtig aus, was dem Toningenieur des Bayerischen Rundfunks, der das Konzert für die Übertragung am Pfingstmontag (16:05 Uhr) mitschnitt, sicher ein paar Schweißausbrüche bescherte. Denn der Geiger Mathieu van Bellen sowie die Brüder Ori (Cello) und Omri Epstein (Klavier) strebten alles andere als gediegenen Schönklang an, sondern sind brennende Ausdrucks-Musiker, die viel riskieren. Da darf schon mal der Flügel im Fortissimo klirren und auch der Klang der Streicher einen erheblichen Geräuschanteil bekommen.
Das ist ein mutiges, manchmal ruppiges Spiel, das aber, etwa im Largo assai ed espressivo des op. 70/1 auch so zart und zerbrechlich klingen kann, dass das Publikum mucksmäuschen still war, bevor der Pianist plötzlich wieder einen Akkord in die Tasten stanzte, dass man fast erschrak. So entstand freilich eine Gespanntheit und oft vibrierende Spannung, die großartig war und unter die Haut ging.
Die einleitenden vier Fantasiestücke op. 88 des 32-jährigen Robert Schumann von 1808 waren da vergleichsweise harmonisch gerundete Stücke, auch wenn zweiter Satz (Humoreske) oder das Finale „im Marschtempo“ so ganz anders klangen als das zauberhafte Duett oder die einleitende Romanze. Fast dominierte da der ungemein präsente, überhaupt sehr sanguinische Pianist allzu sehr, während die beiden Streicher (vor allem die Geige) keineswegs herausstachen, sondern ganz kammermusikalisch homogen zurückhaltend blieben.
Nach der Pause dann das hundert Jahre später, mitten im zweiten Weltkrieg komponierte Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67 von Dmitri Schostakowitsch. Es beginnt mit einem wunderbar gläsern entrückten Solo des Cellos im Flageolett, in das die Geige fast tonlos einstimmt und später auch das Klavier nur ein paar versprengte, von Pausen durchsetzte Töne hinzufügt, bevor in einem schnelleren Tempo sich ganz langsam der Satz entwickelt. Nach der erschütternden Klage des Largo, fein gezupft, erklingt im finalen Allegretto das Zitat eines jüdischen Volkslieds, das – anfangs eher geflüstert – am Ende in einen so wüsten Strudel verwickelt wird (mit einer immer ekstatischer in die Höhe getriebenen Geige), dass man nicht mehr an ein glückliches Ende glaubte. Auch hier wieder gingen die drei jungen Männer an den Rand dessen, was an ihren Instrumenten möglich ist - mit aufregendem Ergebnis!
Nach den leise verdämmernden lang gehaltenden Akkorden de Klaviers, die den geheimnisvollen Beginn des Largo zitieren, und einem allerletzten, ganz verhaltenen Aufblitzen des Lieds, nun wieder im Adagio-Tempo, herrschte lange beklommene Stille, bevor großer Beifall aufbrandete. Für den bedankten sich Mathieu van Bellen sowie Ori und Omri Epstein mit besagtem Beethoven, der uns wieder in die reale Welt zurückholte.