Immer wenn Valse Musette im Spiel ist, macht sich blühende Melancholie mit geschmeidiger Rhythmik und weit mäandernder, fließender Melodik breit. Durchaus heiter und vergnügt, allerdings auf eine beseelte und intime Art. Schon dem Tango verlieh die Beimischung eine überaus poetische Note. Als die Brüder Ferret Ende der 1920er Jahre in Frankreich den Valse Musette dem Swing beimengten, war sogleich eine neue Jazzgattung geboren. Gypsy-Swing bezeichnet sie sinnvoller als Sinti-Swing, sind doch an der Entwicklung weit mehr Volksstämme beteiligt als nur die Sippe der Sinti. Wie auch immer: Deren Hauptvertreter und Legende wurde der aus Belgien stammende Manouches Django Reinhardt, der dem Gypsy-Swing nicht nur eine kraftvolle und virtuose Stimme an der Gitarre verlieh, sondern auch zusammen mit dem französischen Geiger Stéphane Grappelli einen ganz spezifischen Sound kreierte.
Das Münchner Quartett Cafe Caravan weicht von dieser Klangnote insofern ab, da statt der Violine mit Jurek Zimmermann Klarinette, Bassklarinette und Saxophone sowohl für die Melodik wie für packende – mal sanft gehauchte, mal heiser röhrende – Soli sorgte und so der traditionelle Swing etwas an Terrain zurückgewann. Für die dunkle Tiefe zeichnete der Spanier Manolo Diaz am Kontrabass verantwortlich, der je nach Aufgabe zwischen substanzvollem Gesang und gestrengem Laufbass gewandt den Zugriff wechselte. In Sachen plastisches Volumen hielt sich Diaz zurück, wenn es darum ging, die Musik mit packendem Drive in Bewegung zu setzen, etwa in „Django’s Tiger“ von Reinhardt oder „Dorado Schmitt“ des gleichnamigen Gitarristen, der den Swing Manouche ab Ende der 1970er Jahre erneuerte. Den Balladen tat mehr Bassfülle gut, und Diaz nutzte die Gelegenheit für einfühlsamen melodischen Gesang.
Den besonderen Klang verleihen dem Quartett Cafe Caravan in erster Linie die beiden Gitarristen Knud Mensing und Michel Vochezer, die dank ihrer vielfältigen Erfahrungen den Gypsy-Swing mit Elementen anderer musikalischer Genres anzureichern verstanden. Für den Klang war in erster Linie entscheidend, dass beide Gitarristen akustische Instrumente spielen. Mensing in einer etwas schärferen Nuance mit hellerem Klang, während Vochezer die wärmere Klangsubstanz dagegenhielt. Auf diese Weise eröffnete sich das Ensemble mehr Möglichkeiten klanglicher Variation. Der Einsatz von akustischen Gitarren sorgte auch für Klarheit und Transparenz, was dem Klangkörper grundsätzlich eine stark kammermusikalische Charakteristik verlieh.
Letzteres erwies sich im bosco-Konzert als besonders hervorzuheben, da es für das Thema des Abends, „Gypsy Kisses from Italy live!“, den Weg zu Pop und Italo-Rock leichter begehbar machte. Mit Titeln wie dem träumerischen „Nel blu dipinto di blu“ (auch als „Volare“ bekannt), dem humoristisch-kapriziösen „Pa pa l' americano“, dem Celentano-Schlager „Azzurro“ von 1968 oder dem melancholisch weitschweifendem „Estate“ über einem Bassgroove fand das Quartett auch einen sehr ansprechenden Weg, Gypsy-Swing mit eingängiger Thematik zu verbinden und in der leichteren Muse durchaus anspruchsvolles Material aufzudecken.
Und klar: Wenn es um Italien geht, darf auch die Mafia nicht fehlen. Mit zwei Filmhits aus „Der Pate“, mit einem mandolinenartigen Tremolo schmalzig angereichert, kam eine gewisse nostalgische Note ins Programm, dem italienischen Impetus absolut zuträglich. Das Publikum zeigte sich jedenfalls begeistert und bekam auch eine Zugabe