Eigentlich liegt es auf der Hand: Ofenblech, Rührschüssel, Schneebesen, Küchenreibe - all das lädt doch so richtig dazu ein, dem einen Rhythmus abzugewinnen. Und da kaum eine andere Zeit im Jahr so durchgetaktet scheint wie die Vorweihnachtszeit, so rasch im Voranschreiten, so trommelnd treibend, bietet es sich direkt an, diesen Wirbel umzumünzen in einen richtig groovigen Sound. Genau das tun Philipp Jungk und Alexander Glöggler alias Double Drums, die zum 1. Dezember ihr Programm „Groovin`Christmas“ als Familienkonzert im bosco präsentierten.
Tatsächlich sind ganze Familien gekommen, haben die Tür zum bosco als Adventskalendertür genutzt, sind vom Weihnachtsmarkt gegenüber hereingeschneit und ließen sich einfach mitreißen von den hinreißenden Beats. Selten hat man so viele junge Besucherinnen und Besucher auf einmal in diesem Saal gesehen (von Kindertheater-Vorstellungen einmal abgesehen) und vielleicht ist an diesem Abend ja eine neue Publikumsgeneration für das Gautinger Theaterforum geboren worden. Denn eines haben alle miteinander erlebt: Kultur geht direkt in den Körper und mitten ins Herz.
Es war eine Reise quer durch die Weihnachtslied-Literatur und mit dieser auf Drumsticks und allem, was sich klopfen und schlagen lässt, gleich einmal um die Welt. Der Eröffnungschoral aus Bachs Weihnachtsoratorium, „Jauchzet, frohlocket“, stand am Anfang. Im Original beginnt dieser mit Pauken, und die beiden Musiker haben dies als Einladung aufgenommen, sich mit Schlagwerk dieses Werk zu erobern und auf seine Schlagkraft zu prüfen. Ein von ihrer Asien-Tournee mitgebrachter riesiger mongolischer Windgong wurde zum Herz des Stückes „Mongolian Snowride“, bei dem sogar ein ganzer Rodelschlitten zum umgebauten Percussion-Instrument zum Einsatz kam. Überhaupt gehört das Umfunktionieren von Alltagsgegenständen zum Konzept von Double Drums: Blechdosen, Putzeimer, eine ganze Papiermülltonne kommen zum Einsatz, und immer wieder sieht es so aus, als ob sich Jungk und Glöggler einmal quer durch einen Durchschnitts-Haushalt trommeln. Viele der anwesenden Zuschauerkinder dürften dabei ganz neue kreative Möglichkeiten für das Daheim-Mithelfen entdeckt haben.
Mal geht es laut und südamerikanisch zu wie bei der ganz und gar nicht stillen Interpretation des Weihnachtslied-Klassikers „Stille Nacht“, mal wird es lyrisch zart und elegisch wie bei „Maria durch ein Dornwald ging“, bei dem ein durch die Luft geschwungenes Xylophon für den geisterhaft klingenden Winterwind sorgt. Natürlich darf bei einem solchen Programm auch der „Little Drummerboy“ nicht fehlen, der hier eine rasante Schlittentour durch die Welt der Percussions antritt, in Gestalt von two big Drummerboys, die ihre Musik leben und ihr Publikum mitzureißen verstehen. Philipp Jungk und Alexander Glöggler haben klassische Percussion studiert, an der Münchner Miusikhochschule. Im Studium standen unter anderem das Vibraphon und as Marimbaphon im Zentrum, so dass sie den beiden Instrumenten auch in ihrem populären Repertoire einen gebührenden Platz einräumen. Als melodieführende Instrumente sind diese gerade bei der Bearbeitung von klassischen Liedgut unentbehrlich. Eindrucksvoll ist so die Double-Drums-Version von Bachs „Ave Maria“. Aber auch das kleine Xylophon bekommt seinen Einsatz als Melodieträger. Und besonders erstaunlich ist immer wieder, wie sich auch auf Rhythmusinstrumenten eine Melodie hervorzaubern lässt. Wenn Weihnachten so groovy daherkommt., dann lässt man sich gerne von Rhythmen treiben. Was für ein gelungener Auftakt in die Adventszeit!