Life is like a Lawine: mal rauf, mal runter. An diesem Abend ging es fast nur aufwärts. Kein Wunder, schließlich war es der Vorabend von „Jesus take off“. Trotzdem hatten Ecco DiLorenzo and his Innersoul keineswegs ein Himmelfahrtskommando übernommen, sondern einfach mal das ganze bosco-Publikum in den Soul Train verfrachtet und mitgenommen, irgendwohin, wo es sich „free and independent“ leben lässt.
Anfangs zierten sich die Gautinger noch ein wenig: zwar war die Fläche vor der Bühne vorsorglich freigeräumt worden, ein paar Stehtische flankierten rechts und links das Parkett, aber man zog es zunächst vor, sich auf die sicheren Tribünenplätze zurückzuziehen und erst einmal abzuwarten. Wer weiß, nachher ist das Parkett dann doch glatt, und außerdem sind die Nachbarn auch da, und die Schuhe wollen vielleicht gar nicht. Aber dann, allerspätestens bei „Don´t blame it on the man, blame it on the system“ wogte unten die Menge, hielt es nur noch wenige auf den Stühlen.
Mehr als zwanzig Jahre Soul hat diese Band sich zusammengespielt, und was sie dabei an Erfahrung in die innersten Seelen aufgesogen hat, kam in geballter Form an diesem Abend über die Rampe, schwappte über bis in die hintersten Reihen. Die Show mit viel Glamour und Glitter, eine Mischung aus Gangsterfilm und Las Vegas; dazu ein Sound, der in Sekundenschnelle die Müdigkeit des zurückliegenden Arbeitstages vergessen und einfacher nur noch glücklich macht - that´s Soul made by Ecco di Lorenzo and his Innersouls.
Eigentlich kennt man sie als ausgezeichnete Coverband, als Musiker, die im süddeutschen Raum den Soul zu ihrer Sache und diese ganz in der Tradition der Sechziger und Siebziger Jahre hierzulande am Köcheln halten. An diesem Abend jedoch haben sie die erste Platte mit eigenen Songs im Gepäck. „Soultrain BaBaDee“, heißt das Werk, es steht im Mittelpunkt des Gautinger Konzerts. Tanzbare Nummern, mit großem Bläseraufgebot (The Motor City Horns) und explosiven Dialogen von Gesangstimmen - die drei Damen der DiLorettes und Ecco DiLorenzo himself - mit der Innersoul Rhythmsection; dazwischen mal bluesige Titel, mal Anklänge an Funk und Jazz (auch wenn man das nicht sagen darf, O-Ton Ecco: „Ich hasse Jazz“). Da ist das wunderbar gitarrenlastige „My branden Gibson 335“, da ist das fast chansoneske „Grey veiled Days“ und der absolut mitreissende, zum Tanzen geradezu euphorisierende Titelsong „Soultrain BaBaDee“. Da haben die Gautinger nach ersten noch vorsichtigen Annäherungsversuchen längst ihre Zurückhaltung aufgegeben und sind von der Tanzfläche schon gar nicht mehr herunterzubringen. Auch die Choreographie der sich mittig teilenden Menge, die sich von hinten nach vorn springend, schwingend, tanzend nacheinander durch diese Mitte bewegt, wird sofort aufgegriffen und begeistert umgesetzt.
Aus den Trio der DiLorettos tritt Miss Donna Weathers immer wieder als Solistin hervor, die zusammen mit Ecco im Duett das bezaubernde „Life is unfair“ zelebriert und die auch mit eigenen Kompositionen aufwarten kann. Stimmlich volumen- und klangreich, steht sie dem facettenreichen DiLorenzo auf Augenhöhe zur Seite und bestückt den Abend mit Soulsongperlen ersten Güte.
Und so wurde es eine richtige Party, ein Fest für alle anwesenden Seelen, ein Abend wie Balsam in dieser so konfliktreichen Zeit. Solange es noch Plätze in diesem Soultrain zu reservieren gibt, kann noch nicht alles verloren sein. Immerhin rollen dann sogar die Lawinen wieder nach oben, ganz wie im echten Leben.