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Veranstaltungsinfo

Mi, 06.11.2024
20.00 Uhr
Jazz

29,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

 

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Emile Parisien Quartet: LET THEM COOK! 20 Years Anniversary Tour

Das, was die vier Franzosen an Virtuosität, Intellekt, Humor, Komplexität und Zusammenspiel auf die Bühne bringen, ist schlicht atemberaubend. Jazz ohne Grenzen – mit Einflüssen aus Klassik und Zeitgenössischem bis hin zu Rock, Electronica und Chanson.

Wenn Unfälle passieren, dann normalerweise in Sekunden, manchmal in Minuten. Doch dieser hier dauert schon 20 Jahre an... so lange ist es her, dass die Mitglieder des Emile Parisien Quartets erstmals auf einer Jamsession zusammenspielten. Am Ende schauten sie einander ungläubig an. Sie waren nicht nur von einem kollektiven musikalischen Blitz getroffen worden, sondern sie wussten auch, dass sie soeben etwas ins Leben gerufen hatten. Der gemeinsame Nährboden war der Jazz, aber jeder hatte alle Möglichkeiten Samen darin zu säen, von klassischer Musik und zeitgenössischen Klängen bis hin zu Rock, Electronica und Chanson. „Das zentrale Anliegen der Band war und ist das Geschichtenerzählen“, betont Parisien.

Ihr neues Album Let Them Cook ist wie ein frischer Wind und die Musik der Band atmet hörbar den Geist des Jahres 2024 und nicht mehr den des Gründungsjahrs 2004. Es gab einen besonderen Wendepunkt auf dem Weg dahin: Bei einem Konzert in Schweden gegen Ende ihrer Double Screening-Tournee hatten sie die Chance ergriffen, von einem rein akustischen Sound abzuweichen und etwas Elektronik zu integrieren. Es funktionierte und es schien, dass diese elektronischen Einsprengsel den Sound der Band nie verunreinigten, sondern eher verstärkten.

EMILE PARISIEN, soprano saxophone
JULIEN TOUÉRY, piano
IVAN GÉLUGNE, double bass
JULIEN LOUTELIER, drums

Nach(t)kritik
Lasst sie spielen
Nach(t)kritik von Paul Schäufele

Ein gellender, schriller Ton macht die Runde. „Uh“, tönt es da aus den Reihen – ja, was das Émile Parisien Quartet spielt, hat mit angenehmem Bar-Besuch-Begleitungs-Jazz nichts zu tun. Das ist ist hochenergetische, originelle Musik, die sich in immer enger werdenden Spiralen um sich selbst zu drehen scheint, die Zuhörenden damit in einen rasanten Sog entführt, bis alles in einem unvorhergesehenen Moment abrupt anhält. Diese Musik kann Schleudertraumata auslösen, aber vor allem mitreißen, inspirieren, beglücken und das seit nunmehr zwanzig Jahren.

„Wir sind richtig froh, das heute hier feiern zu können“, sagt der Band-Leader. „Und das ist alles.“ So lakonisch die Moderation, so frei der Jazz. In melismatischen Linien entfaltet sich eine scheinbar unendliche Melodie aus Parisiens Sopran-Saxophon, weich und mit klarem Klangprofil. Alle anderen kommentieren individuell, bringen sich mal mehr, mal weniger ein, zwischendurch streift Pianist Julien Touéry das Jackett ab. Denn hier wird kein fertiges Konzept aufgeführt, sondern das Entstehen eines Stücks sichtbar gemacht. Und darum geht es vielleicht vordergründig an diesem intensiven Abend. Zu zeigen, wie aus dem Moment heraus Ideen geboren werden und sofort reifen können.

An Ideen mangelt es nicht. Im Stück mit dem Titel „Nano Fromage“ etwa – „Irgendwas mit Käse“, übersetzt der Saxophonist – entwickelt sich über einem pulsierenden Bass-Ostinato (Ivan Gélugne) eine immer schnellere, immer lautere Ensemble-Partie, angetrieben von vier Motoren. Das Quartett vereint Elemente des Free Jazz, aber auch der Weltmusik und der atonalen Avantgarden in einem temporeichen, präzise choreographierten Strudel. Dass die Energie dieses veritablen Jazz-Kraftwerks die Musiker selbst in Schwingung bringt, zeigt nicht nur Émile Parisiens bisweilen schwungvoll nach vorne geworfenes Bein.

Immer in Bewegung und immer auf der Suche nach neuen Klangmischungen, integriert das Quartett auch elektrische Elemente, so in „Tiktik“, ebenfalls vom Jubiläums-Album „Let Them Cook“. Elektrische Metronom-Sounds (koordiniert vom ingeniösen Schlagzeuger Julien Loutelier) werden zur Basis für wilde Improvisationen, die sich in intuitiver Logik in kristalline Klavier-Akkordfolgen verwandeln und in digital multiplizierten Saxophon-Tönen auflösen. Das Quartett bricht so mit allen Erwartungen, ohne die Regeln musikalischer Folgerichtigkeit aufzugeben. Wer sich auf die Musik einlässt, sich ihren Skurrilitäten anvertraut, wird belohnt. Zum Beispiel mit einem Ausflug in einen horrorfilmartigen Club, denn „Ve 1999“ kombiniert wummernde Disco-Anklänge mit glitzernden Filmmusikelementen.

Das Publikum reagiert begeistert nach einem letzten, atemraubend rasanten, hochvirtuosen „Coconut Race“, dem sich als Zugabe noch „Chocolat-citron“ anschließt. Ein letztes Klang-Experiment und der letzte Beweis, dass das Quartett noch für zwanzig mal zwanzig Jahre Ideen hat.

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Mi, 06.11.2024 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.