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Veranstaltungsinfo

So, 11.10.2015
20.00 Uhr
Klassik

30,00

Ensemble Berlin: Solisten der Berliner Philharmoniker

Zum 17. Mal gastieren der Oboist Christoph Hartmann und seine Orchesterkollegen der Berliner Philharmoniker in Gauting! In diesem Jahr sogar in einer 10er-Besetzung und mit entsprechenden Bearbeitungen der klassischen Kammermusik. Mit solchen Arrangements möchte das Ensemble Berlin vertraute Hörerwartungen aufbrechen und Bekanntem neue klangliche Perspektiven abgewinnen.
19.00 Konzerteinführung durch den Kulturjournalisten Reinhard Palmer

PROGRAMM:
MENDELSSOHN Konzertouvertüre „Ein Sommernachtstraum“, op. 21, arr. für Dezett von W. Renz
MENDELSSOHN Scherzo a Capriccio, arr. für Dezett von W. Renz
MOZART/FRANCAIX Nonetto nach dem Quintett KV 452
MENSELSSOHN Trois Fantaisies ou Caprices, op. 16, arr. für Nonett von Wolfgang Renz
ONSLOW Nonett, op. 77




DAS ENSEMBLE:
Musizieren im Ensemble – auf hohem Niveau und in gelöster Atmosphäre: Dazu trafen sich befreundete Orchesterkollegen aus den Reihen der Berliner Philharmoniker erstmals im Jahr 1999 bei den „Landsberger Sommermusiken“. Am Schluss der ersten Ausgabe dieses kleinen und feinen Kammermusikfestivals stand der Wunsch, auch zu anderen Jahreszeiten in dieser Besetzung zu konzertieren – das Ensemble Berlin war geboren.
Bald darauf sendete der Bayerische Rundfunk einen Konzert-Mitschnitt und durch zahlreiche Auftritte wurde ein wachsendes Publikum auf die 11-köpfige Formation aufmerksam – im gesamten Bundesgebiet und im Ausland. Im Jahr 2006 stellte sich das Ensemble „zuhause“ in der Berliner Philharmonie den Kammermusikfreunden der Hauptstadt vor und war außerdem zu Gast beim Mozart-Fest in Würzburg. Mittlerweile dokumentieren mehrere CDs die luftig-schwingende, stets fein aufeinander abgestimmte Spielkultur des Ensemble Berlin sowie dessen wachsendes Repertoire.
Programmatische Beschränkungen gibt es nicht. Neben Originalkompositionen für die klassischen Kammerbesetzungen Quintett, Oktett und Nonett aus Klassik, Romantik und Moderne bilden Bearbeitungen einen weiterer Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit. Aus der äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Orchestermusiker und Arrangeur Wolfgang Renz sind bislang eine ganze Reihe musikalischer Kostbarkeiten entstanden, etwa Franz Schuberts Wanderer-Fantasie in einer Fassung für Nonett. Diese eigens für das Ensemble gesetzten Arrangements bieten Hörern und Interpreten bisher ungekannte klangliche Varianten – und eröffnen darüber hinaus eine völlig neue Sicht auf gängiges Repertoire.
Inspirationsquell sämtlicher Aktivitäten des Ensembles sind nach wie vor die „Landsberger Sommermusiken“. Hier erschließt sich die Gruppe in ungezwungener Atmosphäre neues Repertoire – wie viel Spaß dabei im Spiel ist, wird im Konzertsaal hörbar. Und nicht selten auch danach, an langen Abenden am Lagerfeuer mit den Gastgeberinnen. Das sind in guter Tradition die Schwestern der Landsberger Dominikanerinnen, die den Besuch aus Berlin fest in ihr Herz geschlossen haben.
Nach(t)kritik
Ensemble Berlin: Zwischen kammermusikalischer Feinheit und orchestraler Größe
Nach(t)kritik von Reinhard Palmer
Vier Streicher und fünf Bläser sind zusammen im Grunde ein Orchester en miniature. Aber schon die Einzelbesetzung der Stimmen, die ein sorgfältiges Austarieren der Ensemblebalance verlangt, ist ein Indiz für den kammermusikalischen Zugriff. In diesem Umfeld bewegt sich die Herausforderung an das Ensemble Berlin, das schon traditionell alljährlich im Oktober in Gauting gastiert. Eine weitere Herausforderung ist zweifelsohne die Erweiterung des Repertoires um Werkbearbeitungen, die schon seit Jahren fürs Ensemble Berlin von Wolfgang Renz gemacht werden. Im Grunde sind Bearbeitungen heutzutage keine Seltenheit mehr in den Konzertprogrammen. Und doch sind so Extremfälle, wie die Übertragungen von reiner Klavierliteratur, eine heikle Angelegenheit. Gerade bei Mendelssohn, dessen Klavierstil zwischen Wiener Klassik und Romantik nicht nur klar pianistisch, sondern auch virtuos angelegt ist, kommt sowohl auf die Streicher wie auf die Bläser stets eine technisch knifflige Aufgabe zu. Pianistische Finessen wie pedalunterstützt wogend fließende Bewegungen oder ein Leggiero verlangen schon in der Streicher-Bläser-Besetzung meisterhafte Instrumentenbeherrschung, um einem Klavierwerk einigermaßen die Treue zu halten. In den „Trois Fantaisies ou Caprices“ op. 16 war dies nicht gar so schwierig, da es dort letztendlich vor allem auf den Ausdruck ankommen, weniger auf die Detailtreue. Mendelssohn charakterisierte in den drei Stücken die Töchter einer befreundeten Familie in Wales: Ernst und melancholisch die erste, quirlig und ruhelos die zweite, romantisch und schwärmerisch die dritte. Hier traf das Nonett des Ensembles Berlin absolut überzeugend die Charaktere der Mädchen, wie sie die Klavierfassung wohl kaum besser vermitteln kann.
Im Rondo Capriccioso, gesetzt für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, konnte zwar über weite Strecken nah am Original interpretiert werden, doch wo die pianistische Textur im Sinne von Klangvolumen und Plastizität allzu dicht wurde, erwies sich gerade die weiche Bläsersubstanz deutlich anders geartet. Als eine eigenständige Schöpfung bestand jedoch sowohl Bearbeitung wie auch die geradezu rhapsodische Interpretation mit feinsinnigen emotionalen Gesten und einem stimmige Ineinandergreifen der Bestandteile. Perfekt war dies in einer Mozart-Bearbeitung möglich. Ohne Kenntnis des Originals für Klavierquintett mit Bläsern KV 452 hätte man diese großartige Bearbeitung für Oktett (ohne Flöte) für eine original mozartische Schöpfung halten können, zumal das Ensemble Berlin hier trotz der großen Besetzung den rein kammermusikalischen Parametern treu blieb. Dazu gehörten eine präzis ausbalancierte Ensemblehomogenität, tief empfundene Rücknahmen und vor allem ein einhelliges Empfinden, ist doch die Komposition insbesondere von der langen Largo-Einleitung im Kopfsatz und dann im zentralen Larghetto besonders auf die lyrische Charakteristik fokussiert. Andererseits aber auch auf eine erfrischende, muntere, teils folkloristisch anmutende Spielart wie im Allegro und Allegretto der Rahmensätze.
Dem Franzosen George Onslow gelang mit seinem Original-Nonett a-Moll op. 77 ein interessanter Brückenschlag zwischen kammermusikalischen Finessen und orchestralen Passagen, die klanglich kombinierte instrumentale Blöcke gegeneinander in Kontrast setzten. Was Mozart noch subtil im feinsten Changieren der Stimmen bewältigte, exponierte Onslow mutig als künstlerisches Mittel. In der Gestik imposanter aufgestellt, zeigte sich die viersätzige Komposition immer wieder symphonisch wie konzertant. Und das Ensemble Berlin beherrscht die hierbei dringend nötige Kunst der Übergänge großartig. Das Emporwachsen, Hervorgehen und Versinken geschah hier mit homogener Einfühlsamkeit und emotionaler Authentizität. Lang anhaltender, begeisterter Applaus und eine Wiederholungszugabe.
Galerie
Bilder der Veranstaltung
So, 11.10.2015 | © Werner Gruban