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Veranstaltungsinfo

Mi, 24.05.2023
20.00 Uhr
Klassik

31,00 / 15,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Festival der ARD-Preisträger*innen: Streichquartett, Flöte, Klavier

Auch im Jahr 2023 werden die Preisträger*innen des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD in Gauting für ein Konzert zu Gast sein.

Seit 2001 veranstaltet der Internationale Musikwettbewerb der ARD Kammermusiktourneen, zu denen Preisträger*innen eines oder verschiedener Wettbewerbsjahrgänge eingeladen werden. Den jungen Musiker*innen sollten dadurch unter anderem Begegnungen ermöglicht werden, aus denen sich weitere künstlerische und berufliche Entwicklungen ableiten lassen.  Und so sollen auch diese Kammerkonzerte die Preisträger*innen des ARD-Musikwettbewerbs dazu ermutigen, mit Anderen Musik zu machen und neue auch ungewöhnliche Ensemble-Formationen kennenzulernen. Seit 2007 ist die Tour regelmäßig in Gauting zu Gast. Die Konzerte bilden immer wieder ein Highlight der Kammermusikreihe im bosco. In diesem Jahr ist folgende Bestzung geplant:

CHAOS STRING QUARTET, 3. Preis Streichquartett 2022
Die Mitglieder des Chaos String Quartet (Susanne Schäffer, Eszter Kruchió, Sara Marzadori und Bas Jongen) fanden sich entlang des reichen Konzepts von Chaos in Wissenschaft, Kunst und Philosophie zusammen und teilen den Wunsch, als risikofreudige, multinationale Stimme auf den Kammermusikbühnen der Welt präsent zu sein.
Beim renommierten „Bordeaux International String Quartet“-Wettbewerb wurde das Quartett im Jahr 2022 mit dem 2. Preis und dem Sonderpreis für die beste Interpretation von „Terra Memoria“ von Kaija Saariaho ausgezeichnet. Zu weiteren Erfolgen zählen der 2. Preis und zahlreiche Sonderpreise beim „Bartók World“-Wettbewerb 2021 in Budapest und der Gewinn des Wettbewerbs für Streichquartett „V. E. Rimbotti“ in Italien; ebenfalls 2021. Das junge Ensemble wurde zu vielen Musikfestivals und Konzertreihen eingeladen, so zum Davos Festival (Young Artists in Concert), zum Ravenna Festival, zum Gent Festival van Vlaanderen, zu Musica Insieme Cultura Bologna, zur Festival Academy Budapest, zum Festival del Quartetto Firenze, nach Lockenhaus, zu Wien Modern und zum Heidelberger Streichquartettfest. Neben der Arbeit mit seinem Mentor Johannes Meissl in Wien im Rahmen des ECMAster-Programms absolvierte das Quartett ein postgraduales Studium an der Scuola di Musica di Fiesole mit dem Cuarteto Casals. Weitere musikalische Impulse erhielt das Ensemble von Eberhard Feltz, Patrick Jüdt, Rainer Schmidt (Hagen Quartett), Hatto Beyerle (Alban Berg Quartett), András Keller (Keller Quartett) und Oliver Wille (Kuss Quartett). Bas Jongen spielt auf einem Violoncello von Hendrik Jacobs (Amsterdam, 1696), einer großzügigen Leihgabe der Niederländischen Stiftung für Musikinstrumente NMF. Beim 71. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2022 erspielte sich das Chaos String Quartet den 3. Preis.

SUSANNE SCHÄFFER Violine
ESZTER KRUCHIÓ Violine
SARA MARZADORI Viola
BAS JONGEN Violoncello

YUBEEN KIM, 1. Preis Flöte 2022
Der südkoreanische Flötist Yubeen Kim (geboren 1997) absolvierte sein Studium zunächst am Conservatoire National Supérieur Musique et Danse de Lyon (Bachelor) und am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris (Master), an beiden Hochschulen in der Klasse von Philippe Bernold. Anschließend wechselte er an die Musikhochschule Hanns Eisler Berlin, wo er bei Benoît Fromanger studierte und 2022 sein Konzertexamen ablegte. 2014 gewann er den 2. Preis beim Concours de Genève, wo ihm noch drei Sonderpreise zugesprochen wurden. Im Jahr darauf gelang ihm ein weiterer großer Erfolg: Er wurde 1. Preisträger beim Wettbewerb des Festivals Prager Frühling. Seitdem ist er bei vielen Festivals und Orchestern zu Gast wie den Bochumer Symphonikern, dem Philharmonischen Orchester Seoul, dem Festival EuroArt Praha, dem Internationalen Musikfestival Tongyeong oder dem Musikfestival Belgrad. Seit 2016 ist Yubeen Kim Soloflötist im Konzerthausorchester Berlin und spielt dort unter bedeutenden Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Iván Fischer, David Zinman, Juraj Valčuha, Dmitrij Kitajenko, Philippe Herreweghe, Reinhard Goebel und Myung-Whun Chung. Beim 71. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2022 wurde Yubeen Kim mit dem 1. Preis und dem Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition ausgezeichnet.

JUNHYUNG KIM, 2. Preis Klavier 2022
Junhyung Kim wurde 1997 in Seoul geboren. Im Alter von zehn Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht. Derzeit studiert er Klavier bei Antti Siirala an der Hochschule für Musik und Theater München. 2017 war er bereits Teilnehmer des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD; damals gewann er den Sonderpreis der Mozart-Gesellschaft. Im folgenden Jahr gewann er den 3. Preis beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb und den Musikförderpreis des Konzertvereins Ingolstadt. 2019 gewann er den 4. Preis beim „Aarhus International Piano“-Wettbewerb in Dänemark und den 6. Preis beim „Sendai International Music“-Wettbewerb in Japan. Im vergangenen Jahr dann wurde ihm der 1. Preis beim „Seoul International Music“-Wettbewerb verliehen. Junhyung Kim gibt Recitals in Boston, Paris, Dänemark, Berlin, München, Ingolstadt und Seoul und spielt mit Orchestern wie dem Konzerthausorchester Berlin, dem Münchener Kammerorchester, dem Prime Philharmonic Orchestra in Gunpo (Südkorea) und dem Hwa-Seong Festival Orchestra. Beim 71. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2022 erspielte sich Junhyung Kim den 2. Preis.

Programm
Beach: Thema und Variationen für Flöte und Streichquartett op. 80
Ligeti: Klaviermusik
Beethoven: Streichquartett op. 18 Nr. 3
Rota: Trio für Flöte, Violine und Klavier
Schumann: Klavierquintett Es-Dur op. 44

 

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Nach(t)kritik
Solisten beflügeln Quartett
Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Auch wenn er beim wunderbar verhangenen Thema noch gar nicht mitspielen durfte: Vor der ersten Variation von „Thema und Variationen für Flöte und Streichquartett“ der amerikanischen Komponistin Amy Beach (1867-1944), deren Kammermusik endlich häufiger gespielt wird, setzt Yubeen Kim mit einem traumverlorenen Flöten-Solo ein, das wie aus einem fernen Kulturkreis zu stammen scheint. Auch danach bleibt er mit großer Musikalität und Finesse des Spiels die feine Würze zum Streicherklang des Chaos String Quartet. Das entlockte dem trotz großer Variationsbreite in den Tempi im Grund tief schwermütigen Stück sanfte, dunkle Farben und ließ sich vom Flötisten immer wieder in andere Welten entführen. Was für eine in jeder Hinsicht spannende Entdeckung eines Werks, das man gerne häufiger, aber dann immer so gut wie in Gauting hören würde!

Am Ende des Konzerts mit Preisträgerinnen und Preisträgern des ARD-Musikwettbewerbs 2022 in München war es wieder ein Solist namens Kim, diesmal Junhyung Kim, ebenfalls zweiter Preisträger, der als Pianist der Kapitän war auf einer schönen Reise mit dem Klavierquintett Es-Dur op. 44 von Robert Schumann (1810-1856). Wie schnell tragen sonst alle in diesem großartigen romantischen Werk zu viel auf, verführen sich gegenseitig zu mehr Ton und Lautstärke. Doch nichts von alledem, sondern ein konzentriertes, feines miteinander Musizieren in  so unterschiedlichen, aber stets (beziehungs-)reichen Sätzen: vom Kopfsatz, in dem alle Fünf ebenso leidenschaftlich wie  immer wieder zärtlich miteinander reden, über den eigentümlich sanft tröstlichen (Trauer-)Marsch des langsamen Satzes und das wild vorwärtsdrängende Scherzo, nicht zu reden vom Finale, das noch einmal alle Kräfte bündelt. Jeder der Fünf war ein expressiver Solist, der feine Farben wie klare Impulse beisteuern konnte und doch bildeten sie zusammen ein schönes, homogenes Quintett!

Zuvor widmete sich Junhyung Kim, der schon beim Wettbewerb als wunderbarer Musiker aufgefallen war, einer der Etüden von György Ligeti, der Nr. 13 mit dem Titel „l’escalier du diable“. Das könnte man mit „Die Teufelstreppe“ übersetzen, und so klangen die sieben atemlos gestanzten Minuten auch: Das Klavier als stählernes Percussionsinstrument, dem keine Seele innezuwohnen schien und das sich am Ende in einem diffusen Cluster-Nebel auflöst wie ein Vampyr im ersten Morgenlicht. Das war brillant gespielt und ziemlich unheimlich.

Neben Amy Beachs Flöten-Quartett offenbarte sich das Trio von Nino Rota (1911-1979) als etwas Besonderes und ebenfalls eine Entdeckung. Der vor allem durch seine großartige Filmmusik etwa für Federico Fellini bekannt gewordenen Italiener komponierte da ein Stück, das in fast jeder Phrase eine neue Wendung nahm. Ein – mit Verlaub – farbiger Film, der in jedem Hörer wohl anders aussah, nahm immer mehr Gestalt an, ohne dass man die Bilder zu fassen bekam.

Ein Werk gab es freilich auch an diesem reichen Abend, das so gar nicht faszinieren wollte und brav wie eine Schüler-Aufführung daherkam: Das Chaos String Quartet, 2022 dritter Preisträger im Fach Streichquartett musizierten es mit wenig Glanz im Klang, kaum Plastizität in der Phrasierung und so uncharakteristisch farblosem Ausdruck, dass kein Funke übersprang. Nun ist das erste Streichquartett des 28-jährigen Ludwig van Beethoven (1770-1827) op. 18/3 zwar auch kein derart faszinierend reiches Stück wie seine späteren Meisterwerke für diese Gattung, aber gerade deshalb verlangt es viel Zuwendung, um ihm gerecht werden zu können. Doch am Ende des Konzerts war diese seltsame Leerstelle vergessen und in Erinnerung bleibt das großartige Musizieren in Kammermusik unterschiedlichster Besetzung.   

 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Mi, 24.05.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.