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Veranstaltungsinfo

So, 23.10.2022
20.00 Uhr
Klassik

29,00 / 15,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Franziska Hölscher, Violine & Severin von Eckardstein, Klavier: Bach, Prokofjew, Weinberg und Brahms

Franziska Hölscher und Severin von Eckardstein spielen im bosco Werke von Bach, Prokofjew, Weinberg und Brahms. Die beiden verbindet unter anderem die gemeinsame künstlerische Leitung der Kammermusikreihe Klangbrücken im Konzerthaus Berlin.

Die Geigerin Franziska Hölscher ist eine der vielseitigsten Musikerinnen der jungen Generation. Sie war und ist als Solistin, Kammermusikerin und Festivalleiterin Gast in der Berliner Philharmonie und dem Konzerthaus Berlin, dem Festspielhaus Baden-Baden, dem Concertgebouw Amsterdam, dem Palais des Beaux-Arts Brüssel und im Rudolfinum Prag. Sie konzertiert bei der Bachwoche Ansbach, der Schubertiade Hohenems, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Schwetzinger SWR Festspielen, dem Rheingau Musik Festival und beim Heidelberger Frühling. Von Beginn ihrer Karriere hatte das Zusammenspiel mit Kollegen einen festen Platz in ihrem Repertoire. Seit ihrem Debüt mit Martha Argerich gehören Kit Armstrong, Martin Helmchen, Severin von Eckardstein, Nils Mönkemeyer, Maximilian Hornung und Andreas Ottensamer zu ihren Partnern. In Heidelberg geboren und ausgebildet von Ulf Hoelscher, Thomas Brandis, Nora Chastain und Reinhard Goebel, erhielt sie bereits in jungen Jahren Preise bei bedeutenden internationalen Wettbewerben wie den 1. Preis beim internationalen Rundfunkwettbewerb Prag. Franziska Hölscher ist Künstlerische Leiterin der Kammermusikreihe „Klangbrücken“ im Konzerthaus Berlin, und seit 2018 auch der Kammermusiktage Mettlach.

Severin von Eckardstein zählt zu den bedeutendsten deutschen Pianisten seiner Generation und ist mit Solo- und Orchesterkonzerten auf vielen großen Podien der Welt zuhause. Der Preisträger des „Grand Prix International Reine Elisabeth in Brüssel“ (2003) gab viel beachtete und hoch gelobte Konzerte in Berlin, München, Madrid, Moskau, London, Paris, New York, Amsterdam, Trondheim, Budapest, Hong-Kong, Tokyo und in Seoul. Er gastierte mit Dirigenten wie Valery Gergiev, Philippe Herreweghe, Lothar Zagrosek und Marek Janowski und gab wichtige Debüts wie z.B. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter Paavo Järvi und dem Dallas Symphony Orchestra mit Jaap van Zweden am Pult. 2017 debütierte er mit der Ungarischen Nationalphilharmonie in Budapest. Nach seinem Studium bei Prof. Szczepanska, Prof. Kämmerling und Prof. Hellwig in Berlin, wo er auch sein Konzertexamen ablegte, suchte von Eckardstein weitere Anregungen in zusätzlichen Studien an der International Piano Academy Lake Como, erhielt Privatunterricht u.a. von Alfred Brendel und nahm an zahlreichen Meisterkursen teil. Er selbst erteilte Meisterkurse u.a. in Südkorea, Finnland, Belgien und an der UdK Berlin. Auch die Kammermusik genießt in seinem Repertoire einen wichtigen Stellenwert. Häufiger konzertiert er mit renommierten Musikern wie Igor Levit, Franziska Hölscher und Danjulo Ishizaka. Zusammen mit Franziska Hölscher hat er die Kammermusikreihe „Klangbrücken“ im Berliner Konzerthaus gegründet. Seine CD-Aufnahmen mit Werken von Schubert, Skrjabin, Medtner, Wagner und Schumann wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem ECHO KLASSIK.

Programm
J. S. Bach: Sonate c-Moll BWV 1017 für Violine und Klavier
S. Prokofjew: Fünf Melodien op. 35a für Violine und Klavier
M. Weinberg: Sonate Nr. 4 op. 39 für Violine und Klavier
J. Brahms: Sonate Nr. 1 G-Dur, op. 78 für Violine und Klavier

Zu diesem Konzert wird der Bayerische Rundfunk einen Mitschnitt machen.


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Nach(t)kritik
Herbe Töne
Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Die Geigerin Franziska Hölscher und Severin von Eckardstein hätten es sich wahrlich einfacher machen können. Doch sie wollten es wissen, begannen mit Bach, forderten sich und das Publikum mit Sergej Prokofjew und herbem Mieczysław Weinberg, bevor nach der Pause sicher viele im Publikum mit der ersten Brahms-Sonate endlich aufatmen konnten.

Zu Beginn also die Violinsonate BWV 1017, die, wie Bach überhaupt, im Konzert selten gespielt wird. Vor allem das einleitende Siciliano mögen vor allem Filmregisseure allerdings sehr. Also war der Wiedererkennungseffekt groß und Franziska Hölscher wagte viel historisch informiertes Geigenspiel und damit Nonvibrato. Doch weil dadurch jede noch so kleine Intonationstrübung hörbar wird, gab es hier und den in folgenden drei Sätzen neben schönen Momenten, vor allem im zweiten langsamen Satz, auch immer wieder einen kleinen Schreckmoment. Severin von Eckardstein war dazu der souverän und glasklar artikulierende Mann am Tasteninstrument, der es fast so gradlinig und neutral klingen ließ wie ein Cembalo.

Sergej Prokofjews Fünf Melodien op. 35a, komponiert zwischen 1920 und 1925, sind janusköpfig wie fast alle Musik dieses Komponisten: Harmonisch herb, aber oft mit momentweise aufglühender intensiver Melodik. Schön schräg klingt das bei durchweg gemäßigten Tempi und das teilweise geforderte Flageolett tönte so gläsern kalt, wie das nicht anders sein darf. Trotzdem wollte keine rechte Spannung aufkommen, fehlte oft die Intensität und durchgehend ein Ton, der manchmal selbst bei dieser Musik auch schön sein darf. Denn gerade Dissonanzen klingen nur dann wirklich, wenn sie lupenrein gespielt werden.

Zu diesen Liedern ohne Worte passte Mieczysław Weinbergs vierte Sonate für  Violine und Klavier von 1947 perfekt. Sie entstand nach den ersten beiden von 1943/44 und gleichzeitig mit der dritten. In dieser Musik hallt immer wieder in schmerzlich aufgewühlten Adagio-Passagen rund um ein grimmiges Scherzo der Zweite Weltkrieg nach. Wenn an zwei Stellen, auch ganz am Ende, das Klavier nur ein paar perkussive Töne anschlägt und die Violine fast verstummt, es also keine Melodie, keinen Rhythmus, keine Harmonie mehr gibt, dann klingt das wie der Hauch des Todes. Wie anders wirkte da der ausführliche, ruhige und doch expressive Beginn des Klaviers. Er ruhte bei Severin von Eckardstein so selbstvergessen in sich, dass der Einsatz der Geige fast überraschte.

Auch wenn G-Dur, die Haupttonart der ersten Geigen-Sonate von Johannes Brahms, lichte Gefilde verspricht und der langsame Satz gar in Es-Dur steht, weht durch das ganze Werk wie so oft bei diesem Hamburger Komponisten tiefer Ernst und Melancholie. Da braucht man gar nicht biografische Bezüge zu bemühen, etwa den, dass nach dem Besuch von Felix Schumann, der todkrank in Palermo seine Tuberkulose auskurieren wollte, Brahms seiner Mutter Clara den Beginn des langsamen Satzes auf einem Albumblatt schickte. Immer wieder gab es hier wunderbare Momente tiefer Empfindung im Zusammenspiel zwischen Geigerin und Pianist neben Takten, in denen erneut die Präzision von Artikulation und Tongebung nicht ganz hinreichte. Vielleicht war da nicht zuletzt eine gute Portion Nervosität im Spiel angesichts der Mikrophone des Bayerischen Rundfunks, der den Abend mitschnitt.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
So, 23.10.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.