Veranstaltungsinfo
Gerd Holzheimer "Auf geht´s: Zu neuen Ufern!" (2): Majestät, Revolution is!
Majestät, Revolution is!: Nach 700 Jahren Herrschaft der Wittelsbacher
1918 endet die Herrschaft einer Familie in Bayern, die über 700 Jahre lang das Land regierte: die Wittelsbacher. 700 Jahre sind eine respektable Zeit, in deren Verlauf – wie könnte es anders sein? – es natürlich ebenso Aufbrüche gab wie Niedergang. Die Geschichte in einem Abend zusammenfassen zu wollen, muss höchst selektiv und exemplarisch bleiben. Sie beginnt 1180 nach der Absetzung von Heinrich dem Löwen, der in einem mafiösen Akt 1158 eine kleine Siedlung bei Mönchen unweit eines vergleichsweise viel älteren Bratananium, später „Gauting“ genannt, gegründet hatte, mit Otto von Wittelsbach, dessen Sohn Ludwig die verwitwete Gräfin von Bogen heiratet. Auf diese Weise kommen die Rauten der Grafen von Bogen in das Wappen der Wittelsbacher, künftiges Markenzeichen der Bayern. Herzzerreißende Liebesgeschichten bleiben nicht aus: Agnes Bernauer! Lola Montez! Ein König, Ludwig der Städtebauer, wird darüber zum Dichter, den Heinrich Heine parodiert: Stammverwandter Hohenzoller, / Sei dem Wittelsbach kein Groller; / Zürne nicht ob Lola Montez, / Selber habend nie gekonnt es.“ Zu den markanten Vertretern der Familie gehören auch Max Emanuel, der blaue Kurfürst, der München mit Kanälen und Gondeln in eine Art von Venedig verwandeln wollte, und Bayern Staatsschulden, hinterließ, die hundert Jahre lang zu spüren waren. Und natürlich der Kini, Ludwig II., der Schlösserbauer, der erste König der Geschichte, der als Privatperson pleite ging - bis hin zu Ludwig III., den „Milibauer“, nach der Revolution Milchbauer von Leutstetten, auch „Ludwig der Vielfältige" genannt, seiner ungebügelten Hosen und seiner Wesensart wegen, die solcherart in ironischer Weise beschrieben werden sollte. Ihm verkündet ein Lakai: „Majestät, Revolution is!“ Und der König muss sich ein Auto mieten, weil seine Chauffeure streiken, und landet in der Nähe von Rosenheim im Graben, weil er nichts mehr gesehen hat und seinerzeit nur königliche Fahrzeuge mit Scheinwerfern ausgestattet waren, und Bayern ist ein Freistaat. Am Morgen des 8.11.1918 erklärt Kurt Eisner die Dynastie der Wittelsbacher für abgesetzt.
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecher
HANS-JÜRGEN STOCKERL
1918 endet die Herrschaft einer Familie in Bayern, die über 700 Jahre lang das Land regierte: die Wittelsbacher. 700 Jahre sind eine respektable Zeit, in deren Verlauf – wie könnte es anders sein? – es natürlich ebenso Aufbrüche gab wie Niedergang. Die Geschichte in einem Abend zusammenfassen zu wollen, muss höchst selektiv und exemplarisch bleiben. Sie beginnt 1180 nach der Absetzung von Heinrich dem Löwen, der in einem mafiösen Akt 1158 eine kleine Siedlung bei Mönchen unweit eines vergleichsweise viel älteren Bratananium, später „Gauting“ genannt, gegründet hatte, mit Otto von Wittelsbach, dessen Sohn Ludwig die verwitwete Gräfin von Bogen heiratet. Auf diese Weise kommen die Rauten der Grafen von Bogen in das Wappen der Wittelsbacher, künftiges Markenzeichen der Bayern. Herzzerreißende Liebesgeschichten bleiben nicht aus: Agnes Bernauer! Lola Montez! Ein König, Ludwig der Städtebauer, wird darüber zum Dichter, den Heinrich Heine parodiert: Stammverwandter Hohenzoller, / Sei dem Wittelsbach kein Groller; / Zürne nicht ob Lola Montez, / Selber habend nie gekonnt es.“ Zu den markanten Vertretern der Familie gehören auch Max Emanuel, der blaue Kurfürst, der München mit Kanälen und Gondeln in eine Art von Venedig verwandeln wollte, und Bayern Staatsschulden, hinterließ, die hundert Jahre lang zu spüren waren. Und natürlich der Kini, Ludwig II., der Schlösserbauer, der erste König der Geschichte, der als Privatperson pleite ging - bis hin zu Ludwig III., den „Milibauer“, nach der Revolution Milchbauer von Leutstetten, auch „Ludwig der Vielfältige" genannt, seiner ungebügelten Hosen und seiner Wesensart wegen, die solcherart in ironischer Weise beschrieben werden sollte. Ihm verkündet ein Lakai: „Majestät, Revolution is!“ Und der König muss sich ein Auto mieten, weil seine Chauffeure streiken, und landet in der Nähe von Rosenheim im Graben, weil er nichts mehr gesehen hat und seinerzeit nur königliche Fahrzeuge mit Scheinwerfern ausgestattet waren, und Bayern ist ein Freistaat. Am Morgen des 8.11.1918 erklärt Kurt Eisner die Dynastie der Wittelsbacher für abgesetzt.
Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecher
HANS-JÜRGEN STOCKERL