Veranstaltungsinfo
Gerd Holzheimer: Saubande, dreckade: Die komische Kunstkammer
Mit Vernunft ist der Wirklichkeit nicht beizukommen, die Dinge haben ihre eigene Logik, und ihr nachzuspüren, gehört zu Valentins Lebensprogramm. Ähnlich wie die Dadaisten versucht er nicht, der Welt einen Sinn zu geben, den sie nicht hat, sondern stellt sie gleich als sinnlos dar - freilich noch einmal in parodistischer Übertreibung. Mit dem absurden Theater haben seine Texte oft die Kreisbewegung als typische Grundfigur gemeinsam: es gibt keinen Anfang und kein Ende, der Mensch ist am Schluss so gescheit wie zu Beginn, nämlich gar nicht. Auch Nestroy ist einer, der gern nicht zum Schluss kommt: "Wenn alle Strick reißen, häng ich mich auf". Dieser dialektischen Struktur seiner Gedanklichkeit bleibt Nestroy in vielen seiner Dialoge treu: "Wenn ich mir einen Verdruß nit versaufet," sagt Knieriem in Der böse Geist Lumpacivagabundus, "ich müßt' mich grad aus Verzweiflung dem Trunk ergeben." Mit Fug und Recht lässt er sich als Weltweiser bezeichnen, vor allem in jenen Belangen, welche die Menschheit als ihre "moralischen" zu bezeichnen pflegt: "... bis neun Uhr dauert die Sittlichkeit, aber um viertel auf zehn beginnt die Stunde des Verdachts." Aber "die Frauen hams gut: rauchen tuns net, trinken tuns net und Frauen sans selber." Nestroy hat kein System, auch als Philosoph nicht. Und über das Verhältnis zu Wahrheit und Wirklichkeit sagt er: "Ich sag's, 's kann nix G'spaßigers geb'n/Als wenn d' Leut in der Einbildung leb'n." Denn "wenn der Aff' wüßt', er ist ein Aff', wäre er ein Mensch." Der gute Mensch aber ist ein fader Mensch, der schlechte bleibt freilich ein Ungustl. Daran schließt unmittelbar „Die totale Brutalität“ des Helmut Qualitinger an. Das Lachen der Götter sieht Bohumil Hrabal als ein Krachen von Gegensätzen an und der romantische Philosoph Franz Xaver von Baader erkennt im Lachen das befreiende „Brechen der Angstspitze“. Einen Jux wollen wir uns machen an diesem Abend und vielleicht auch etwas vom Wesen des Komischen erfahren und seiner fundamentalen Bedeutung wider den Fundamentalismus jeder Colour.
Sprecher: Peter Weiss
Sprecher: Peter Weiss