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Veranstaltungsinfo

Mi, 24.02.2021
20.00 Uhr
Literatur

15,00 / 8,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Gerd Holzheimer: Vom Apostel der Nächstenliebe zum verlorenen Lächeln einer Raupe

Nachholtermin: Do, 15.07.2021

Aufgrund der aktuellen Situation entfällt diese Veranstaltung.

Erfreulicherweise können wir einen Ersatztermin am Do,  15.07.2021 realisieren. Reservierungen bleiben bestehen (reservierte Karten erhalten Sie rechtzeitig per Post).

Weitere Informationen finden Sie unter „Aktueller Stand zu Veranstaltungsabsagen Februar / März 2021“.

Perspektiven des Menschseins

Sprecher*in: GESCHE PIENING

Teil 3 der Literaturreihe "Mir ham! Von den Möglichkeiten des Lebens" mit Gerd Holzheimer

An drei Abenden geht es am ersten (MI 09. DEZ 2020) um ein Lebensgefühl des „Mir ham“, nicht triumphal, jedoch voller Seins-Gewissheit. Am nächsten, Variante zwei (MI 20. JAN 2021) um ein Durchwurschteln, was nicht unbedingt das Schlechteste sein muss, und am dritten (MI 24. FEB 2021) um Perspektiven der unterschiedlichsten Art, wie man durchkommen kann, weiterkommen kann, zumeist mit einer gewissen Selbst-Distanz und Humor am besten.

Teil 3: Vom Apostel der Nächstenliebe zum verlorenen Lächeln einer Raupe – Perspektiven des Menschseins
 
Wie man ein Leben sich ansieht, sein eigenes, das der anderen, lebenden oder schon längst vergangenen, ist – es hört sich natürlich platt an – eine Frage der Perspektive. Gleichwohl erscheint es oft hilfreich, sich die ein oder andere anzuschauen, zur eigenen Orientierung.  Das soll an diesem Abend der Fall sein – in die verschiedensten Richtungen.

Mit Hölderlin gehen wir nach Griechenland, er lebt im Mythos der Antike, ungebrochen, er glaubt, dass wir alle einmal beisammen waren, mit den Griechen, ganz unmittelbar mit ihren Göttern, Dichtern, Philosophen: „Im Arme der Götter wuchs ich groß.“ Doch gleichzeitig vergisst er nicht, wie eigentümlich „schwer zu fassen“ das Göttliche ist, das so nah ist, weil es in uns ist: eigentlich müsste es so leicht zu spüren sein – und doch: „Nah ist / Und schwer zu fassen der Gott.“ Die Poesie wird dem Menschen zur rettenden Kraft.

Dazu passt, wie Iwan Karamasow in Dostojewskis Roman Die Brüder Karamasow den Menschen sieht: als „Probewesen“. Dieses Probewesen ist immer unterwegs, sucht sein Wesen, kommt sich abhanden und schwankt in seinem Erscheinungsbild. Das Gottesbild in Dostojewskis Figuren ist voll qualvoller Zerrissenheit: „Neben dem Zweifel an Gott besteht die Unfähigkeit nicht an ihn zu glauben.“ Die verändernde Macht des Menschen besteht in seiner Fähigkeit zum Mitleid. Fürst Myschkin in dem Roman Der Idiot: ein Apostel der Nächstenliebe.

Sehr beruhigend wirkt auch ein Blick in die Naturkunde. Zum Beispiel in das Buch Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung von Arnulf Conradi. Er fragt nach dem Spielerischen in der Natur, an der Freude an Flugkapriolen von Vögeln, am offenkundigen Spaß etwa des Staren, andere und anderes nachzuahmen bis zum Klingeln von Straßenbahnen und Handytönen.

Erstaunliche Ruhe strahlt auch aus die Insektopädie von Hugh Raffles. Der Verfasser ist eigentlich Anthropologe, doch streift er bei seinen Betrachtungen der Insekten durch die verschiedensten Felder der Wissenschaft, Philosophie, Anthropologie, Zoologie, Wirtschaft und Populärkultur, so dass der Mensch mit einem ganz neuen Blick in Korrespondenz mit den Mitbewohnern auf diesem Planeten tritt. Er bemerkt die erstaunliche Vollkommenheit der kleinen Tiere: „In minimis tota este – In den Kleinsten ist alles“, und fühlt sich selbst in das Wesen einer Raupe hinein, wenn sie „mit einem verlorenen Lächeln schlüpft“.

Konzeption & Moderation
GERD HOLZHEIMER
Sprecherin
GESCHE PIENING

GESCHE PIENING ist Schauspielerin, Regisseurin, Autorin und Dozentin. Nach dem Abitur studierte sie an der Otto-Falckenberg-Schule in München Schauspiel. Ihre Theaterarbeiten sind bundesweit in diversen Theaterhäusern und auf Festivals zu sehen und überschreiten die Grenzen zwischen Theater, Literatur, Bildender Kunst und Hörfunk. Für ihre bisherige künstlerische Arbeit wurde sie 2016 mit dem Ödön-von-Horváth-Preis (Förderpreis) ausgezeichnet.