Gut zwei Jahre ist es her, dass Han´s Klaffl, der pensionierte Lehrer mit dem bewusst falschen Apostroph im Vornamen, das Bosco mit seinem damals neuen Programm „Schul-Aufgabe“ beglückte, an zwei Abenden sogar. Dreieinhalb Jahre ist es her, dass Klaffl als Lehrer des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar pensioniert wurde – höchste Zeit also, das Drama vom Unruhestand des Pädagogen durch eine neue Thematik zu ersetzen? Von wegen! Der Mann, der den Bedeutungsverlust des Lehrers so schön zelebriert wie niemand sonst im Lande, tourt damit noch immer recht erfolgreich durch die Gegend – und außerdem noch wahlweise mit den Vorgängern „40 Jahre Ferien“ und „Restlaufzeit“, jener Trilogie des gymnasialen Dschungels, in der sich (Ex-)Kollegen, (Ex-)Schüler und Eltern bis heute mühelos wiederfinden. „Ein schöner Abgang ziert die Übung“ hat Klaffl im Untertitel zur „Schul-Aufgabe“ formuliert und sich damit irgendwie bei Turnvater Jahn bedient – was wiederum schon mal andeutet, dass hier ein Mann mit klassisch-humanistischer Bildung am Werk ist. Klaffl, ob nun pensioniert oder nicht, ist einer der letzten aufrechten Verteidiger der deutschen Sprache: Er macht gerne schiefe Metaphern in Abschiedsreden der Kollegenschaft zum Thema, er hält noch an jenem Ideal ganzheitlicher Bildungsvermittlung fest, das noch ungetrübt von G 8-Wirrungen war, und er macht sich zugleich keine Illusionen über die menschlichen Grenzen seines Lehrerberufs – Kritik an katastrophalen Experimenten des „Kumi“ bringt er gerne in Form beißender Ironie, er kann sich aber auch richtig aufregen über diese Stümper. Ja, so eine kabarettistische Aufbereitung der eigenen Berufslaufbahn ist genauo sinnstiftend wie der Besuch von Supermarkt-Filialleitern, denen man für ihre Werbe-Tafeln als Rentner ein wenig Grammatik beibringen kann.
Nur: Auch diese Art der Vergangenheitsbewältigung setzt irgendwann den Staub einer kaum noch frequentierten Lehrer-Bibliothek an, selbst wenn die einstigen Kollegen noch immer in Scharen in Klaffls Programme rennen. Sein musikalisch mit Kontrabass und Piano begleitetes Typen-Kabarett aus „40 Jahre Ferien“, in welchem die Schulfamilie ganz wunderbar karikiert wurde, hatte noch am ehesten zeitlose Gültigkeit, doch auch bei Schülern, Lehrern, Eltern geht die Entwicklung inzwischen wieder weiter, wenn auch nicht immer gedeihlich. Wendete man Darwins Satz „Was die Natur nicht braucht, lässt sie weg“ auf die Schulen an, „wir hätten sehr schnell kleinere Klassen“, weiß Klaffl. Das ist natürlich keine ganz neue Erkenntnis. Man wartet also mit gewisser Neugierde auf „Teil 4 der Trilogie, die ursprünglich aus zwei Teilen bestand“, denn man meint ein wenig Patina zu erkennen auf den Reminiszenzen des „in Ehren ergrauten“, eigentlich längst weißhaarigen früheren Musiklehrers. Was könnte da noch kommen? Klaffl selbst betont in der – im Bosco erneut heftig umjubelten - „Schul-Aufgabe“ immer wieder, dass ihn das alles ja nichts mehr angehe. Ob ein Oberstufler sich für „Abi oder OBI“ entscheidet, was kratzt ihn das noch? Loslassen ist halt schwer. Und der lebenslange Kampf gegen die fortschreitende Verblödung, er scheint, bei aller persönlich erlangter Weisheit, zumindest für den pensionierten Pädagogen verloren, denn die Vollpfeifen von einst unter seinen Schülern, sie sitzen mittlerweile im Kultusministerium. Konsequenz für Klaffl als Ex-Lehrer: „Man kann jetzt planlos vor sich hin ruhen.“ Ob das auch für den Kabarettisten eine Option wäre, im Sinne der "Lernzielkontrolle"? Man darf gespannt sein.