Mit brausendem Beifall, begeistertem Getrampel dankten 250 Zuschauerinnen und Zuschauer aus drei Generationen im ausgebuchten Saal des bosco für die phantasievolle Aufführung „Vivaldi für Kinder.“ Den von Violin-Virtuosin Julia Fischer und Dirigent Johannes X. Schachtner gegründeten Gautinger Kindersinfonikern war nämlich ein Bravourstück gelungen. Für den ehemaligen Münchner Philharmoniker Heinrich Klug, der glücklicherweise in Gauting- Buchendorf wohnt, war die heitere Inszenierung der berühmten „ Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi allerdings das Abschiedskonzert. Leider.
„Der Winter ist vorbei, es kommt der schöne Mai…“ Gleich zum Auftakt sang das von Heinrich Klug dirigierte Publikum beim Kinderkonzert im bosco begeistert mit: Denn die Aufführung mit Tänzerinnen des Ballettensembles der Musikschule Gilching war auch ein gelungenes Heimspiel. Die in Gauting aufgewachsenen Violin-Virtuosinnen Julia Fischer und Lena Neudauer, die bereits als Kinder im „Jahreszeitenkonzert“ mit Heinrich Klug ihre ersten Erfolge feierten, spielten bei der kindgerechten Aufführung am Sonntagnachmittag die bekannten Geigen-Soli perfekt und packend: Der Nachwuchs der erst 2019 gegründeten Gautinger Kindersinfoniker ließ sich davon mitreißen.
Nicht ohne Grund: Denn Elena Schönlebe, die Tochter von Julia Fischer, aber auch die mehrfache Jugend-musiziert-Preisträgerin und Kontrabassistin Mariclara Ruiz Neudauer (14), Tochter der Geigen-Professorin Lena Neudauer spielen mit, verriet Talentförderer Heinrich Klug.
„Noch berühmter als Mozart war Antonio Vivaldi“, behauptet Moderator Klug nach dem beschwingt vorgetragenen Allegro der Streicher mit der Echo-Violine von Lena Neudauer. Denn schließlich wurde das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart 300 Jahre später geboren.
Aus einem Guss intonierten die Kindersinfoniker mit Johannes X. Schachtner am Cembalo dabei den „Frühling“ zur träumerischen Solo-Violine.
Im nachtblauen Reifrock-Kleid mit funkelndem Strass betritt Serafina Starke die bosco- Bühne. Mit ihrer reichen Coloratur-Sopranstimme bot die 23 Jahre junge Sängerin die Arie aus der Vivaldi- Oper „Tito Manilo“ hell und kraftvoll. Anhaltender Applaus folgt.
Serafina Starke brilliert in der gekonnt hingelegten Doppel-Rolle des Komponisten Antonio Vivaldi, sowie seiner „Primadonna assoluta“ Anna Giro: Das Streicherkonzert mündet in den „Sommer“ mit der berührend interpretierenden Violin-Virtuosin Lena Neudauer.
Zum Publikums-Getrampel und Donnerblech entwickelt das Kinderorchester mit den Münchner Philharmonikern Wolfgang Berg (Viola) und Manuel von Nahmer (Cello) die Dramatik eines sommerlichen Dauerregens. Im gelungenen Zusammenspiel drehen drei schwarz kostümierte Balletttänzerinnen dazu ihre Pirouetten.
„Auf zum Erntefest woll`n wir jetzt und wir trinken guten Wein“, skandiert das Publikum im zweiten Konzertteil „Herbst“ mit Violinvirtuosin Julia Fischer.
Balletttänzerinnen als torkelnde Bauern, die ihre Arme langsam zum träumerischen Port de Bras schwingen, sind in der Szene zu bewundern.
Sonderapplaus und Bravo-Rufe erntet Sopranistin Serafina Starke: Grandios bietet die Sängerin die Arie „Anche il mar…“ aus der Verdi-Oper „Bajazet.“ Es ist eine „der schwersten Arien“ mit 825 Noten in zwei Minuten, die Vivaldi seiner „Primadonna assoluta“ Anna Giro einst auf den Leib geschrieben hat, so Moderator Heinrich Klug.
„Auf geht`s zum fröhlichen Jagen“: In Klugs geänderter kindgerechter Version entkommt die Solotänzerin als Reh glücklicherweise ihren Häschern.
Ein kahler Baum beherrscht das Bühnenbild: Im elegisch interpretierten „Winter“ sind Regentropfen hörbar, die als Pizzicati der Streicher ans Fenster klopfen. Julia Fischer lässt das Moll-Thema auf ihrer Violine tief berührend verklingen.
„Fühlt ihr die wärmenden Winde, die kommen, geschwinde?“: Tänzerinnen, die mit Pirouetten ins Eis einbrechen, setzen dem mit Julia Fischer virtuos hingelegten „Winter“ der Gautinger Kindersinfoniker das finale musikalische Sahnehäubchen auf. Danach folgen anhaltender Beifall, begeistertes Getrampel - und Sonderapplaus für Sopranistin Serafina Stark und Heinrich Klug. Denn für den ehemaligen Münchner Philharmoniker war dies das Abschiedskonzert. Leider.
Doch mit seinen Kinderkonzerten geht`s trotzdem weiter: Unter der künstlerischen Leitung von Julia Fischer werden die Gautinger Kindersinfoniker 2024 „Album für die Jugend“ von Robert Schumann aufführen - mit Sängerin und Schauspielerin Salome Kammer und dem Dirigenten Johannes X. Schachtner: Dafür dankte Talentförderer Heinrich Klug (88) der Geigenvirtuosin Julia Fischer beim umjubelten Abschiedskonzert im bosco mit einer herzlichen Umarmung.