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Veranstaltungsinfo

Mi, 13.03.2019
20.00 Uhr
Klassik

36,00 / 18,00

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Jerusalem Quartet: Bartók und Beethoven

„Leidenschaft, Präzision, Wärme, eine Gold-Mischung: Das sind die Markenzeichen dieses exzellenten israelischen Streichquartetts.“ So die Einschätzung der New York Times über das Jerusalem Quartet.
1996 als junges, dynamisches Ensemble angetreten, haben die israelischen Musiker einen Reifeprozess durchlaufen, der ihnen jetzt erlaubt, auf ein breites Repertoire und eine entsprechende klangliche Tiefe zurückzugreifen, ohne dabei auf ihre Energie und ihre Neugier auf Neues zu verzichten, die sie stets antreibt. Wie kaum ein anderes Ensemble bewahrt das Jerusalem Quartet die lebendige Tradition des Streichquartetts. Das Jerusalem Quartet ist ein regelmäßiger und beliebter Gast auf den großen Konzertbühnen dieser Welt. Hohes Ansehen genießt es besonders in Nordamerika, wo das Quartett regelmäßig in Städten wie New York, Chicago, Los Angeles, Philadelphia, Cleveland und Washington, so wie bei dem Ravina Festival auftritt. Aber auch in Europa trifft das Ensemble auf ein begeistertes Publikum. Das Quartett gastiert in den wichtigen Sälen sowie bei diversen Festivals.
 
ALEXANDER PAVLOVSKY Violine
SERGEI BRESLER Violine
ORI KAM Viola
KYRIL ZLOTNIKOV Violoncello
 
Programm
BARTÓK  Streichquartett Nr. 1 op. 7, Sz 40
BEETHOVEN  Streichquartett Nr. 1 F-Dur, op. 18/1
BARTÓK  Streichquartett Nr. 4 C-Dur, Sz 91

19.00 Konzerteinführung durch den Kulturjournalisten Reinhard Palmer (Entfällt) *

* Da wir im laufenden Jahr mit erheblichen Zuschusskürzungen der öffentlichen Hand rechnen müssen, sind wir gezwungen, rechtzeitig Einsparungen vorzunehmen, um die Liquidität des Vereins nicht zu gefährden. Es werden in allen Bereichen des Theaterforums nach und nach verschiedene Sparmaßnamen umgesetzt werden. In der Klassik-Reihe müssen wir schweren Herzens die Konzert-Einführungen einstellen. Vielen Dank für Ihr Verständnis, Ihr Theaterforum  Gauting e.V.




Im Rahmen eines kleinen Zyklus wird das Jerusalem Quartett in der Region drei Konzerte mit unterschiedlichen Bartók und Beethoven Konzerten spielen. Weitere Stationen und Programme:
 
Do, 14. März 2019 | Bürgerhaus Pullach
Heilmannstr. 2, 82049 Pullach i. Isartal
VVK ab 26.02.2019 (www.buergerhaus-pullach.de)
 
BARTÓK Streichquartett Nr. 3 cis-Moll, Sz 85
BEETHOVEN Streichquartett Nr. 5 A-Dur, op. 18 Nr. /5
BARTÓK Streichquartett Nr. 6 D-Dur, Sz 114

Sa, 16. März 2019 | Iffeldorf, Gemeindezentrum
Hofmark 9, 82393 Iffeldorf
VVK ab 19.11.2018 (www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de)

BARTÓK Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 17, Sz 67
BEETHOVEN Streichquartett Nr. 2 G-Dur, op. 18 Nr. /2
BARTÓK Streichquartett Nr. 5 B-Dur, Sz 102

Nach(t)kritik
Bartók als legitimer Erbe Beethovens
Nach(t)kritik von Reinhard Palmer
Selbst wenn man es weiß, ist der Zusammenhang schwer herauszuhören. Sogar in der Interpretation vom Jerusalem Quartet, das auch bei Bartóks Streichquartett Nr. 4 in C-Dur von 1928 trotz neuer Spieltechniken, groovender Rhythmen und stellenweise minimalistischer Ostinati die kultivierte, feinsinnige Tongestaltung in traditioneller Manier beibehielt. Wohl im Sinne des Komponisten, denn die Verbindung zur Tradition war ihm nach zeitweiser Abwendung dann doch ein großes Anliegen. So geriet das Konzert zu einer Lehrstunde über die Geburt der Neuen Musik, die tatsächlich auch mit der Kreation eines ungarischen Nationalstils einherging. Sicher war es hilfreich, Beethovens erstes Streichquartett op. 18/1 und in der Zugabe Debussys langsamen Quartettsatz zu hören, um eine gewisse Kontinuität in den Werken Bartóks zu erkennen. Aber damit waren noch nicht alle Fragen beantwortet.
Die zentrale Frage dabei gewiss, wie es Bartók möglich war, die tradierten Formen der Ernsten Musik wie der ungarischen Folklore so umzudeuten, dass sie eine nahtlos verbundene Einheit zu bilden vermögen. Hilfreich dürfte die hohe musikalische Qualität der ungarischen Folklore gewesen sein, sofern man sie so benennen kann. Denn die ungarische Musik war im Grunde Klassik und Volksmusik zugleich, entwickelte sich daher höchst anspruchsvoll, teils überaus Virtuos. Letzteres interessierte Bartók aber offenbar wenig. Sein Quartettsatz fokussiert vielmehr die klanglichen Qualitäten, insbesondere im zweiten gedämpften und vierten gezupften Satz des C-Dur-Streichquartetts, während sich die äußere Schale – der Kopf- und Finalsatz – mit thematischer Arbeit befasst. Letzteres nach Vorbild Beethovens, die eigentümliche Atmosphäre der inneren Schale indes durchaus wohl mit dem Kolorit Debussys im Sinne.
Bei aller Klarheit der vier Sätze überraschte dieses zentrale „Non troppo lento“ in der symmetrischen Gesamtanlage mit einer rätselhaften Erzählung. Die vier engagiert, aber auch geschmeidig agierenden Musiker scheuten nicht davor, ihre Instrumente geradezu sprechend einzusetzen. Das vielbeschworene und überstrapazierte Zitat Goethes über ein Gespräch von vier vernünftigen Musikern fand sich hier geradezu wortwörtlich umgesetzt.
Die Klarheit der musikalischen Ausdrucksweise, wie sie Beethoven gerade in den ersten herausgegebenen Streichquartetten vorführte, wie sie auch hier in der Interpretation des F-Dur-Werkes vom Jerusalem Quartet in vornehmer wie einfühlsamer Spielweise zum Zuge kam, erschien auch in Bartóks C-Dur-Quartett – mit Ausnahme des zentralen Satzes. Der schien dem ersten Streichquartett a-Moll op. 7 näher zu stehen, in der Charakteristik eher ein Nachsinnen über bestimmte Inhalte als deren ausdrückliche Formulierung. Im a-Moll-Quartett von 1908 schien der Weg in die Neue Musik mehr Vorahnung als eine klare Ansage. Interessanter Weise hatte Bartók dort bereits die Satzgliederung überwunden und verband die Sätze zu einer Gesamtform, die dem Jerusalem Quartet die Gelegenheit gab, mit einem einzige Spannungsbogen mehr Entschiedenheit zu zeigen, als es vielleicht dem Werk immanent ist. Es vermittelte dennoch mehr den Eindruck des Suchens denn der Gewissheit darüber, einen klare Linie gefunden zu haben.
Als die größte Leistung des Jerusalem Quartets kann wohl darin konstatiert werden, aus den Werken Bartóks klare Dramaturgien gewonnen zu haben. Insbesondere im dahinspinnen von teils heterogenen Gedanken im a-Moll-Quartett den großen Bogen gefunden und ihn auch wie selbstverständlich exponiert zu haben, war schon meisterlich. Selbst flüchtige Gedanken, wie sie die Neue Musik erstmals zur Ausdrucksform erhob, fanden im transparenten Gesamtgefüge ihren entsprechend luftigen Platz. Auf diese Weise war es möglich, den zeitlichen Abstand der Werke Bartóks zum Beethoven-Streichquartett zu überwinden und nicht zuletzt dadurch Bartók in der Fortsetzung der großen Tradition einzureihen. Ob die Reihe der großen B’s – Beethoven, Brahms, Bruckner – mit Bartók fortgesetzt werden kann, bleibt noch abzuwarten.
Sicher ist aber schon jetzt, dass das bosco-Publikum die vielerorts noch spürbaren Vorbehalte gegenüber Neuer Musik hinter sich gelassen hat.
Galerie
Bilder der Veranstaltung
Mi, 13.03.2019 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.