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Julian Roman Pölsler: Die Wand
Die vierzigjährige Protagonistin, die namentlich nicht genannt wird, tritt in dem Roman als Ich-Erzählerin auf. Sie reist mit ihrer Cousine Luise und deren Ehemann Hugo an einem Wochenende zu einer Jagdhütte ins Gebirge. Das Ehepaar sucht abends noch eine im Tal gelegene Gaststätte auf. Morgens vermisst die Erzählerin ihre Begleiter und verlässt die Hütte, um nach ihnen Ausschau zu halten. Doch am Ausgang der Schlucht stößt sich ihr Hund die Schnauze an einer unsichtbaren Sperre blutig. Ein Mann, der im Tal an einem Brunnen Wasser schöpft, wirkt in ihrem Fernglas wie versteinert.
Es scheint, als habe ein großes Unglück alle – zumindest aber alle ihr durch die gläserne Wand sichtbaren – Lebewesen getötet. Damit wäre sie durch die rätselhafte Wand zugleich geschützt und gefangen. Da sich das von der Wand umschlossene Gebiet über mehrere Jagdreviere erstreckt, lernt die so Isolierte allmählich, sich von den verbliebenen Vorräten, den Früchten und Tieren des Waldes und ihrem Garten zu ernähren. Zu der Sorge um ihre eigene Existenz kommt dabei bald die Sorge um verschiedene Tiere, die ihr zulaufen: neben einem Hund und Katzen eine trächtige Kuh. Während eines Winters holt sie ihre Notizen hervor und fertigt den vorliegenden Bericht an – ohne zu wissen, ob ihn jemals jemand zu Gesicht bekommen wird.
Gegen Ende erscheint auf der Alm, die die Frau als Sommerquartier bezogen hat, ein Mann. Da er ohne ersichtlichen Grund ihren jungen Stier und ihren Hund erschlägt, erschießt die Frau den Mann. Trotz dieses Mordes klingt die Erzählung optimistisch aus; so heißt es unter anderem: „Seit heute früh weiß ich sicher, daß Bella ein Kalb haben wird. Und, wer weiß, vielleicht wird es doch wieder junge Katzen geben.“ Die Gefangene verschiebt ihren schon wiederholt erwogenen Ausbruch, obwohl ihr sowohl die Munition als auch die Zündhölzer ausgehen. Ihr Schicksal bleibt offen.