Es gibt drei Dinge, die jedes Kind wirklich liebt: Sich verkleiden, eine Geschichte erzählt bekommen, und Musik. So war es kein Wunder, dass das Kinderkonzert, das Gautings Kinder heute - in gleich vier Vorstellungen - im bosco erleben durften, sein Publikum auf Anhieb in den Bann gezogen hat. Der Gautinger „Karneval der Tiere“ auf der Basis des Werkes von Camille Saint-Saens war ein großer karnevalesk-musikalischer Spaß, den zu zelebrieren und zu genießen allen Mitwirkenden gelang. Schließlich sind die Künstler auf der Bühne selber einmal Gautinger Kinder gewesen, die meisten jedenfalls - die Julia (Fischer), die Lena (Neudauer) und der Sebastian (Hofmüller). Heute wachsen ihre eigenen Kinder hier an der Würm auf, so dass sie das kritischste Publikum unter dem eigenen Dach sitzen haben.
Irgendwann ist sie entstanden, die Idee, für ihre eigenen und alle anderen Gautinger Kinder etwas auf die Bühne zu stellen, das Lust auf Musik und Geschichten macht.
Die musikalische Besetzung darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: Weltklasse-Solistinnen Julia Fischer und Lena Neudauer, Violinen, dazu Louis Vandory, Viola, und der wunderbare Wen-Sinn Yang am Cello, der Gautinger Kontrabassist (und Ehemann von Lena Neudauer) Juan Sebastián Ruiz, die Gautinger Percussionisten Babette Haag, dazu Florian Satzl an der Klarinette, Andrea Lieberknecht an der Flöte und die beiden Pianisten Adrian Oetiker und Paola de Piante Vicin. Den meisten der kleinen Zuschauer sind diese Namen nichts weiter als eben Namen, doch die musikalische Exzellenz, für die sie stehen, ist den Kindern durchaus bewusst geworden. Und weil sie Kinder sind, haben sie getanzt und getrampelt und sich lautstark eine Zugabe erkämpft - ein schöneres Dankeschön aus diesen kleinen Händchen, Füßchen und Mündchen kann es nicht geben.
Die freche, sehr amüsante Textfassung von Dirk Schönlebe bietet eine Steilvorlage für Schauspieler Sebastian Hofmüller, der zur Höchstform aufläuft und einen ganzen Tierpark gleichzeitig spielt. Da sind die wilden Esel auf Rollschuhen, da sind die Kolibris, da ist das Schnabeltier, der Lurch, der Schwan. Der Elefant kommt als Mücke verkleidet, denn „umgekehrt kann ja jeder“. Und der Wolpertinger murmelt angesichts der wilden Esel „San schon Hund, diese Esel“. Aber Esel darf man ja in Zeiten politischer Korrektheit nicht mehr sagen, die heißen jetzt „Persönlichkeiten mit langen Ohren“, und wenn sich einer eine Eselsbrücke bauen will, so baut er sich gefälligst eine „Persönlichkeiten-mit-langen-Ohren-Brücke“.
Seit seiner Uraufführung ist Saint-Saens` „Karneval der Tiere“ für viele Kinder der Einstieg in die klassische Musik. Beim Gautinger Kinderkonzert dürfte so mancher „angefixt“ worden sein - hoffentlich. Denn die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne wünschen sich alle ein Mehr-Generationen-Publikum. Das darf auch gerne ein paar Persönlichkeiten-mit-langen-Ohren-Ecken ins Programmheft knicken.