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Veranstaltungsinfo

Di, 31.05.2022
20.00 Uhr
Literatur

15,00 / 8,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V. und Buchhandlung Kirchheim

Klaus Pohl: Sein oder Nichtsein (Ersatztermin)

Nachholtermin für Mi 24.11.2021

Ersatztermin für die abgesagte Literatur-Veranstaltung mit Klaus Pohl am Mittwoch, den 24.11.2021.
Karteninhaber*innen  werden informiert.

Es ist und bleibt ein großes Geheimnis: Wie entsteht ein Kunstwerk? Klaus Pohl ist es mit seinem grandiosen Roman »Sein oder Nichtsein« gelungen, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Er erzählt von der Entstehung eines wirklich großen Kunstwerks, der denkwürdigen »Hamlet«-Inszenierung des legendären Regisseurs Peter Zadek aus dem Jahr 1999 mit der Schauspielerin Angela Winkler als Hamlet. Mit zu diesem kleinen Wunder hat sicher beigetragen, dass der Autor Klaus Pohl als Schauspieler in der Rolle des Horatio selbst Teil der Inszenierung war und so an den monatelangen Probenarbeiten in Straßburg teilgenommen hat.

Und so erlebt der Leser, wie sich eine Gruppe der besten Theaterschauspieler der letzten Jahrzehnte – Angela Winkler, Ulrich Wildgruber, Otto Sander, Eva Mattes u. a. – auf eine Reise ins Unbekannte begibt. Dabei erlebt er Abenteuer, heftige Kämpfe und zarte Liebesgeschichten, Wut und Hingabe, Konkurrenz und Freundschaft, Hysterie und Selbstzweifel, Tragödien und Komödien und am Ende das unvergleichliche Glück des Entdeckens und Gelingens. Und dies nicht nur auf der Probebühne, sondern im Leben aller Beteiligten vom Regie-Zampano bis zum Bühnenbildner und der Souffleurin.

Zugleich ist Klaus Pohls Roman dieser Inszenierung nicht nur ein kulturhistorisches Dokument, sondern selbst ein poetisches Kunststück voller überraschender Wendungen und intimer Portraits.

KLAUS POHL, geboren 1952 in  Rothenburg ob der Tauber lebt in  New York, Berlin und Wien. Er   ist Schauspieler u.a. am Wiener Burgtheater und als Autor schreibt er Theaterstücke, Drehbücher, Essays, Reportagen und  Romane. 2020 las Pohl seinen  Roman Sein oder Nichtsein als  Hörbuch ein, das Theaterleute  und Literaturkritiker zu Begeisterungsstürmen  hinriss, danach in  mehrere Auflagen ging und das  jetzt als Buch erschienen ist.
2021 erhielt Klaus Pohl für seine CD-Einspielung „Sein oder nicht Sein“ den Therese-Giehse-Preis vom Bundesverband Schauspiel

"Ist dieses Buch ein Theaterroman? Natürlich, aber weit mehr! Ist dieses Buch ein Liebesroman? Auch das. Ist dieses Buch ein Tagebuch, eine Komödie, eine Tragödie? All das." JOACHIM MEYERHOFF

Nach(t)kritik
Hamletabenteuer. Eine Tragikomödie
Nach(t)kritik von Sabine Zaplin

Nichts ist - für ein so theateraffines Publikum wie das des bosco zumal - unterhaltsamer als ein fundierter Blick hinter die Kulissen. Dabei sein oder nicht sein, ist da gewissermaßen die entscheidende Frage. Schauspieler und Dramatiker Klaus Pohl ließ sie am Dienstagabend dabei sein, als er ein paar Auszüge seines zunächst als Hörbuch und dann auch in gedruckter Ausgabe erschienenes Buch „Sein oder Nichtsein“ vortrug. Besser gesagt: Klaus Pohl spielte all das, was sich während der Proben zu Peter Zadeks „Hamlet“-Inszenierung im Jahr 1999 für die Wiener Festwochen zutrug. Nach Zadeks legendärem Bochumer „Hamlet“, der 22 Jahre zuvor Premiere feierte, mit dem dafür frenetisch gefeierten Ulrich Wildgruber in der Titelrolle, hatte der Regisseur sich noch einmal daran gemacht, Shakespeares Drama auf das hin abzuklopfen, was ihm, Peter Zadek, daran auffiel, begeisterte, interessierte. Dafür hatte er sich ein von ihm handverlesenes Ensemble zusammengestellt und nach der ihm eigenen Theorie, dass die zwischen den Schauspielerinnen und Schauspielern entstehende Dynamik erst das einem Drama innewohnende Feuer entfachen kann, besetzt. So kam es, dass beinahe ein Vierteljahrhundert nach Bochum Ulrich Wildgruber die Rolle des alten Polonius bekam und ihm mit Angela Winkler ein vollkommen anderer Hamlet gegenüberbesetzt wurde als er ihn einst verkörpert hatte. Allein diese Konstellation bietet genügend Stoff für zahlreiche Dramen und wird zum roten Faden in Klaus Pohls Probenroman. Pohl selber steht als Horatio wie ein Beobachter auf, hinter und neben der Bühne und nimmt seine Leserinnen und Leser mit, von der ersten Leseprobe in Zadeks Straßburger Wohnung über nächtliche Kneipenexzesse, Wutausbrüche des Regisseurs im Probendomizil bis hin zu portraitgenauen Szenen der einzelnen Ensemblemitglieder. Dabei entsteht im Schreiben - und Lesen - das Panorama eines von der Idee über die Auseinandersetzung bis zur Vollendung wachsenden Kunstwerks.

Dass Klaus Pohl ein exzellenter Erzähler ist, beweist er mit den ausgewählten Passagen. Wie er die Ankunft des damals des Lebens eigentlich schon überdrüssigen, müden Ulrich Wildgruber in dem von ihm bewusst gewählten Gasthof in Kehl, auf der anderen Rheinseite, schildert, lässt ahnen, dass das Abenteuer „Hamlet“ voller Gefahren sein wird. Das bestätigt sich bereits bei der ersten Probe, für die Peter Zadek sofort „das ganze Stück im Ablauf“ angesetzt hatte und die doch bereits an der falschen Farbe der Wände im Raum scheiterte. Alle bekamen drei Tage „farbfrei“, damit der Bühnenmeister Abhilfe schaffen konnte, und Zadek gab Angela Winkler mit auf den Weg, sie möge die Tage gut und möglichst ausschließlich an der Seite der Souffleuse zum Textlernen nutzen. Er wusste natürlich darum, wie schwer sich die Winkler mit der Aneignung umfangreicher Textpassagen - und vor allem mit der Rolle des Hamlet in Gegenwart des geschätzten und degradierten Kollegen Wildgruber - tat. Wie Klaus Pohl seinen gemeinsamen Spaziergang mit Angela Winkler durch die Straßburger Gassen schildert und ihre Auslassungen über diese Besetzungstaktik, wie er in einer späteren Szene davon erzählt, was am Kneipentisch nach der Probe zwischen Wildgruber und Winkler geschah und wie die Prophezeiung des genialen Zadek, „Wer den Hamlet spielen will, ist schon mal falsch besetzt,“ im Kampf um und gegen die Rolle aufging - das alles ist allerfeinste Beobachtung und Verarbeitung zu Literatur, die Klaus Pohl wiederum hinreissend vorträgt. „Ist dieses Buch ein Theaterroman? Natürlich, aber weit mehr!“, hat der Schauspieler und ebenfalls vom Theaterberuf Erzählende Joachim Meyerhoff überKlaus Pohls „Sein oder Nichtsein“ gesagt, „ist dieses Buch ein Liebesroman? Auch das. Ist dieses Buch ein Tagebuch, eine Komödie, eine Tragödie? All das.“ Und als Lesung vom Autor ist es zudem ein Bühnenerlebnis von hohem Unterhaltungswert.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Di, 31.05.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.