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Veranstaltungsinfo

Fr, 10.03.2017
20.00 Uhr
Klassik

25,00 / 15,00

VVK ab 26.11.2016

László Fenyö & Marianna Shirinyan: Bach Beethoven Bartók Brahms

László Fenyö, Violoncello & Marianna Shirinyan, Klavier
In den letzten Jahren konzertierte László Fenyö auf bedeutenden Podien wie dem Concertgebouw Amsterdam, der Wigmore Hall London oder dem Münchener Gasteig und tourt regelmäßig mit den führenden Sinfonieorchestern aus Europa und Asien. Er tritt regelmäßig unter der Leitung von Krzysztof Penderecki auf und pflegt mit diesem eine intensive Zusammenarbeit.

Als Marianna Shirinyan im Jahr 2006 beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München gleich fünf Preise erhielt, begann für sie eine steile Karriere als Solistin und Kammermusikerin. Ihre CDs erhielten hervorragende Kritiken.
Im bosco konnten wir sie bereits beim Schostakowitsch-Projekt am 17.09.2016 als hervorragende Pianistin bewundern.

19.00 Uhr Konzerteinführung durch den Kulturjournalisten Reinhard Palmer

Pogramm:
BACH – KODÁLY Drei Choralvorspiele
BEETHOVEN Sonate für Violoncello Nr. 4 in C-Dur, op. 102
BARTÓK Rhapsody Nr. 1 Sz 86
BACH Gambensonate in G-Dur, BWV 1027
BRAHMS Cello Sonate in F-Dur, op. 99
Nach(t)kritik
Feinste musikantische Qualitäten
Nach(t)kritik von Reinhard Palmer
Bach, Beethoven, Bartók, Brahms: Die großen B’s der Musikgeschichte hatten wohl viel gemeinsam. Jedenfalls erwies sich das Programm als sehr stimmig, wobei allerdings die Interpretationen hier einen wesentlichen Anteil an dieser runden Sache hatten. Der Ungar László Fenyö (Violoncello) und die Armenierin Marianna Shirinyan (Klavier) harmonieren im Temperament, was sich in der Musik als ein überaus homogener Zugriff äußerte. Und der eroberte das bosco-Publikum im Sturm, mit Leidenschaft, hochemotionalem Spiel, aber auch zärtlichster Empfindsamkeit.
Auch wenn Zoltán Kodály hier nur eine Transkription Bachs drei Orgel-Choralvorspiele beigesteuert hatte, ließ sich sein K unter den B’s nicht ignorieren. Seine Version dieser von der freien Improvisation her kommenden Stücke setzte sich über den sinnierenden Charakter der Orgeloriginale hinweg. Extreme Kontraste zwischen dem lyrischen Cantus firmus und den überdimensionierten Überleitungen, die Kodály mit voller pianistischer Wucht spielen lässt, machten die Choralvorspiele von Bach zu eigenständigen Werken von nahezu explosiver Kraft.
Die Intensität und Expressivität der Interpretationen rührten in dem Konzert wohl vor allem da her, dass beide preisgekrönten Musiker etwas vom musikantischen Fach verstehen. In der Rhapsodie von Bartók sind die folkloristischen Fähigkeiten des Duos deutlich zutage getreten. Die zwei Csárdás-Sätze, Lassú und Friss, hätten wohl kaum authentischer erklingen können. Gemeint ist aber nicht nur das derbe Poltern und der temperamentvolle Schmiss im Spiel, sondern auch die blühenden Nuancen in der Klangdifferenzierung und der vergnügliche Schwung im Paartanz Friss. Letztere Qualitäten fanden sich auch in Bachs kontrapunktisch aufgebauter Gambensonate B-Dur BWV 1027. Doch dort nahmen sich beide Musiker angemessen zurück und verschlankten sowohl den Klang sowie die Substanzplastizität. Die innige Kopfsatz-Melodie wie auch generell die mäandernde Melodik Bachs entführten in die Sphäre zärtlichster Empfindungen. Das wuchtige, überdimensionierte Scherzo wie auch der Schlusssatz setzten indes ungeheuer viel Energie frei, die das Duo Shirinyan Fenyö aber auch wirkungsvoll zu kanalisieren verstanden.
Das musikantische Spielvermögen brachte auch der älteren Literatur viele Reize und wirkungsvolle Entwicklungen. Das war schon in Beethovens C-Dur-Sonate op. 102/1 der Fall. Eins der Spätwerke, die in dieser Phase seine Zeitgenossen allgemein überforderten. Improvisatorische Freiheit brachte auch Beethoven ins Spiel. Die formale Bindung lockerte sich dadurch und öffnete einen großen Raum für Auslegungen der Fantasie ähnlichen Anlage – unterbrochen von hochdramatischen, kraftvollen Momenten.Brahms erging es ähnlich wie Beethoven: Auch seine Zeitgenossen verstanden seine Musik nicht mehr. Tatsächlich entsprechen die einzelnen Sätze der Sonate kaum der tradierten Form. Das zentrale „Adagio affettuoso“ interpretierte das Duo mit großer Vorsicht und Sorgfalt. Die beiden letzten Allegro-Sätze bewiesen indes einen höchst emotionalen Hintergrund. Beide Musiker des Abends agierten bis zum Schluss nicht nur mit höchster Präzision, sondern auch mit größter Hingabe. In den beiden Rachmaninow-Werken der Zugabe – langsamer Satz der Cellosonate und das betörende „Vocalise“ – vermochten diese geballte Energieladung nur langsam abzubauen. Mit ganzer Kraft des beseelten Cellogesangs wie auch mit feinsten, perlenden Glöckchenklängen pianistischer Begleitkunst.
 
Galerie
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Fr, 10.03.2017 | © Werner Gruban - Theaterforum